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BÖRSE TO GO - 11. Juli 2019

Die Zinswende bleibt das Sommerthema

 

Guten Morgen,

die erste US-Zinssenkung seit der Finanzkrise ist seit gestern gesichert. Damit dürfte auch das Fundament für die Börsentendenz des 2. Halbjahres gegossen sein. Gestern hatten wir an dieser Stelle unterstrichen, wie wohl wir uns mit der aktuellen Stimmungs- und Gemengelage fühlen. Ergänzend kommen nun dazu die ersten Einschätzungen der Bankanalysten und Vermögensverwaltern, und die Erhebungen untermauern unseren Standpunkt.

Die deutschen Banker sind trotz der weiterhin ultralockeren Geldpolitik der EZB pessimistisch, was die Perspektiven des DAX betrifft. Die meisten rechnen auf Sicht von drei und sechs Monaten mit Rückgängen. Konkret rechnen sie damit, dass der DAX im Mittelwert ihrer Prognosen auf 11.977 Punkte sinkt. Bezogen auf den aktuellen Stand wäre dies ein Rückgang um 3,5 %. Für Ende Dezember sagen die Institute im Schnitt einen Stand des Dax von 12.115 Punkten voraus. Interessant ist auch: Die deutschen Banken rechnen nicht damit, dass eine ultralockere Geldpolitik der EZB geeignet ist, den Börsen zu einem neuen Höhenflug zu verhelfen, so wie das an der Wall Street derzeit der Fall ist. Aber auch hier überwiegt die Skepsis und so wird für den S&P 500 ein Rückfall bis auf 2.858 Punkte erwartet.

Auch die Vermögensverwalter der Schweiz sind pessimistisch. Zum Beginn des dritten Quartals sind die von «Finanz und Wirtschaft» vierteljährlich befragten Vermögensverwalter überwiegend zurückhaltend. Die Hälfte von ihnen hat die Positionierung für die Anlageklasse Aktien herabgestuft, auf «leicht untergewichten». Vor drei Monaten waren alle neutral positioniert. Die Ratlosigkeit hat nun also ins Negative gedreht.

 

Zwischen Stimmung und Realität

 

Was stimmt an diesem Bild nicht? Richtig - offensichtlich sind viele Profis völlig unterinvestiert. Denn würden sie ihren Worten auch Taten folgen lassen, müsste das erheblichen Abwärtsdruck auf die Kurse ausüben. Das ist aber, mit Ausnahmen wie BASF etc., nicht der Fall. Ganz im Gegenteil: Die Börsen zeigen sich vor dem Hintergrund der allgemeinen Verunsicherung relativ stabil. Das bedeutet: Wer wirklich verkaufen will, hat dies bereits getan. Nicht wenige haben alle positiven Kursavancen der letzten Wochen verpasst, zu rasch ging es bergauf, und nun sehnen sich diejenigen nach günstigeren Einstiegschancen.

Wir meinen: Gut möglich, dass im Verlauf der Berichtssaison die einen oder anderen Enttäuschungskurse die Indices noch einmal nach unten drücken, aber die kurz- und mittelfristigen Trends sollten halten.

 

Maschinenbauer bleiben Problemzone

 

Für den Maschinenbauer Aumann dürfte es am heutigen Donnerstag ein besonders schwieriger Tag werden. Denn das Unternehmen hat heute Morgen eine Gewinn- und Umsatzwarnung für das Geschäftsjahr herausgegeben. Hintergrund sind hier enttäuschende Auftragseingänge in den ersten sechs Monaten. Deshalb rechnet man nur noch mit einem Jahresumsatz von 240-260 Millionen Euro. Zuvor lautete die Prognose dahingehend, dass man die 290,8 Millionen Euro aus dem Vorjahr überbieten könne.

Das hinterlässt natürlich auch Spuren bei der Ertragsrechnung. So soll das EBIT im günstigsten Fall bei 22 Millionen Euro liegen. Das untere Ende der neuen Prognosespanne liegt sogar nur bei 16 Millionen Euro. Im Vorjahr hatte man 29,3 Millionen Euro erwirtschaften können.

Das lässt für den Aktienkurs nichts Gutes erwarten. Die vorbörslichen Indikationen zeigten schon einen Kurssturz um rund 10 %. Damit dürfte das bisherige Rekordtief von 17,74 Euro locker unterboten werden. Die von uns formulierte Turnaroundstory lässt also noch leider in Gänze auf sich warten. Angesichts der schon aufgelaufenen Verluste heisst es hier allerdings derzeit nur „Augen zu und durch“.

 

 

Swiss Re zeigt keinen Mut

 

Eine negative Resonanz ist auch bei der Schweizer Swiss Re zu erwarten. Diese hat am Morgen angekündigt, den angestrebten Börsengang seiner britischen Tochter Reassure vorerst auf Eis zu legen. Als Grund nannte man das eingetrübte Marktumfeld und die fehlende Bereitschaft, hier bei der geplanten Gesamtbewertung von bis zu 3,3 Milliarden Pfund Abstriche zu machen. Im Kern heisst es also aufgeschoben und nicht aufgehoben. Für die Swiss-Re-Aktie dürfte es dennoch ein schwieriger Börsentag werden.

Was letztlich auch für Südzucker gilt. Für das erste Fiskalquartal meldet der Zuckerproduzent sogar einen Verlust von 7 Millionen Euro. Operativ lag der Gewinn bei 47 Millionen Euro, satte 40 % unter den Vorjahresergebnissen. Dabei litt der SDAX-Konzern insbesondere unter verschlechterten Margen im Zuckergeschäft sowie einer schwächer als erwarteten Entwicklung im Segment Frucht. Dies konnte letztlich die positive Entwicklung bei der Tochter CropEnergies (hier geht es zu unserem Bericht) nicht aufwiegen.

Immerhin: Südzucker hat zumindest die (zuvor schon abgesenkte) Prognose für das Gesamtjahr vorerst bestätigt. Allerdings ist damit zu rechnen, dass nach der Rekordjagd der letzten Tage nun erst einmal Gewinnmitnahmen stattfinden. Wir spekulieren allerdings darauf, dass dabei die neue Unterstützungszone bei 14,45 Euro halten wird.

 

11.07.2019 - Jens Bernecker - jb@ntg24.de


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