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Wohin kann der Ölpreis steigen?

Was macht der Ölpreis nach Bagdad?

NTG24 - Wohin kann der Ölpreis steigen?

 

Die Eliminierung des ranghohen iranischen Generals Qassem Soleimani, Kommandeur der Quds-Brigaden innerhalb der islamischen Revolutionsgarde, heute in Bagdad hat die Finanzmärkte aufgeschreckt. Der Angriff einer US-Drohne auf irakischem Territorium als Vergeltung des Angriffs auf die US-Botschaft in Bagdad bringt nicht nur die politisch-religiöse und militärische Führung des Iran unter Reaktionszwang. Er destabilisiert ebenfalls die Lage im Irak, der derzeit keine stabile Regierung hat.

Derzeit ist zwar noch nicht klar, wie der Iran auf das Attentat reagieren wird. Der religiöse Führer des Iran Khamenei hat eine starke Rache angekündigt, die aufgrund der Ungleichheit der militärischen Potenziale wohl asymmetrisch ausfallen dürfte.

Die Finanzmärkte allerdings haben schon reagiert. Der Dollar wurde zunächst stärker, ebenso der Schweizer Franken, während Aktien fielen und Anleihen deutlich zulegten. Industriemetalle waren überwiegend schwächer, darunter Kupfer.

Wenig überraschend zulegen konnte aber Öl. Der Barrel Öl, der vor dem Attentat noch bei 66,25 Dollar notierte, sprang im Tagesverlauf bis auf 69,46 Dollar und notiert aktuell bei 68,21 Dollar oder knapp 3 % höher.

Auch wenn die Märkte Schwankungen dieser Größenordnung verarbeiten können, so bleibt doch die Frage, wie der Ölpreis auf verschiedene Szenarien der weiteren Entwicklung reagiert. Und auch wenn dies primär eine politische bzw. militärische Entscheidung ist, so beginnt die Geschichte nicht erst heute. Die Spannungen bestehen schon seit geraumer Zeit, weshalb es plausibel ist anzunehmen, dass sich die Akteure auf dem Ölmarkt zumindest zum Teil auf den ,,real Case‘‘ eingestellt bzw. abgesichert haben.

Zu den möglichen Szenarien eines militärischen Konfliktes gehört auch, dass die iranische Volkswirtschaft und damit deren Ölförderung schwerwiegend gestört würde. Welche Staaten in welchem Ausmaß in diesen möglichen Konflikt hineingezogen würden ist ebenfalls offen.

Die Option des Iran, die Straße von Hormus zu schließen, dürfte allerdings zu den schwerwiegendsten Antwortoptionen gehören. Denn damit würden auch die Öltransporte anderer Anrainerstaaten nicht weiter transportiert werden können.

 

Und der Ölpreis?

 

Capital Economics schätzt, dass in diesem Falle einen Anstieg auf 150 Dollar möglich ist. Dies würde die Inflationsrate in den OECD-Staaten um 3,5 % bis 4 % erhöhen. Der Zweitrundeneffekt dann sinkender Nachfrage ist bei der Schätzung zu berücksichtigen. Gleichwohl dürften sich Erholungseffekte nur unter der Bedingung einstellen, dass es nicht zu einem ausgewachsenen Krieg zwischen den USA und dem Iran kommt.

Andere Szenarien, bei denen sich der Konflikt nicht zu einer vollen militärischen Auseinandersetzung auswächst, sind bislang allerdings wahrscheinlicher. Denn das Risiko ist groß, dass Russland und China aufseiten des Iran direkt oder indirekt eingreifen. Dieses Szenario dürfte für US-Präsident Trump nicht die beste Option für einen Wiederwahlkampf sein.

 

Ölpreis nach 2007

 

Ein Blick auf den Ölpreis zeigt aber, dass seit den Sanktionen der USA gegen Russland und dem darauffolgenden Einbruch des Ölpreises 2014/2015 zu einer Stabilisierung kam. Interessant dabei ist, dass die Korrektur Ende 2018 genau bis auf das 61,8 % - Fibonacci-Retracement (gelber Kreis) lief und der Ölpreis danach wieder nach oben drehte. Dies suggeriert, dass diese Bewegung eine Korrektur in einer längeren Aufwärtsbewegung war.

Die Abwärtstrendlinien sind zwar noch deutlich vom aktuellen Kurs entfernt. Gleichwohl ist nach dem Bruch des mittelfristigen Abwärtstrends (siehe untere Grafik) auch ein schneller Anstieg bis in den Bereich von 72 Dollar möglich. Sollte der dortige Widerstand überwunden werden, steht einem Anstieg bis in den Bereich von 84 Dollar charttechnisch wenig im Wege.

 

Ölpreis mittelfristig

 

Fazit

 

Der Ölpreis steht unter deutlicher Spannung. Charttechnisch ist in den vergangenen Wochen der Weg für einen schnellen Anstieg auf mindestens 72 Dollar, unter Umständen aber auch auf rund 84 Dollar, gelegt worden. Zwar ist offen, ob das heutige Attentat der Auslöser dafür wird. Unabhängig davon sollte man aber diese Möglichkeit verstärkt in die eigenen Kalkulationen einbeziehen.

 

03.01.2020 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de

 

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