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Alibaba: KEIN KAUF – Trotz Aktienrückkaufausweitung bleiben operative und regulatorische Probleme dominierend

Nach jüngster Aktienrallye nur noch knapp haltenswert

NTG24 - Alibaba: KEIN KAUF – Trotz Aktienrückkaufausweitung bleiben operative und regulatorische Probleme dominierend

 

Bereits seit Anfang November 2020 kam es in der 1999 etablierten ALIBABA GROUP HOLDING ausgelöst durch die massive Generalkritik ihres Gründers und CEOs Jack Ma am traditionell stark restriktiven Unternehmensaufsichtsstil der chinesischen Zentralregierung, dem darauf sofort politisch unterbundenen potenziell ca. 315 Mrd. USD schweren Börsengang ihres führenden Onlinezahlungs-Abwicklers ANT FINANCIAL, der Verhängung einer weiteren Kartellstrafe von 2,8 Mrd. USD im April 2021 und schließlich auch der ebenso motivierten massiven Ausweitung der politischen Aufsichtsrepressalien auf nahezu alle weiteren führenden Technologieplattform-Betreiber Chinas im Tief am 15.03.2022 zu einem Aktienkurscrash um gewaltige – 77 % (auf USD-Basis ihres ADRs).

Diesem Aktienkurssturz von ALIBABA (US01609W1027), dem mit Abstand größten chinesischen wie auch asienweiten Multiplattform-Betreiber diverser digitaler eCommerce-, Zahlungsabwicklungs-, Medien- und Internetinhalts-Dienstleistungen, folgten seit Februar 2021 in der fraglos wohl vor allem von Alibaba provozierten Ausdehnung der politischen chinesischen Aufsichtsverfolgungen auf zusätzliche landesführende und vermeintlich ebenso „wettbewerbsmissbräuchlich“ agierende Technologieplattform-Betreiber wie zuvorderst TENCENT (US88032Q1094), BAIDU (US0567521085), JD.COM (US47215P1066) und PINDUODUO (US7223041028) auch bei diesen weiteren genannten chinesischen Technologiepfeilern in der Spitze Aktiencrashs von – 62 % bis – 89 %, die dabei fraglos außerdem auch durch die Faktoren des allgemein immer deutlicher nachlassenden Wirtschaftswachstums in China (BIP 4. Quartal: nur noch historisch sehr niedrige + 4 % ggü. Vorjahr) sowie die seit Anfang März nun auch noch neu ausgebrochene Corona-Infektionswelle in China verschärft wurden.

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Werbebanner EMH PM TradeAuch wenn sich ausgehend von diesen Tiefs am 15.03. gerade in allen genannten chinesischen Technologieaktie Erholungsrallyes einstellten, hierunter Alibaba bis heute mit einem Kurssprung um + 56 % (aktueller Kurs: 114 USD), so sind diese jedoch bislang ausschließlich rein technisch-psychologischer Natur und ändern an den mit Einleitung der genannten politischen Aufsichtsrepressalien (insbesondere angeblich „wettbewerbserforderliche“ Restrukturierungs-, Aufspaltungs- und Spin Off-Auflagen an die Konzerne) sowie natürlich auch den konjunkturell bedingt bis heute durchweg verzeichneten massiven Eintrübungen der Geschäfts- und Ertragslagen der genannten Konzerne nicht das Allergeringste.

 

Finanzmarktliberalisierungs-Ankündigungen von China müssen nun Taten folgen

 

Denn zunächst waren bei allen genannten Aktien die vor allem ab 16.03. verzeichneten schlagartigen Kursexplosionen ausschließlich darauf zurückzuführen, dass nach der am 14.03. nun auch noch publizierten Blacklist für 5 chinesische Firmen durch die US-Börsenaufsichtsbehörde SEC mit Androhung einer möglichen ADR-Notierungseinstellung bis spätestens 2024 wegen zurückliegenden dauerhaften Verstößen gegen geltende Bilanzierungs- und Transparenzanforderungen (was jedoch durchweg keine der o.g. 5 führenden chinesischen Technologie-ADRs betraf) die chinesische Führung hierauf unmittelbar reagierte (siehe auch bereits in dieser Analyse).

So wurde nun plötzlich in einem Höchstmaß an „Kooperationsbereitschaft“ sofort die Einleitung künftiger Finanzmarktstabilisierungs-Maßnahmen, ein nun kurzfristig beginnender Abbau ihrer restriktiven Unternehmensregulierungsauflagen nach „genauer Risikoprüfung“ wie auch selbst eine angeblich künftige Unterstützung und Förderung (!) bisher schließlich jahrelang unerwünschter, wenn nicht gar, wie vor allem bei ANT FINANCIAL und dem Fahrtdienstleister DIDI (US23292E1082), historisch sogar aktiv hintertriebener grenzüberschreitender Auslands-Aktienlistings angekündigt.

Nach den Eindrücken der nun schon über 1 Jahr sehr rigiden und klar geschäftsschädigenden Regulierungsmaßnahmen gerade gegenüber ihren staatstragenden globalen Technologie-Plattformkonzernen halten wir mit aller gebotenen Skepsis diese vollmundigen Finanzmarktliberalisierungs-Ankündigungen der chinesischen Führung, die es ja schließlich auch schon in den letzten Jahrzehnten, aber eben immer nur jeweils nach kurzfristig politisch gesehener Opportunität mehrfach gab, solange für ein „Muster ohne Wert“, bis nicht diesen Verlautbarungen künftig auch entsprechend einschneidende und vor allem nachhaltig liberalisierende Maßnahmen folgen.

Denn unsere Zurückhaltung gegenüber diesen bisherigen reinen Absichtserklärungen der chinesischen Regierung rührt auch im jetzigen Fall daher, dass auch hier nun diese plötzlichen Liberalisierungsankündigungen keinesfalls freiwillig, sondern allein in der schon fast zwangsläufigen „Panik“ der Wirtschaftsführung entstanden sein dürften, dass nach der im Zuge des allgemeinen Aktienbörsencrashs entstandenen chinesischen Vermögensvernichtung von nicht weniger als 2 Bio. USD (!) jede weitere Konjunktur- und Aktienabsturz-Gefahr und letztlich gerade auch ein im schlimmsten Fall künftig ebenfalls denkbares US ADR-Delisting o.g. elementarster Konzernaktien aus Sicht der chinesischen Wirtschaftsführung dann schon fast einen ultimativen „Mega-GAU“ dargestellt hätte, den es nun unter allen Umständen abzuwenden galt (und wenn auch erst einmal nur durch entsprechende Lippenbekenntnisse).

Die hierauf erfolgte jüngste Aktienrallye hielten wir also nur für stichhaltig, wenn diesen Worten künftig auch die entsprechenden Taten folgen, was zunächst jedoch erst einmal abzuwarten bleibt. So steht z.B. nach jüngstem Statement von ANT FINANCIAL vom 08.03. selbst für diese eine kommende IPO-Beantragung nun erst einmal wörtlich „auf unabsehbare Zeit“ nicht zur Debatte, nachdem „dank“ der zurückliegenden Regierungsmaßnahmen deren Marktwert nach internen Konzernkalkulationen derzeit nur noch maximal auf rd. 200 Mrd. USD zu veranschlagen ist.

 

Rückkaufprogramm-Ausweitung bei Alibaba kein Signal operativer Stärke, sondern Schwäche

 

Ebenso erfolgte auch die weitere, ab 22.03. kurzzeitig zunächst erfolgte Rallyefortsetzung von Alibaba ohne jeglichen fundmentalen Geschäfts- und ergebnisrelevanten Hintergrund, sondern beruhte allein auf der Ausweitung ihres bereits seit 2019 kontinuierlich (!) aufgestockten Aktienrückkaufprogramms über anfänglich 6 Mrd., dann 10 Mrd. (seit Dezember 2020), schließlich 15 Mrd. (seit August 2021) und nun gemäß gestriger Ankündigung sogar auf 25 Mrd. USD (mit Umsetzungsbefristung bis zum März 2024).

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Frappierend und nach historisch vielfach genau deckungsgleich bekannten Mustern sehr argwöhnisch stimmend (völlig anders als z.B. die progressiv mit jeder Geschäfts-VERBESSERUNG ausgebauten und daher tatsächlich hoch aktionärsfreundlichen Rückkaufprogramme einer APPLE (US0378331005) und MICROSOFT (US5949181045)) ist jedoch bei Alibaba nun, dass der Konzern in völligem Gegensatz zu diesen US-Technologie-Peers mittlerweile nicht nur im (offenkundig aber zunehmend unproduktiven) weitaus größten Cash-Berg aller chinesischen Technologiekonzerne schwimmt (per Ende 2021: 203 Mrd. CNY = 46 Mrd. USD, gefolgt von Tencent mit 171 Mrd. CNY, JD.com mit 71 Mrd. und Xiaomi mit 59 Mrd. CNY an Cash und Cash-Äquivalenten), sondern diese bilanziell auch immer zwingender unabwendbaren Rückkäufe – aus einer offenkundig klaren operativen SCHWÄCHE heraus – seit 2019 sogar mit jeder weiteren operativen Geschäft-VERSCHLECHTERUNG immer dynamischer, d.h. damit allein zu einer wenigstens geringen Kompensation ihrer immer stärker GESCHÄDIGTEN Aktionäre ausbaute. Derartig defensiven, aus einer klaren operativen Schwäche heraus getätigten Rückkäufen ist somit eine diametral gegensätzliche Auslegung und Qualitätsbewertung beizumessen als progressiven, zum Geschäftsverlauf grundsätzlich prozyklischen und damit ausschließlich der Partizipation von Aktionären an Geschäftserfolgen dienenden Aktienrückkäufen, wie z.B. im Fall der genannten Apple oder Microsoft.

 

Kritische operative und regulatorische Geschäftslage bleibt von größter Bedeutung

 

Somit ist aus unserer Sicht im Falle von Alibaba auch weiter nichts als die nackte und sehr kritische operative Tatsache in den Vordergrund zu stellen, dass der Konzern im abgelaufenen 3. Quartal 2021/22 (per 31.12.) – unzweifelhaft vor allem regulatorisch / offizielles Wording im Report „national wettbewerbsbedingt“, aber nach weiteren Angaben auch allgemein konjunkturell geprägt – mit einem sukzessive nachlassenden Quartalsumsatzanstieg von zuletzt nur noch um + 10 % damit nun das historisch schwächste Wachstum seit ihrer Börseneinführung 2014 aufwies, das schließlich bereinigt um Goodwillbewertungs-Anpassungen sogar einen operativen EBIT-Rückgang um - 34 % sowie eine Nettogewinneinbuße um - 25 % nach sich zog.

Im Umfeld dieser vor allem weiter national regulierungsbedingten Geschäftswidrigkeiten, die sich in 2021 auch in moderaten landesweiten Marktanteilsverlusten ihrer zugkräftigsten Konzerndivisionen E-Commerce (von 53 % auf 51 %) und Cloud-Services (von 40 % auf 37 %) äußerten, erscheinen uns auch die Analystenkonsensprognosen für das kommende Geschäftsjahr 2022/23 (Umsatz ca. + 15 %, Nettogewinn ca. + 36 %) als so risikobehaftet, dass wir auch das hiermit optisch noch so attraktiv erscheinende KGV (2022/23e) von nur rd. 14 nach wie vor als angemessen einstufen.

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Werbebanner ISIN-WatchlistVon einem Kauf der Aktie von Alibaba raten wir daher weiterhin gänzlich ab. Etwaige Bestände erachten wir nach dem jüngsten Aktienkurssprung derzeit ebenfalls lediglich als (schwach) haltenswert und sollten momentan konsequent mit einem STOP LOSS entweder bereits bei ca. 108,50 USD oder spätestens bei der nächsttieferen Horizontal-Unterstützung von 98 USD abgesichert werden, deren Unterschreitung zweifelsfrei ein erneutes Verkaufssignal generieren würde.

 

Chart: ALIBABA (in US-Dollar)

 

Alibaba auf TradingView

 

24.03.2022 - Matthias Reiner

Unterschrift - Matthias Reiner

 

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