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Südkoreas Währung auf dünnem Eis

Bricht der südkoreanische Won ein?

NTG24 - Südkoreas Währung auf dünnem Eis

 

Man sage nicht, man hätte es nicht kommen sehen. Zwar ist die Coronavirus-Pandemie erst am Anfang ihrer globalen Ausbreitung. Aber die geografische Nähe zu China und die wirtschaftlich enge Verflechtung haben das Risiko einer im doppelten Sinne des Wortes ,,Ansteckung‘‘ seit Jahren erhöht. Denn mit der Verzahnung internationaler Wertschöpfungsketten steigt eben auch die Abhängigkeit der eigenen inländischen Wertschöpfung von jener im Ausland wie etwa China.

Ein Blick in den ,,Allianz Risk Monitor‘‘ für 2019 vom Januar 2020, also noch vor den ersten Anzeichen der Ausbreitung der Coronavirus in China zeigt für Südkorea die 10 Top-Risiken. Die Zahlen repräsentieren dabei, wie oft ein bestimmtes Risiko als wichtig gewählt wurde als Prozentsatz aller Antworten. Die mit gleich vielen Nennungen zwei größten Risiken waren zum einen Cybervorfälle wie Cyberverbrechen, IT-Ausfälle, Datendiebstahl und ähnliches sowie zum anderen marktbezogene Entwicklungen wie Volatilität, intensivierter Wettbewerb, neue Wettbewerber, M&A Stagnation sowie Marktschwankungen mit je 30 %. Gefolgt wurden diese beiden Top-Risiken von Feuer und Explosionen mit 29 %, worauf mit 25 % bereits Geschäftsunterbrechungen einschließlich der Unterbrechung der Wertschöpfungsketten genannt wurde.

 Südkorea ist ein klassisches Beispiel für den Erfolg einer exportorientierten Industrialisierung.

Seine Integration in die internationale Arbeitsteilung stellt einen Referenzpunkt bei der Diskussion über wirtschaftspolitische Entwicklungsmodelle dar. Es brachte eine zunehmende wirtschaftliche Öffnung, aber auch eine steigende soziale Ungleichheit mit sich. Dabei profitierte Südkorea ebenso von der wirtschaftspolitischen Strategie Japans zum Aufbau regionaler Wertschöpfungsketten wie vom Wachstumsboom in China.

 

Won langfristig

 

Die Asienkrise war allerdings ein deutliches Signal eigener außenwirtschaftlicher Verwundbarkeit. Der damalige Ansteckungseffekt ist in Chart 1 deutlich zu sehen. Ausgehend von Thailand steckte sich auch Südkorea mit dem Kapitalflucht-Virus an, was im Ergebnis von September 1997 bis Dezember 1997 zu einer Abwertung des südkoreanischen Won gegen den US-Dollar um mehr als 50 % führte. Danach wertete der Won erneut bis an sein Ausbruchsniveau vor der Krise auf.

In der Finanzkrise 2008 kam es erneut zu einer deutlichen Abwertung des Won gegen den US-Dollar, diesmal um rund 60 % von März 2008 bis März 2009. Danach erholte sich der Won erneut, wertete aber bereits schon nicht mehr so stark auf wie nach der Asienkrise.

 

Won mit term

 

Inzwischen hat der Won gegen den US-Dollar einen charttechnischen Boden in Form einer umgekehrten Schulter-Kopf-Schulter-Formation gebildet (siehe Chart 2). Eine wichtige Schwelle ist dabei die Nackenlinie bei 1.244,30 Won je Dollar. Ein Überschreiten dieser Linie könnte eine beschleunigte Abwertung bis in den Bereich von 1.650 Won zur Folge haben.

Dies würde vor allem dann wahrscheinlicher, wenn China durch eine inländische Implosion seiner realen Güterproduktion den Yuan gegen den US-Dollar abwerten würde. Wie wir zuletzt dargelegt haben, besteht auch beim japanischen Yen ein erhöhtes Abwertungsrisiko. Kompetitive Abwertungen sind zwar das Letzte, was Südkorea jetzt braucht. Aber wenn sich die Logik internationaler Institutionen von Kooperation zu Konkurrenz verschieben sollte, dürfte man sich in Seoul die Frage stellen, wie viel Marktanteil man durch eine relativ zu starke Währung bereit ist hinzunehmen.

Sollte in diesem Kontext auch noch der US-Dollar erstarken, dürften die internationalen Kapitalströme per saldo aus Südkorea abfließen und der Won insbesondere gegen den US-Dollar deutlich abwerten.

 

Fazit

 

Ein Blick in die Währungsgeschichte des südkoreanischen Won zeigt, dass dieser sensitiv gegenüber einer plötzlichen Umkehr der Kapitalströme ist. Seine hohe außenwirtschaftliche Offenheit gegenüber den Entwicklungen in China stellt ein bedeutendes Risiko für den südkoreanischen Won dar. Wir empfehlen Investoren deshalb, Währungspositionen in Won ab einer Marke von 1.244,30 Won je US-Dollar abzusichern.

 

21.02.2020 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de

 

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