Der Schweizer Franken - absolut und relativ attraktiv
Frankenstärke oder Euroschwäche?
Die Argumentation könnte einfach sein. Der knochenharte Schweizer Franken verdrängt Arbeitsplätze aus dem zu teuren Inland und bremst so das dortige Wachstum. Und just senkt das dortige Staatssekretariat für Wirtschaft auch gleich noch die Prognose für das Schweizer Wirtschaftswachstum 2019 von 1,2 % auf 0,8 %.
Doch so einfach ist es nicht. Die Wachstumsschwäche im Inland ist vor allem der schwächeren Weltwirtschaft zuzuschreiben. Bei einer erwarteten Arbeitslosenquote von 2,3 % ist die Delle zumal auszuhalten. Und für 2020 sollen es bereits wieder 1,7 % beim Wirtschaftswachstum sein.
Bildnachweis: © Lindt & Sprüngli AG
Ein interessanter Nebeneffekt dessen ist, dass der Franken gar nicht mehr so teuer ist, wie er es 2015 war, nachdem er gegen den Euro dramatisch aufwertete. Dass dies auch zu mehr Widerstand gegen weitere Zinssenkungen in der Schweiz führt, darf niemanden mehr wirklich überraschen. Denn die toxischen Effekte immer tieferer Negativzinsen sind in einem Land der Sparer mit Händen zu greifen.
Politische Begründung auf wackeligen Beinen
Die Hauptbegründung der Notenbank, man müsse den Franken schwächen, um die Exportindustrie zu stützen, trägt inzwischen aber auch nicht mehr weit. Denn erstens wertet der Franken seit Jahrzehnten gegen alle Währungen dieser Welt auf. Und zweitens hat die schweizerische Exportindustrie gerade wegen des anhaltenden Aufwertungsdrucks des Frankens gelernt, damit umzugehen.
Wie eine aktuelle Studie der UBS zeigt, war spätestens der Schock vom 15.01.2015 ein Weckruf für die Exportindustrie, das Währungsexposure aktiv zu managen. Und schließlich ist es immer noch ein Zeichen einer starken Marktposition, Währungsverluste an die Kunden weiterreichen zu können.
Aus heutiger Sicht ist vor allem gegen den Euro nicht ersichtlich, was die Gründe, die zu einer anhaltenden Aufwertung des Frankens führen, verschwinden lassen würde. Starke Aufwertungsphasen des Franken waren gerade in der Finanzkrise und danach Abwertungsphasen des Euro. Ganz nach dem Motto: Ist er (Franken) zu stark, bist Du (Euro) zu schwach!
17.09.2019 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de
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