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BÖRSE TO GO - mit Hellofresh, Leoni und RWE

Einzelstories sind interessanter als der Gesamtmarkt

 

Guten Morgen,

das Wechselbad der Gefühle und Hoffnungen setzt sich mit hoher Volatilität fort. Selten in den vergangenen Jahren wurde das Börsengeschehen so sehr von den täglichen Kurznachrichten aus Politik und Geopolitik so bestimmt wie diesen Sommer. Ein Gezwitscher hier, ein Telefonat dort, und die Börsen reagieren mit hunderten von Punkten Ab- oder Zuschlag in die jeweilige Richtung. Selbiges gilt auch für den Italien-Krimi, hier ist erst einmal alles bis auf den 20. August verschoben. So oder so: Eine klare Börsentendenz lässt sich vor diesem Hintergrund erst einmal nicht etablieren.

Die ifo- und ZEW-Indikatoren sind da gleichfalls keine Hilfe. Hier spiegeln sich Sorgen zum einen und strukturelle Schwächen (Stichwort exportorientierte Autobranche) der Industrie zum anderen. Dazu werden heute die Wachstumsprognosen der Bundesregierung in Berlin veröffentlich, aber Bundeskanzlerin Merkel hat bereits durchblicken lassen, dass sie keine Notwendigkeit für Konjunkturprogramme etc. erkennt. Und wenn „Mutti“ das so sagt, dann muss die Welt ja in Ordnung sein.

Wir wahren daher zu den täglichen Schwankungen der Indices eine gesunde Distanz und nehmen lieber Einzelwerte ins Visier.

 

Turnaroundansatz

 

Bei HELLOFRESH springen wir nach Vorlage der Zahlen und dem Chartsignal auf. HELLOFRESH erzielte im 2. Quartal einen Umsatz von 437 Mio. Euro (VJ: 320 Mio. Euro) sowie ein bereinigtes EBITDA von 18,3 Mio. Euro (VJ: 3,9 Mio. Euro). Viel wichtiger: Im Ausblick auf 2019 rechnet das Management mit einem Umsatzplus von 28-30 % sowie einer bereinigten EBITDA-Marge von -1,0 % bis +1,0 %. Folge dieser Zahlen: Nach der längeren Seitwärtsbewegung der letzten Wochen erfolgte nun auch das Kaufsignal im Kurs. Kurz: Die Wachstumsperspektiven des Lieferanten von Kochboxen sind intakt und spiegeln das veränderte Verbraucherverhalten bzw. den neuen Trend beim Essen in ähnlicher Form wie BEYOND MEAT wider.

 

Kursverlauf Hellofresh

 

Wie weiter mit LEONI?

 

Neue Hoffnung für LEONI? Während in den einschlägigen Börsen-Portalen sogar schon das Wort „Insolvenz“ die Runde machte, legte der angeschlagene Spezialist für Kabel-und Bordnetze einen schwachen Quartalsbericht vor. Nachdem man schon im ersten Quartal einen Verlust melden musste, betrug dieser im zweiten Quartal 44 Mio. Euro. Auch auf operativer Ebene (EBIT) schrieb LEONI mit 30 Mio. Euro rote Zahlen, nachdem man im Vorjahreszeitraum noch einen Gewinn von 62 Mio. Euro einfahren konnte. Beim Umsatz machte das Unternehmen einen Rückschritt um 6 % auf 1,25 Mrd. Euro und auch der Free Cashflow fiel mit minus 72 Mio. Euro deutlich negativer aus als im Vorjahr. Dennoch:

An der Börse kann sich LEONI nach den Zahlen überraschend behaupten. Allerdings muss dazu auch gesagt werden, dass sich die Aktie damit weiterhin in der Nähe des tiefsten Standes seit mehr als zehn Jahren befindet. Was allerdings bei den Analysten und Marktteilnehmern freundlich aufgenommen wird, ist die Tatsache, dass die abgelieferten Zahlen erst einmal im Rahmen der Erwartungen blieben und LEONI außerdem endlich einen Ausblick auf das Gesamtjahr gegeben hat, der von einem moderaten Umsatzrückgang ausgeht. Das EBIT soll dabei zwar negativ, aber im maximal mittleren zweistelligen Mio.-Bereich bleiben, da man von einer besseren Entwicklung im zweiten Halbjahr ausgeht.

Unser Fazit: Natürlich bleibt LEONI in unserer Dispositionsliste eine der großen Schieflagen. Auf diesem Niveau macht es auch keinen Sinn, hier noch zu verkaufen. Wir raten dazu, investiert zu bleiben und setzen darauf, dass der Autozulieferer tatsächlich im zweiten Halbjahr erste Erholungsansätze liefern kann.

 

RWE mit starkem Ergebnis

 

Interessantes hatte der Versorger RWE zu bieten. Bevor wie bislang geplant im September der große Umbau vonstatten geht mit dem Netzverkauf an E.ON und der Übernahme der erneuerbaren Energieerzeugung vom Konkurrenten liefert RWE für das erste Halbjahr einen kräftigen Gewinnanstieg. Der operative Gewinn auf Ebene EBITDA konnte in den ersten sechs Monaten um 20 % auf 1,372 Mrd. Euro ansteigen und damit die Markterwartungen übertreffen. Das bereinigte Nettoergebnis legte sogar um 30 % zu. Bereinigt deshalb, weil bereits die Zahlen der Ökostrom-Tochter INNOGY herausgerechnet wurden.

Die starken Zahlen haben dabei vor allen Dingen einen Grund. Denn der Energiehandel lieferte mit einem EBITDA von 434 Mio. Euro mehr als das Vierfache des Vorjahreszeitraums. Auf dieser Basis hat der Versorger nun auch seine Prognose für das Gesamtjahr nochmals bestätigt, nachdem er diese erst Ende letzten Monats angehoben hatte. Er erwartet demnach für das EBITDA ein bereinigtes Ergebnis von 1,4-1,7 Mrd. Euro.

Mit diesen Vorgaben kann sich RWE heute an die Spitze des DAX setzen. Allerdings ist uns die Aktie angesichts des kommenden Umbaus und der für dieses Jahr relativ hohen Bewertung von 21 im KGV ein zu unsicherer Kantonist für Gewinnmitnahmen.

 

14.08.2019 - Carsten Müller - cm@ntg24.de

 


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