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Dollar – ist er zu stark, bist Du zu schwach!

Bleibt der US-Dollar stark?

NTG24 - Dollar – ist er zu stark, bist Du zu schwach!

 

Es wird morgen wieder richtig spannend in Washington. Denn um 14 Uhr Ortszeit wird die US-Notenbank in den Augen der meisten Marktteilnehmer die Zinsen von 1,75 % - 2 % auf 1,5 % - 1,75 % senken.

 

Die US-Notenbank im Fokus

 

Im Mittelpunkt des Anlegerinteresses steht sicherlich die Fed-Sitzung, deren Ergebnis am Mittwoch um 19 Uhr verkündet wird, gefolgt von der Pressekonferenz mit Fed-Präsident Jerome Powell. Der US-Terminmarkt preist eine Senkung der Zinsen um 25 Basispunkte bereits mit einer Wahrscheinlichkeit von 93,5 % ein. Damit besteht allerdings auch Enttäuschungspotenzial, vor allem dann, wenn FED-Chef Powell im Anschluss die Hoffnung auf weitere Zinssenkungen dämpft oder wenn die Entscheidung der Notenbank von mehreren FED-Mitgliedern nicht mitgetragen wird. Raum für Überraschungen ist also genug.

Dabei spuckt auch der Spruch im Raum, dass der nichts von seiner Relevanz eingebüßt hat. Er stammt vom früheren US-Finanzminister Connally: ,,Der Dollar ist unsere Währung, aber euer Problem.‘‘ Denn wer die Ursachen für die Verspannungen am US-Repo-Markt sucht, findet eben eine Dollarknappheit, und zwar nicht nur in den USA, sondern vor allem in Ländern, die für die Rückzahlung ihrer Dollarschulden auf den Welthandel angewiesen sind.

In Kombination mit niedrigen Rohstoffpreisen wird die Gefahr für das außenwirtschaftliche Gleichgewicht und die Kreditwürdigkeit der Staaten schnell deutlich. Ob Argentinien, Venezuela, Pakistan, Libanon oder die Türkei, die Liste ist lang. Und von den Nicht-US-Unternehmen ist noch gar keine Rede.

 

The least dirty Shirt in town?

 

Der Dollar selber hält sich angesichts dieser Ausgangslage nicht ohne Grund wacker. Er hat wenigstens noch positive Leitzinsen, die man zwar nicht so tief wie früher ohne Schmerzen wird senken können. Aber andere haben diese Kugel im Revolver schon vor Jahren (Euro) oder Jahrzehnten (Japan) verschossen.

Die Funktion als Weltreservewährung ist eben etwas wert. Ein Vergleich zum Schweizer Franken, neben dem japanischen Yen anderen großen Krisenwährung, zeigt, dass dieser Wechselkurs in den letzten Jahren ziemlich stabil geblieben ist, von Edelmetallen einmal abgesehen.

 

Franken gegen Dollar

 

Die Zinsdifferenz ist dabei nur ein Teil der Geschichte. Denn die relative Dollarstärke gegen den Euro ist eben gerade bei einem Blick auf das Verhältnis von Schweizer Franken zum Dollar am Ende primär eine Euroschwäche! Die mangelnde Fähigkeit der EZB, auch nur ansatzweise eine Zinserhöhung oder ein definitives Ende der Anleihekäufe zu kommunizieren stützt relativ den Dollar.

Dieses Argument trägt so weit, dass es wahrscheinlich in den USA noch bedeutend tiefere Zinsen geben kann, der Dollar gegen den Euro gleichzeitig aber noch weiter aufwertet.

 

Dollar in Euro

 

Es dürfte eine der Aufgaben der neuen EZB-Präsidentin Lagarde sein, neue geldpolitische Instrumente in Betracht zu ziehen, die den Euroraum wirksamer stimulieren. Die bisherige fiskalpolitische Abstinenz lässt Spannungen mit Berlin wahrscheinlich werden.

Inwieweit Japan seine Geldschleusen weiter öffnet, ist zwar noch nicht ganz klar. Aber der Chef der japanischen Notenbank hat derweil schon mal klargemacht, dass die Notenbank eingreifen werden, sollte Japans Exportwirtschaft stärker zu schwächeln beginnen.

 

Fazit

 

Ein nicht unwesentlicher Teil der Stärke des US-Dollar lässt sich mit Schwächen seiner Konkurrenten erklären. Auch deshalb ist die morgige Zinsentscheidung nur ein Teil eines komplexen Puzzles, bei dem das relative Vertrauen in (unabhängige) Notenbanken wichtiger ist als die Zinsparitätentheorie. Und da der tiefe Kapitalmarkt in US-Dollar auch eine Liquiditätspräme beinhaltet, dürfte sich dieser relative Vorteil vor allem dann zeigen, wenn im Rest der Welt die Dollarguthaben knapp werden und die Dollarschulden anfangen zu drücken. Aus dieser Perspektive hat der Dollar gerade mittelfristig noch lange nicht alle Kugeln verschossen, Zinssenkung hin oder her.

 

29.10.2019 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de

 

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