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Börsenduell - Beiersdorf vs. Henkel

Nicht nur ein kosmetischer Unterschied

 

Liebe Leser, immer schwankungsanfälligere Aktienmärkte wie auch sich stetig wandelnde Unternehmensprofile lassen es heutzutage zu einer immer komplexeren Herausforderung werden, Aktien vergleichbarer Unternehmen wirklich bis ins Detail gegenüberzustellen und auf dieser Grundlage eine stichhaltige Differenzierung zwischen den vermutlichen „Gewinnern“ sowie den „Verlierern“ von Morgen zu treffen.

BERNECKER RESEARCH eröffnet daher nunmehr in Erweiterung seines Angebots die künftig regelmäßig erscheinende Analyserubrik „Börsenduell“, mit der es Ihnen durch eingehende Vergleichsanalysen artverwandter Unternehmen leichter ermöglicht werden soll, die Spreu vom Weizen zu trennen, und so gezielter auf die langfristig vielversprechendsten Outperformer zu setzen.

Den Anfang dieser Rubrik macht heute eine Gegenüberstellung der DAX 30-Erzkonkurrenten HENKEL (ISIN: DE0006048432) und BEIERSDORF (ISIN: DE0005200000).

Denn es ist in der Tat frappierend und stark erklärungsbedürftig, wie die Aktien dieser beiden Unternehmen, die wegen vermeintlich ähnlicher Geschäftsprofile häufig in einem Atemzug genannten werden, doch zunehmend auseinanderdriften - und dies bereits seit Herbst 2016!

 

Chart 1: Performance-Chart Beiersdorf vs. Henkel

 

Beiersdorf vs. Henkel

 

Wie ist diese bereits fast 3 Jahre währende, zunehmend starke Outperformance der Beiersdorf-Aktie gegenüber Henkel erklärlich, wo sich beide Unternehmen doch in relativ ähnlichen Produktsegmenten bewegen? Nun, wie so oft: Der Unterschied liegt sehr stark im Detail.

Dass Henkel bereits im Sommer 2016 seine bis dato stärkste Gewinn- und Aktienkurs-Überlegenheit gegenüber Beiersdorf verzeichnete, und seitdem im relativen Performance-Absturz begriffen ist, ist im wesentlichen in 2 Faktoren begründet.

Zum einen wurden zu dieser Zeit die zurückliegend stärksten Konjunktur-Wachstumsraten verzeichnet. Diese drückten sich in Europa in einer realen jährlichen BIP-Wachtumsrate von rd. 2,8 %, in den USA von knapp 4 % sowie in den Schwellenländern von rd. 6 % aus. In diesem Umfeld sprudelten natürlich die Unternehmensgewinne der deutlich konjunkturzyklischer als Beiersdorf aufgestellten Henkel weitaus stärker.

So beträgt bis heute der Umsatzanteil der konjunkturzyklischen Sparten Wasch- / Reinigungsmittel sowie Klebstoffe bei Henkel rund 80 %, der ertragsstabilen Sparte Körperpflege-Produkte hingegen nur rund 20 %. Bei Beiersdorf hingegen verhalten sich diese Proportionen nahezu exakt umgekehrt: nur rd. 18 % des Umsatzes von Beiersdorf entfällt auf die dazu noch konsumorientierte Klebemittel-Sparte TESA, die damit zumeist deutlich stabiler dasteht, als die eher auf Industrie- und Bauleime konzentrierte Klebesparte von Henkel (Marken abgesehen von Konsumprodukten PRITT und PATTEX z. B. LOCTITE, TECHNOMELT und Tapetenkleister METYLAN). Dagegen ist Beiersdorf bis heute zu gut 80% auf Körperpflegeprodukte konzentriert, wozu Marken wie NIVEA, LABELLO, 8x4, HANSAPLAST und EUCERIN zählen (Konsummarken von Henkel z. B. SCHWARZKOPF, SYOSS, FA und THERAMED).

 

Wettbewerb im Waschmittel-Sektor

 

Ein weiteres Manko abgesehen von der seit 2017 weltweit tendenziell nachlassenden Konjunkturdynamik (selbst in weiten Teilen Asiens) ist speziell für Henkel jedoch zudem die Tatsache, dass diesem rückläufigen Wachstum die internationale Konkurrenz gerade im von großen Playern dominierten Waschmittel-Markt seither mit einem gnadenlosen Wettbewerb wortwörtlich um jeden Preis begegnet! Die Rede ist hier insbesondere von auch bereits in Kartellverdacht geratenen Waschmittel-Konkurrenten wie Procter & Gamble, Colgate Palmolive und Unilever.

Diesem „Preiskrieg“ hat sich Henkel zwar nie angeschlossen, jedoch führte deren Zurückziehen auf „Qualitätstradition“ (mit Markennamen wie PERSIL und SOMAT) dazu, dass verstärkt von weiterer hochkarätiger internationaler Konkurrenz (z.B. Church & Dwight, Reckitt Benckiser, Clorox und Amway) Henkel seit 2017 gerade im globalen Wasch- und Reinigungsmittel-Sektor zunehmende Marktanteilsverluste verzeichnet. So beläuft sich der weltweite Marktanteil von Henkel in diesem Segment, gemessen am Umsatz, derzeit gerade noch auf ca. 6 %. Insofern ist es seit Jahren ein hochgradiger Vorteil von Beiersdorf, gerade im hart umkämpften Wasch- und Reinigungsmittel-Segment in keiner Weise tätig zu sein!

Relativ bedeutungslos für den Konzernvergleich fallen dagegen deren jeweilige Klebstoff-Sparten mit annähernd gleichen Umsatzanteilen von rd. 20 % aus. Jedoch ist wie oben erwähnt festzuhalten, dass Henkel auch hier ein konjunkturabhängigeres und damit langfristig wohl eher weniger ertragsstabiles Geschäftsprofil aufzuweisen hat, als Beiersdorf.

Bleibt die konsumnahe Sparte der Körperpflegeprodukte: Hier spielt Beiersdorf nicht nur der 80-%ige Umsatzanteil relativ zu 20 % bei Henkel im Umfeld des nachlassenden Wirtschaftswachstums voll in die Karten. Hinzu kommt auch noch, dass dieser Bereich aktuell bei Beiersdorf doch von höherer operativer Profitabilität gekennzeichnet ist (Marge 15,3 %) als bei Henkel (Marge 13,5 %).

Als Fazit kann somit festgehalten werden, dass trotz diverser konkurrierender Produktsegmente Henkel bei Weitem konjunktursensitiver ausgerichtet ist als Beiersdorf und dies gerade seit 2017 zu einer zunehmenden Gewinn- und Margenunterlegenheit von Henkel führt. Daher dürfte Henkel von 2016 – 2020 schätzungsweise eine operative Gewinnsteigerung von gerade einmal rd. 6,5 % verzeichnen, Beiersdorf hingegen von rd. 16,5 %.

 

Bewertung Beiersdorf vs. Henkel

 

Auf der anderen Seite ist natürlich einzuräumen, dass dieser zunehmende strukturelle Qualitätsunterschied von Beiersdorf und Henkel im Zuge der Aktienrally von Beiersdorf mittlerweile nun zu einem deutlichen Abstand des KGVs der Beiersdorf-Aktie (2020e: ca. 31)

gegenüber dem KGV von Henkel (2020e: ca. 16) geführt hat. Ist dieser Abstand gerechtfertigt? Unseres Erachtens schon. Zum einen halten wir es nicht für unwahrscheinlich, dass Beiersdorf auch in längerer Zukunft weiterhin annähernd doppelt so hohe Gewinnwachstumsraten wie Henkel aufweisen wird. Zum anderen dürfte eine überdurchschnittliche Gewinnqualität und -stabilität aber künftig an den Aktienmärkten in einem Umfeld immer fragiler werdender Konjunkturen auch generell mit immer höher werdenden (KGV-)Bewertungsprämien bezahlt werden.

 

Chart 2: Relative Stärke (Outperformance) Beiersdorf vs. Henkel

 

Relative Stärke Beiersdorf vs. Henkel

 

Wir sehen daher, selbst auch bewertungsseitig, aktuell keine Anzeichen, dass oben graphisch dargestellter Trend zunehmender relativer Stärke von Beiersdorf gegenüber Henkel in kürzerer Zeit nachhaltig brechen dürfte.

Au diesem Grunde geben wir einem Investment in Beiersdorf momentan auch weiterhin den Vorzug gegenüber einer Anlage in Henkel.

Kurzfristig könnte die Beiersdorf-Aktie charttechnisch zwar schlechtesten Falls durchaus wieder in die Nähe ihres Ausbruchsniveaus bei ca. 103 EUR zurückfallen. Jedoch halten wir bereits Kurse von unter 110 EUR fundamental betrachtet langfristig für eine sehr interessante (weitere) Einstiegsgelegenheit in die Aktie.

 

Chart 3 : Kurschart Beiersdorf

 

Chart Beiersdorf

 

30.08.2019 - Matthias Reiner - mr@ntg24.de

 


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