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Nach EV-Autos kommen die EV-Flugtaxis - Archer fusioniert mit Atlas Crest Investment

Ist Archer die neue Tesla des Himmels?

NTG24 - Nach EV-Autos kommen die EV-Flugtaxis - Archer fusioniert mit Atlas Crest Investment

 

Jenseits vom Mainstream trifft sich das Who-is-Who, um in das nächste grosse Venture zu investieren. Das Investmentvehikel heisst Atlas Crest Investment Corp. und der Sponsor der SPAC (Special Purpose Acquisition Company) ist niemand Geringeres als Moelis & Company

Der legendäre Ken Moelis gründete die unabhängige Investmentbank im Jahr 2007. Unabhängig ist in diesem Fall wichtig, denn Moelis ist an keine klassische Bank angebunden, sondern ist ausschliesslich im Investmentbanking tätig. Das ist ein wichtiger Unterschied im Vergleich zu den anderen grossen Playern in der Branche, denn die Bilanz von Moelis ist nicht gehebelt, wie die einer klassischen Bank. Man arbeitet vornehmlich mit Eigenkapital und nicht mit Fremdkapital wie die Konkurrenz. Dadurch kann die Gesellschaft immer dann in Ruhe und mit viel Gelassenheit die besten Deals machen, wenn es in der Wirtschaft brennt und die klassischen Banken gezwungen sind, ihre Aktivitäten und ihr Risiko im Investmentbanking herunterzufahren. Das ist im Übrigen auch eine wichtige Komponente des Erfolges von Warren Buffett. 

 

Moelis & Company sponsort die SPAC

 

Moelis hat eine beeindruckende Karriere hinter sich. In der Finanzbranche begann Moelis Anfang der 80er seine ersten Schritte bei Drexel Burnham Lambert. Jedem, der sich am Anleihemarkt auskennt, ist Drexel ein Begriff, denn die Investmentbank bereitete dem heutigen Junk Bond Markt den Weg ins Rampenlicht, angeführt von Michael Milken, dem „Gordon Gekko“ des Bondmarktes. Milken war Drexels Superstar und verdiente Ende der 80er Jahre innerhalb von nur vier Jahren mehr als 1 Mrd. US-Dollar an Gehältern und Bonuszahlungen. Ken Moelis arbeitete für Milken, der sich am Ende jedoch in zu vielen Risiken verstrickte und Drexel damit vor die Wand fuhr. 

Nach dem Ende von Drexel wechselte Ken Moelis mit seinem Team zu Donaldson Lufkin & Jenrette. Wer die Dot.com Phase in den 90er Jahren miterlebt hat, wird sich an DLJ erinnern. Bis zum Verkauf an die damalige Credit Suisse First Boston war DLJ eine der bekanntesten, aggressivsten und erfolgreichsten Investmentbanken an der Westküste und vor allem im Silicon Valley. Moelis führte seinerzeit die Sparte Unternehmensfinanzierungen. Nachdem DLJ Anfang der 2000er an die Schweizer verkauft wurde und man Moelis und seinem Team die Führung des US-Investmentbanking gab, wechselte dieser stattdessen überraschend mit 70 Investmentbankern zur damaligen UBS Warburg, der späteren UBS Investment Bank. Und feierte dort einen seiner grössten Erfolge, denn:

Moelis machte die UBS innerhalb von nur sechs Jahren zur Nr. 4 weltweit im Investmentbanking. Und das wohlgemerkt als ausländische Bank an der Wall Street. Ein Run, von dem die Schweizer noch heute profitieren. Anfang 2007 hatte Ken Moelis alle seine Ziele bei der UBS erreicht, verliess die Bank und gründete Moelis & Company, die aktuell für das Sponsoring der Atlas Crest Investment Corp. verantwortlich zeichnet. 

 

Archer hat ein breites Spektrum an attraktiven Stakeholder 

 

Als Fusionspartner hat man sich Archer Aviation ausgesucht. Die Gesellschaft mit Sitz in Palo Alto hat sich dem Thema Urban Air Mobility (UAM) verschrieben. Dabei geht es darum, die Verkehrsprobleme in Metropolen mit sehr hohem Verkehrsaufkommen ein zusätzliches Ventil zu geben, indem man einen geordneten Kurzstreckenluftverkehr aufbaut. Archer hat dazu ein sogenanntes eVTOL entwickelt. Ein „electrical vertical takeoff and landing“ Kleinstflugzeug. Die eVTOL von Archer - Maker genannt - fliegt mit Batterien betrieben und kann vertikal landen und starten. Der Einsatzbereich beträgt 60 Meilen, was knapp 100 Kilometer sind. Maker erreicht eine Reisegeschwindigkeit von bis zu 240 Km/h und ist dabei mit 45 Dezibel ungefähr so leise wie Ihr Kühlschrank. 

Um eVTOLs in den Verkehr zu integrieren, hat die Stadt Los Angeles eine Urban Air Mobility Partnerschaft ins Leben gerufen. Ziel ist es, in den kommenden Jahren den Kurzstreckenluftverkehr verstärkt mit in die Stadtplanung einzubeziehen, um den Nutzen der UAM zu erhöhen. Ein Projekt, dessen sich der Bürgermeister von Los Angeles persönlich angenommen hat. Doch Verkehrsplanung ist bekanntlich ein dickes Brett, an dem man lange bohrt. Sehr viel schnell wird sich die Partnerschaft mit United Airlines umsetzen lassen. 

United will Archer an sich binden. Mit LAX hat die Airline einen sehr wichtig Hub in der Region, der ein idealer Start- und Landepunkt für Archer ist. Kaum ein anderes Land ist so auf eine Null-Emissionen-Zukunft fokussiert wie Kalifornien, womit sich ein Batterie betriebenes Kurzstreckenflugzeug schon mal gut positioniert. Zudem ist es flexibel bei Start und Landung und kann die Ränder der Metropole Los Angeles in 10 bis 20 Minuten erreichen, statt in 90 Minuten mit dem PKW. Maker ist zudem für eine wohlhabende Kundschaft ausgestattet. United sieht hier die Möglichkeit, ihren Business und First Class Kunden ein attraktives Angebot für die letzte Meile zu machen. 

United partizipiert auch nicht nur an der PIPE, sondern hat bereits eine Order über 1 Mrd. Dollar bei Archer aufgeben. Damit nicht genug. United Airlines ist von dem Konzept so überzeugt, dass man sich obendrein noch eine Option für eVTOLs von Archer im Wert von 500 Mio. US-Dollar gesichert hat. 

 

United ist der erste Grosskunde - FCA übernimmt die Massenproduktion

 

Für die Produktion hat sich Archer FCA geangelt. Die Mutter von Fiat Chrysler entwickelt zusammen mit dem Unternehmen die Flugzeugteile und wird ab 2023 die Massenproduktion der Flugzeuge übernehmen. Abgesehen vom Prototypen Maker sollen spätere eVTOLs mit grösseren Passagierkapazitäten produziert werden sowie die Technik schrittweise hin zum autonomen Fliegen entwickelt werden. 

 

Archer Aviation / Atlas Crest Investment Corp.

 

Der eVTOL Markt ist rein auf aussergewöhnlich dicht besiedelte Metropolen fokussiert, deren Bewohner das entsprechende Kleingeld mitbringen. Reich, urban und dem technologischen Fortschritt aufgeschlossen. Da gibt es einige Metropolen weltweit, die in dieses Bracket passen, und Morgan Stanley rechnet in einer Analyse vor, dass der eVTOL Markt bis 2040 auf 1,5 Billionen US-Dollar wachsen wird. 

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Werbebanner Zürcher BörsenbriefeDie SPAC wurde zur Emission bei 10 US-Dollar je Aktie mit 3,8 Mrd. US-Dollar Marktkapitalisierung bewertet. Darin enthalten sind die 500 Mio. US-Dollar Liquidität, die die SPAC beim Listing eingesammelt hatte, sowie die PIPE (Private Investment in Public Equity) mit einem Volumen von 600 Mio. US-Dollar. An der PIPE haben sich neben United Airlines auch Stellantis (ehemals Fiat Chrysler Automobiles), Exor, der Abu Dhabi Staatsfonds Mubadala Capital, Putnam Investments und einige andere beteiligt. Ken Moelis und andere Privatinvestoren haben insgesamt 30 Mio. US-Dollar zur PIPE beigesteuert. Keiner der Altaktionäre von Archer geht, sondern alle übertragen ihre Aktienpakete auf Atlas Crest Investment.

Eine konkrete Empfehlung zu dieser Analyse ist den Lesern des Zürcher Finanzbriefes vorbehalten. Den Zürcher Finanzbrief und die zugehörigen Empfehlungen können Sie im Rahmen eines kostenlosen Probe-Abonnements ausgiebig testen.

 

03.03.2021 - Mikey Fritz - mf@zuercher-boersenbriefe.ch

 

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