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Bond-Investoren stehen vor besonderen Herausforderungen

Können Mittelstands-Bonds gegen den Renditeschwund helfen?

NTG24 - Bond-Investoren stehen vor besonderen Herausforderungen

 

Private Bond-Investoren haben derzeit an den Märkten einen schweren Stand. Und das gleich mehrfach. Zum einen natürlich das Marktumfeld, in dem immer mehr Anleihen inklusive auch Neuemissionen negative Renditen aufweisen. Im Euro-Markt sind Emissionsrenditen nahe null und bei Staatsanleihen sogar im negativen Bereich inzwischen eher Standard als Ausnahme. 

Wir hatten in unseren bisherigen Besprechungen zum Thema darauf hingewiesen, dass es hier natürlich immer noch Chancen gibt, bei einem Total-Return-Ansatz eine positive Gesamtperformance zu erwirtschaften. Denn es gibt im Anleihenbereich derzeit geradezu einen Anlagenotstand. Gerade große institutionelle Investoren sind gezwungen, selbst bei negativen Renditen weiter zu kaufen, da ihnen deutlich schlechtere Bonitäten mit höheren Renditen von ihren Anlageprinzipien her verschlossen sind.

 

Bond-Anleger müssen viele Steine zur Seite räumen

 

Dennoch: Für einen Anleger ist es per se kein gutes Gefühl, von vornherein zu wissen, dass man insbesondere wegen einer zunehmend kritischen Geldpolitik quasi Geld dafür bezahlen muss, um Schuldnern Geld zu leihen. Das macht, salopp gesprochen, keinen Spaß und stellt das Prinzip der Anleihe komplett auf den Kopf. Denn ein Grundprinzip eines Anleiheninvestments und ein immer wieder genannter ursprünglicher Vorteil  ist gerade die Berechenbarkeit eines solchen Investments. Denn viele Gläubiger halten Anleihen bis zur Fälligkeit und schauen theoretisch eher selten auf zwischenzeitliche Kursschwankungen. Doch das ist derzeit der einzige Weg, um hier noch vernünftige Renditen zu erwirtschaften.

Ein anderes Thema, das den privaten Anleihe Investoren zu schaffen macht, ist die fortschreitende Regulierung. Dies fing damit an, dass die Prospekthaftung bzw. Anforderungen an Prospekte verschärft wurden. Mit dem Ergebnis, dass heutzutage das absolute Gros der Emittenten lieber Emissionen ab 100.000 Euro aufwärts  in Umlauf bringen, weil sie dann von der Prospektpflicht befreit sind. Sprich: Das Angebot für Privatanleger hat sich in den vergangenen Jahren extrem verengt.

 

Regulierung hat Markt abgewürgt

 

Und noch ein Hindernis wurde aufgebaut. Denn Anfang 2018 traten Mifid II und die sogenannte PRIIPs-Verordnung (Packaged Retail Investment an Insurance-based Products) in Kraft. Letzteres bedeutete, dass für den Vertrieb bestimmter Wertpapiere an Privatanleger ein Basisinformationsblatt vorliegen muss. Obwohl die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) schon 2015 deutlich machte, dass von den neuen Regelungen Aktien und Anleihen ohne derivative Komponente nicht erfasst sind, hatten viele Banken nach Einführung von PRIIPs etliche Anleihen aussortiert und für Privatanleger nicht mehr verfügbar gemacht. Nun hat die BaFin nochmal konkretisiert und festgelegt, dass beispielsweise auch Nachrang-Anleihen oder Bonds ohne feste Laufzeit nicht von PRIIPs betroffen wären. Bleibt natürlich abzuwarten, ob die Banken ihre bisherige Politik nun aufheben und beispielsweise solche Nachranganleihen wie von VW oder RWE wieder Privatanleger zugänglich machen.

In diesem Marktumfeld müssen sich  private Anleiheninvestoren natürlich fragen, ob es womöglich Alternativen gibt. Das können wir klar bejahen. Natürlich wäre es möglich, entsprechende Anleihen-Fonds oder ETFs zu kaufen mit dem Vorteil, hier entsprechende Risikostreuungen vorab zu erhalten. Wir haben dies auch in unserer Asset Allocation im Zürcher Finanzbrief aufgegriffen. Allerdings gibt es auch für den etwas spekulativer aufgestellten Investor die Möglichkeit, sich wieder einmal das Segment der Mittelstandsanleihen anzuschauen.

 

Bonds aus der „Investoren-Hölle“

 

Manch einer wird an dieser Stelle schon abwinken und auf die doch wenig rühmliche  bisherige Geschichte dieses Segmentes verweisen. Auch der Verfasser gehörte längere Zeit zu denen, die hier nicht mal mehr den sprichwörtlichen Zeh ins Wasser tauchen wollten. Doch nach jüngsten Recherchen ist der Eindruck entstanden,  als wenn dieses Marktsegment, auf dem sich immer noch hauptsächlich Kleinanleger und kleinere Fonds tummeln, deutlich erwachsener und reifer geworden ist.

Ein kurzer Blick zurück: 2010 war die Stuttgarter Börse mit ihrem Mittelstands-Segment BondM an den Start gegangen. Doch schon kurze Zeit später lief das gesamte Projekt aus dem Ruder und machte in den Jahren bis 2014 fast nur noch Negativschlagzeilen mit zum Teil spektakulären Pleiten. Und auch 2016/2017 waren für das Segment Horrorjahre. In beiden Jahren zusammen gab es Ausfälle im Volumen von 1,7 Milliarden Euro, mehr als in diesen Jahren an neuen Anleihen emittiert wurden. Doch seitdem scheint nicht nur Ruhe eingekehrt zu sein, sondern auch wieder Anlegerinteresse aufzukommen. Was auch damit zu tun hatte, dass sich die Marktstruktur zunehmend veränderte. 

 

Der Markt scheint reifer

 

Heute sind es vor allem Immobilienwerte, die den Ton angeben. Aber auch aus dem Automotive- und Finanzdienstleistungssektor sind etliche Emittenten vertreten. Sprich: Immer mehr Emittenten verfügen über deutlich nachhaltigere Geschäftsmodelle. Dabei spielt der Stuttgarter BondM faktisch keine wesentliche Rolle mehr. Die meisten Anleihen sind entweder im Frankfurter Freiverkehr, in Scale oder im Prime Standard notiert. Derzeit gibt es über 100 Anleihen, die wir diesem Segment zuordnen und als ernsthafte Investments in den Beobachtungskreis aufnehmen würden (Karteileichen wie German Pellets oder Scholz sind hier ausgerechnet).

Fazit: Natürlich haben Mittelstandsanleihen per se ein deutlich riskanteres Kreditprofil. Im Sinne einer Depotbeimischung halten wir dieses Marktsegment allerdings für wert, analysiert und sortiert zu werden. Und wir werden hier bzw. in unseren Briefen nicht nur einzelne Anleihen bzw. Emittenten besprechen, sondern dies letztlich dann auch in ein entsprechendes Musterportfolio gießen, das Sie natürlich gerne nachbauen oder sich daraus bedienen können.

 

09.09.2019 - Carsten Müller - cm@ntg24.de

 

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