als .pdf Datei herunterladen

Der Brexit und Gold

Ein Marktbericht von Arndt Kümpel

 

Der politische Brexit-Nebel über London will nicht weichen. Doch welche Rolle könnte Gold dabei spielen?

Wird Boris Johnson neuer Premierminister des Vereinigten Königreiches? Und falls kein Abkommen mit der EU zustande kommt, gibt es einen harten Brexit, in dem WTO-Regeln gelten? Die Wahrscheinlichkeit dafür steigt und stellt britische und internationale Anleger in Großbritannien damit vor ein unkalkulierbares Risiko für ihre Investments auf der Insel und in das britische Pfund.

Neben der Diversifizierung der Einzelanlagen besteht die Währungsdimension darin, das Exposure des Pfundes durch andere Währungen gegen das Brexit-Risiko abzusichern. Die Geldpolitik der Fiatwährungen seit der Finanzkrise zeigt: Hier ist guter Rat teuer.

Betrachtet man den derzeit starken Anstieg von Kryptowährungen wie Bitcoin, so scheint zumindest ein Teil des Kapitals dorthin zu fließen. Aufgrund ihrer Eigenschaften sind Kryptowährungen offensichtlich für bestimmte Marktteilnehmer ein Weg, den Risiken der britisch-kontinentaleuropäischen Scheidung auszuweichen.

 

Goldpreis in britischen Pfund

 

Ein anderer ist jener, der auch bei Stromausfall wertstabil ist, nämlich Gold. Ein Blick auf den unten stehenden Chart des Goldpreises in britischen Pfund zeigt, dass dieser auf Monatscandle-Basis mit aktuell 1109,33 GBP kurz vor einem Überwinden des höchsten Monatsschlusskurses vom August 2011 bei 1124,52 GBP steht. Anders als der Euro, der noch 10 % unter dieser Schwelle notiert, und erst recht als der US-Dollar, wo die Differenz aktuell noch 26 % beträgt!

 

Goldpreis in britischen Pfund

 

Der Goldpreis hat dabei eine umgekehrte Schulter-Kopf-Schulter-Formation gebildet, bereits eine tieferliegende Nackenlinie des Widerstandes bei 1050 Pfund dynamisch überwunden und befindet sich derzeit in einem Dickicht mehrerer Widerstandszonen. Ein Monatsschlusskurs über 1124,52 GPB würde technisch das Tor zu einem mittelfristig deutlichen Anstieg weit öffnen. Damit zeigt sich, dass Gold für andere Marktteilnehmer ebenfalls ein geeignetes Mittel ist, die Währungs- und Systemrisiken des Brexit abzusichern.

 

Happy End mit Kollateralschäden?

 

Und die sind beträchtlich, wie ein Blick auf die konkreten Risiken für ein Happy End und mögliche Kollateralschäden deutlich macht: So warnte Irland diese Woche, ein No-Deal-Brexit würde zu einem Haushaltsdefizit von bis zu 1,5 % durch schockabsorbierende Maßnahmen führen, während ein geordneter Austritt Englands einen Überschuss wahrscheinlich macht. Und auch in England selbst trommeln die Remainers weiter gegen die Brexiteers: So warnte der frühere britische Premier und Schatzkanzler Gordon Brown, die gemeinsame Zukunft Englands, Schottlands, Wales und Nordirlands stehe mehr als jemals zuvor in den letzten 300 Jahren auf dem Spiel. Warum? Während Schottland und Nordirland mit großer Mehrheit für einen Verbleib in der EU stimmten, entschieden sich Wales und England für einen Austritt. Es geht deshalb um bedeutend mehr als nur ein Zollabkommen und 39 Mrd. Pfund ,,Divorce Bill‘‘.

Apropos teure Rechnung: Es war der damalige Schatzkanzler seiner Majestät, der vor 20 Jahren 395 Tonnen oder den halben Goldschatz des Vereinigten Königreiches 1999 zum Tiefstkurs und am Ende des Goldbärenmarktes mit einem Durchschnittspreis von 275 Pfund verkaufte. Die Differenz zum heutigen Preis von 1109 Pfund beträgt ca. 10,6 Milliarden Pfund. Sein Name: Gordon Brown.  

 

26.06.2019 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de





Ihre Bewertung, Kommentar oder Frage an den Redakteur


Bitte geben Sie die Anzahl der unten gezeigten Eurozeichen in das Feld ein.
>

 



Bewertungen, Kommentare und Fragen an den Redakteur

 

 

Haftungsausschluss - Die EMH News AG übernimmt keine Haftung für die Richtigkeit der Empfehlungen sowie für Produktbeschreibungen, Preisangaben, Druckfehler und technische Änderungen. (Ausführlicher Disclaimer)