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BÖRSE TO GO - von Bullen & Bären und dem Tesla Hype

Technische Rezession für China?

NTG24 - BÖRSE TO GO - von Bullen & Bären und dem Tesla Hype

 

Guten Abend,

das Coronavirus zieht weitere Kreise und die Auswirkungen lassen sich kaum greifen. Das gilt in erster Linie für China, denn wenn ganze Landstriche stillgelegt werden kann das nicht ohne Folgen für die Wirtschaft bleiben.

Seit 2003 hat sich das Land der Mitte äußerst stark entwickelt trägt und bekanntlich heute ein anderes ökonomisches Gewicht. Tatsächlich ist es wohl doch so, dass es die Welt interessiert wenn in China ein Sack Reis umfällt. Es sind Ereignisse wie dieses Virus, welche verdeutlichen wie riskant es sein kann wenn Unternehmen ihre Wachstumschancen auf eine Karte setzen. China ist heute womöglich nicht nur eine Chance, sondern auch ein Klumpenrisiko. Dies liegt daran, dass sich Chinas Anteil am globalen BIP seit 2003 von 4% auf 16% vervierfacht hat - und heute ein Drittel des globalen Wachstums vollständig aus China stammt. Wenn also die Wachstumraten für China um 2% auf 4% p.a. für dieses Jahre gesenkt werden, wirft das die Frage nach einer technischen Rezession für China auf. Denn:

Die 24 Provinzen, Gemeinden und Regionen, in denen Unternehmen aufgefordert wurden, den Betrieb bis zum 10. Februar einzustellen, machten im vergangenen Jahr über 80% des nationalen BIP und 90% der Exporte aus. Auch die Behörden vermelden mittlerweile, dass das Wachstum im Jahresvergleich um 1 % sinken könnte. Dies ist bereits ein großes Eingeständnis der chinesischen Behörden. Keine Frage: wenn die chinesische Wirtschaft um weniger als 6% wächst, wird der Druck in Peking gross.

Die Bullen bestehen natürlich auf der Überzeugung, dass sich die Märkte rasch erholen werden, sobald die Ängste vor dem Coronavirus in den nächsten Wochen nachlassen. Die Bären behaupten dagegen, dass der Schaden für China schon jetzt ausreichend gross ist, um sämtliche Gewinnschätzungen in allen Sektoren nach unten anpassen zu müssen, selbst wenn die Infektionsrate nachlässt.

Die Wahrheit liegt wohl in der Mitte. Denn auch wir bezweifeln, dass dies eine Pandemie von epischem Ausmaß ist. Das größere Problem ist vielmehr, dass Aktien insgesamt nicht mehr günstig sind und die Ertragszahlen aus der Berichtssaison zwar gut sind, aber eigentlich nicht gut genug um zum gegenwärtigen Zeitpunkt (!) höheren Kurse zu rechtfertigen.

Eines ist klar: Die Bullen versuchen immer wieder die schwachen Tage effektiv zu nutzen. Das haben sie auch letzte Woche Freitag versucht, aber es hat nicht funktioniert da der Druck zu hoch war. Sie versuchen es diese Woche erneut, aber wenn der Markt am Folgetag immer wieder unter dem Tief der letzten Woche fällt, ist dies ein Zeichen dafür, dass der Kauf der Schwäche nicht funktioniert, und ein klares Zeichen dafür ist dass die Bären die Kontrolle erlangen. Vorsicht also vor verfrühten Hoffnungen. In der gegenwärtigen Situation sollten die Tagesbewegungen und Marktreaktion nicht überbewertet werden. Entscheidend ist der Blick auf das große Ganze. Und hier bestehen noch immer Unklarheiten, insbesondere was die Auswirkungen der Krise auf das globale Wachstum bedeuten. 

Immer wieder Tesla.

Keine zwei Wochen ist es her, dass Tesla Volkswagen in der Marktkapitalisierung überholt hat. Nun kennt der Kurs kein Halten mehr und die Wall Street ist fassungslos: 400, 500,…800,900..Dollar. Der Börsenwert liegt nun mit 160 Mrd. Dollar oberhalb von Netflix. Die Sprünge dürften einzigartig in der Geschichte der Wall Street sein, und somit macht Elon Musk erneut Schlagzeilen, diesmal sicher unbeabsichtigt.

Was überrascht sind die extrem hohen Kursziele zahlreicher Analysten. Denn Blasen werden selten so optimistisch begleitet und seitens Experten sogar noch befeuert. Teils liegen die Kursziele bei 6.000 und 7.000 Dollar! Was passiert hier eigentlich? Sicher: Tesla hat erst kürzlich in zwei einander folgenden Quartalen einen Gewinn erwirtschaftet und mit 2,5 Mrd. Dollar 2019 den höchsten freien Cash-flow ihrer Unternehmensgeschichte eingefahren. Auch konnte die Produktion im neuesten Werk sehr viel früher beginnen als geplant. Als nächstes folgt China und dann Deutschland. Viel wichtiger aber die nackten Zahlen:

Erstens muss oft genug wiederholt werden: Tesla ist kein Autobauer! Wer in „Auto“ denkt, denkt falsch. Tesla ist ein IT Unternehmen an dessen Produkte vier Räder hängen. Zur Erinnerung: das erste i-phone war auch kein Handy. Es war ein Smartphone. Und es hat die Industrie nachhaltig verändert mit einer Wertschöpfung ohne historischen Vergleich. Und so ist ein Tesla auch kein Auto, sondern der Vorbote eines Smartcar dessen Endstufe wir nicht einmal erahnen können. Tatsächlich gehen nicht wenige davon aus, dass Tesla die Branche nachhaltig verändern wird, und zwar so wie Apple seinerzeit mit dem iphone.

Würden wir heute die Aktie zu 900 Dollar kaufen? Mit dem Blick auf das Jahr 2030 lautet die Antwort „ja“. Mit Blick auf Monatsende, „nein!“. Das klingt etwas schräg, ist es möglicherweise auch, denn die Erfahrung sagt: es folgt eine kräftige Korrektur wo die Kurse genauso schnell fallen wie sie vorher gestiegen sind. Aber: an dem Kurs des Unternehmens ändert sich nichts.

Aber nicht nur Tesla zieht davon. Auch Microsoft und Amazon setzen neue Akzente auf Topniveau. Im Hintergrund stehen auch hier hervorragende Ergebnisse mit entsprechender Erwartungshaltung. Gelingt bei Amazon nun der Break bei 2030 Dollar entsteht sogleich ein neues Kaufsignal. Und auch hier heisst es: gute Zahlen, aber wirklich gut genug für neue Rekorde? Noch nicht.

 

04.02.2020 - Jens Bernecker - jb@ntg24.de

 

 

 

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