als .pdf Datei herunterladen

Sprituosenhersteller im Fokus

Das Börsenduell

NTG24 - Sprituosenhersteller im Fokus

 

Die Zahlen, die DIAGEO-CEO Menezes vergangenen Monat auf der Hauptversammlung vorlegte, zeichneten eine überzeugende Entwicklung nach. Nämlich die disziplinierte Umsetzung einer erfolgreichen Geschäftsstrategie. Der weltgrößte Spirituosenhersteller hatte im Ende Juni abgelaufenen Geschäftsjahr den Umsatz organisch um 6 % auf 12,87 Mrd. Pfund gesteigert, während der Gewinn um 5 % auf 3,16 Mrd. Pfund zulegte, was eine Nettoumsatzrendite von satten 24,55 % ergibt. Und die operative Entwicklung seither lief für den Konzern, zu dessen bekanntesten Brands die Marken Guinness, Captain Morgan, Smirnoff und Baileys zählen, weiter voll nach Plan.

 

DIAGEO und der Handelsstreit

 

Allerdings schafft der aktuelle Handelsstreit der EU mit den USA neue Unsicherheit. Nachdem die Welthandelsorganisation WTO die EU-Subventionen für Airbus für widerrechtlich und die Strafzölle der USA auf europäische Importgüter für rechtmäßig erklärte, veröffentlichten die USA am 03.10. eine Liste mit Waren, die ab 18. Oktober mit Zöllen belegt werden sollen, auch wenn in den laufenden Verhandlungen das letzte Wort noch nicht gesprochen ist.

 

Diageo und Anheuser Busch

 

Die Ratingagentur Fitch Ratings sieht unter den potenziell betroffenen Unternehmen auch DIAGEO (GB0002374006). Vor allem mit seinen alkoholischen Getränken (Whisky und Wein). DIAGEO erlöst mit rund 4 Mrd. Pfund etwa ein Drittel seines Umsatzes in den USA. Und auch wenn hochpreisige Luxusgüter wie Whisky eine relativ niedrige Preiselastizität besitzen, so dürfte der Effekt eines Zollsatzes von 25 % die Nachfrage doch beeinflussen. Hinzu kommt, dass Zölle auch Zweitrundeneffekte auslösen können, bei denen die Produktpreise der besteuerten Güter in Drittmärkten fallen. Dies könnte dann Margendruck etwa in Europa erzeugen.

Fazit: Auch wenn die tatsächliche Auswirkung auf DIAGEO noch unklar ist und wohl geringer als angenommen ausfällt, so ist die neue Entwicklung für uns ein Grund, die aufgelaufenen Gewinnen zu realisieren. Denn zum einen ist an Gewinnmitnahmen noch niemand gestorben, und zum anderen ist eine weitere Drehung an der Eskalationsspirale durch eine oder beide Konfliktparteien nicht ausgeschlossen. Wir empfehlen deshalb, DIAGEO zu verkaufen.

 

ANHEUSER-BUSCH mit Asien-Fokus

 

Unsere Empfehlung ANHEUSER-BUSCH INBEV (BE0974293251) hingegen ging in den letzten Wochen entschiedene Schritte zum Abbau seiner Verschuldung, die bei der Übernahme von SABMiller 2016 aufgebaut wurde.

Mit dem zweitgrößten Börsengang im laufenden Jahr brachte der weltweit größte Brauerei-Konzern sein Asiengeschäft unter dem Dach der Budweiser Brewing Co. APAC an den Mann und nahm nach Ausübung der Mehrzuteilungsoption rund 5,75 Mrd. Dollar ein. Dabei wurden die Aktien mit einem Ausgabekurs von 27 Hongkong-Dollar an der Börse in Hongkong eingeführt. Der Ausgabepreis lag zwar am unteren Ende der Bookbuilding-Spanne, jedoch ist das derzeitige Emissionsumfeld mit den politischen Spannungen in Hongkong selbst und dem offenen Handelsstreit zwischen China und den USA auch eine Herausforderung. Allerdings hatte ein Staatsfonds aus Singapur als Ankeraktionär einen Erwerb in Höhe von 1 Mrd. Dollar zugesagt. Nicht darin enthalten ist das Australiengeschäft von ANHEUSER-BUSCH INBEV, das bis Ende des 1. Quartals 2020 an die Konkurrenz gehen soll. Der japanische Getränkeriese Asahi will 11 Mrd. Dollar zahlen.

 

Asien

Bildnachweis: © Telefonaktiebolaget L. M. Ericsson

 

ANHEUSER-BUSCH INBEV plant zudem auch, die Aktivitäten in Asien auf die überdurchschnittlich wachsenden Märkte wie Indien und Vietnam zu fokussieren. Dies kommt aber nicht von ungefähr. Denn während im großen US-Markt Wein und das Bier kleinerer Brauereien wächst, kämpft ANHEUSER-BUSCH INBEV mit einem Umsatzrückgang. Hinzu kommt auch der Trend hin zu gesünderen Getränken mit weniger Zucker und wenig Kalorien.

Die Basisdaten des Konzerns bleiben aber weiter solide. Durch den Mittelzufluss aus dem Börsengang dürften die Schulden von 102,7 Mrd. Dollar Ende 2018 auf 84,6 Mrd. Dollar Ende 2020 sinken, was mit einer Abnahme des Verschuldungsgrades (Schulden / EBITDA) von 4,65 per Ende 2018 auf 3,55 Ende 2020 verbunden sein dürfte. Allerdings ist mit einem Rückgang der Nettomarge im dritten Quartal 2019 zu rechnen. Die Zahlen präsentiert das Unternehmen am 25.10.2019.

 

Fazit

 

ANHEUSER-BUSCH INBEV wird durch den Börsengang seiner Asientochter und den Verkauf des Australiengeschäfts seine Verbindlichkeiten deutlich reduzieren können. Dies dürfte die finanzielle Flexibilität des Konzerns erhöhen. Gleichwohl ist kurzfristig mit einer sinkenden Wachstumsdynamik zu rechnen, deren Ausmaß aktuell nur schwer abzuschätzen ist. Wir verkaufen deshalb die Aktie und beobachten die weitere Entwicklung.

Unsere Anlage-Favoriten im Sektor börsennotierter Alkoholproduzenten sind hingegen im Segment der Bierbrauereien die kleineren, in ihrer Angebotspolitik flexibleren Vertreter Boston Beer Co. (US1005571070) und Royal Unibrew (DK0060634707). Im Segment der Spirituosen bevorzugen wir gegenüber Diageo den weltweit deutlich ausgewogener, jedoch mit einer ebenso breiten Produktpalette aufgestellten Vollsortimentsanbieter Pernod Ricard (FR0000120693).

Die detaillierte Gegenüberstellung auch derartiger Kaufkandidaten wird ebenfalls Gegenstand eines weiteren kommenden „Börsenduells“ in dieser Sparte sein.   

 

13.10.2019 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de

 

Auf Twitter teilen     Auf Facebook teilen


Informiert bleiben - Wenn Sie bei weiteren Nachrichten und Analysen zu einem in diesem Artikel genannten Wert oder Unternehmen informiert werden möchten, können Sie unsere kostenfreie Aktien-Watchlist nutzen.









Ihre Bewertung, Kommentar oder Frage an den Redakteur


Bitte geben Sie die Anzahl der unten gezeigten Eurozeichen in das Feld ein.
>

 



Bewertungen, Kommentare und Fragen an den Redakteur

 

 

Haftungsausschluss - Die EMH News AG übernimmt keine Haftung für die Richtigkeit der Empfehlungen sowie für Produktbeschreibungen, Preisangaben, Druckfehler und technische Änderungen. (Ausführlicher Disclaimer)