Südkorea unter Druck
Südkoreanischer Won unter Druck
Die neuesten Zahlen lesen sich nicht wirklich gut: Die kontrahierende Außenwirtschaft setzt sich nun schon seit Wochen fort, seit zum Handelsstreit Chinas mit den USA auch noch die Auseinandersetzung Südkoreas mit Japan, an deren Beginn die geschichtliche Interpretation südkoreanischer Zwangsarbeiter im 2. Weltkrieg steht, kommt. Letzterer belastet dabei nicht nur die Handelsbeziehungen, sondern auch die militärische Kooperation und den Austausch von Geheimdienstinformationen.
Resultat: Die südkoreanischen Exporte gingen im August im Vergleich zum gleichen Vorjahreszeitraum um 12,9 % in die EU zurück. Exporte in die USA sanken um 20,7 % auf Jahresbasis, und jene nach China sogar um 29,8 %!
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Der für die globale Wertschöpfungskette bedeutende Export von Chips beschleunigte diesen Rückgang. Während die Exporte nach Japan im August ,,nur‘‘ um 12,5 % und die Importe aus Japan um 16,6 % schrumpfen, stürzten die Chipexporte nach Japan um 39,8 % ab. Neben den sinkenden Mengen trugen auch fallende Produktpreise zu diesem Rückgang bei.
Die Exporte nach China gingen ebenfalls deutlich zurück, nämlich um 32,6 % bzw. 7,35 Mrd. Dollar. Auch hier machte sich sowohl der Handelskonflikt als auch die schwache Nachfrage nach Chips und Displays bemerkbar.
Die südkoreanischen Handelsdaten sind die am frühesten verfügbaren von den großen Handelsstaaten und deshalb ein Indiz für die globale Entwicklung. Und der südkoreanische Won spiegelt diese realwirtschaftliche Entwicklung zunehmend wider. Die südkoreanische Notenbank senkte im Juli mit 0,25 % auf 1,5 % das erste Mal seit 3 Jahren die Leitzinsen, um die Realwirtschaft zu stützen.
Ein Blick auf die langfristige Entwicklung des südkoreanischen Won gegen den US-Dollar zeigt, dass sich seit der massiven Abwertung in der Asienkrise 1997 der Won bis zur 2008 wieder erholte, um dann im Zuge der Finanzkrise erneut stark abzuwerten. Danach folgte eine erneute Erholung. Das seither gebildete Muster lässt eine Interpretation als eine mehrfach geschachtelte, selbstähnliche, umgekehrte Schulter-Kopf-Schulter-Formation zu. Danach gäbe ein Überschreiten der blauen Widerstandslinie rechts im Chartbild Grund zu der Annahme, dass auch die langfristige Abwärtstrendlinie (hellblaue Linie) überwunden wird. Es ist deshalb wichtig, die weitere Entwicklung genau zu beobachten, zumal Südkorea realwirtschaftlich im übertragenen Sinne die Funktion eines Kanarienvogels im Bergstollen (der Weltwirtschaft) zum Schutz vor Kohlenmonoxid übernimmt.
23.09.2019 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de
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