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Euroschwäche - Luftloch oder Landeanflug?

Der Euro schwächelt - kommt noch mehr?

 

Wer hat das am wenigsten dreckige T-Shirt? Diese Frage stellt sich aus Sicht internationaler Vermögensverwalter in diesen Tagen immer dringender. Denn das Risiko von Politikfehlern von Notenbanken und von Präsidenten, die nach Gutdünken diese für ihre politisches Überleben einspannen, steigt im Zeitraffer an.

 

Satzball US-Dollar

 

Will man die eigenen Gefühle außen vorlassen, bietet es sich an, die großen Währungen gegeneinander zu vergleichen. Die tiefsten Kapitalmärkte haben die USA, und der Rest der Welt ist rund 12 Billionen US-Dollar Short, das heißt, hat sich in US-Dollar netto verschuldet. Jede Abwertung der eigenen Währung macht die Rückzahlung in US-Dollar teurer und lässt das Pleiterisiko steigen.

Kapitalströme richten sich aber auch nach der Zinsdifferenz, die aktuell noch deutlich für den US-Dollar spricht. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie der Geschichte, dass die US-Notenbank die Zinsen senkt und daraufhin die eigene Währung steigt. Davon dürften die Präsidenten der Türkei, Venezuelas, Argentiniens, Usbekistans, Simbabwes und aller anderer Staaten, die mit hohen Zinsen die eigene Währung stabilisieren müssen, nur träumen.

 

Zins versus Vertrauen zum Ersten

 

Der US-Dollar stieg nun aber auch gegen den Euro, obwohl die EZB die Zinsen nicht gesenkt hat. Die Zinserwartungen preisen zwar eine Zinssenkung im September ein. Was aber sagt die Abwertung des Euro gegen den US-Dollar vor allem aus? Das Risiko eines Politikfehlers hat das FED nicht gepachtet. Die zwischen den großen Notenbanken abgestimmten Zinssenkungen oder -steigerungen sind das eine, die daraus resultierenden Geldströme etwas anderes. Im Zweifelsfall gilt auch hier für die Notenbanken: Planung bedeutet, den Zufall durch den Irrtum zu ersetzen.

 

Euro und USD monthly

 

Ein Blick auf den mittelfristigen Verlauf des Euro gegen den US-Dollar zeigt, dass die Märkte das Gesamtverhältnis von Chance und Risiko zwischen Euro und US-Dollar aktuell und anhaltend zugunsten der USA entscheiden. Das Unterschreiten der Unterstützung bei 1,111 US-Dollar vom Mai 2017 lässt technisch einen mittelfristigen Rückgang bis 1,03 US-Dollar wahrscheinlich werden. Portfolioinvestitionen, die dies berücksichtigen, sichern das Währungsrisiko ab oder werden gar nicht erst getätigt. Damit schaffen sie erst das Potenzial einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung fallender Eurokurse.

 

Zins versus Vertrauen zum Zweiten

 

Nicht viel besser sieht es auch beim Verhältnis von japanischem Yen und Euro aus. Die Krux hierbei: Der Yen ist schon viel länger bei extrem niedrigen Zinsen und deshalb die Carry-Währung schlechthin der letzten Jahrzehnte. Man verschuldet sich also in Yen und investiert das Geld in höher verzinste Währungen. Dass der Euro sich nun anschickt, auch gegen den Yen beschleunigt abzuwerten, lässt nichts Gutes ahnen.

 

Euro gegen Yen

 

Wie die Grafik zeigt, hat der Euro seinen siebenjährigen Aufwärtstrend gegen den Euro Ende Juli 2019 nach unten in Richtung 110 Yen verlassen. Zwar hat auch die japanische Notenbank diese Woche erklärt, bei Bedarf jederzeit die Giralgeld-Schaumkanone wieder anzuschmeißen. Aber das der Euro trotz dieser Ankündigung schwächer ist, lässt tief blicken.

Fazit: Es fällt schwer, gute Gründe zu finden, warum man derzeit Euro haben muss. Das jedenfalls scheint die Botschaft der Märkte an die Draghi & Lagarde Co. zu sein. Der US-Dollar scheint von den dreckigen Währungs-Shirts derzeit, zusammen mit dem Yen und dem Schweizer Franken, das relativ sauberste Shirt zu sein. Dies ruft gleichzeitig auch in Erinnerung, welche entscheidenden Einfluss richtiges Timing für Währungsexposures bei der Vermögensverwaltung eigenen oder fremden Vermögens hat. Erst recht bei Null- und Negativzinsen. Eine Prüfung der eigenen Anlagen auf Währungsrisiken ist damit eine drängende Aufgabe aus der Gruppe ,,Vermiedene Verluste sind die schönsten Gewinne!‘‘!

 

01.08.2019 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de





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