als .pdf Datei herunterladen

BASF: Neu von Verkaufen auf HALTEN – Positive vorläufige Q1-Zahlen, Ergebnisrisiken für 2022 vorerst ausreichend eskomptiert

Nennenswerter Risikopuffer gegen weitere 2022er Prognosekorrektur(en)

NTG24 - BASF: Neu von Verkaufen auf HALTEN – Positive vorläufige Q1-Zahlen, Ergebnisrisiken für 2022 vorerst ausreichend eskomptiert

 

Am 11.04. legte BASF sehr erfreuliche vorläufige Ergebniseckdaten zum 1. Quartal 2022 vor, die die Analystenerwartungen klar übertrafen. Auch wenn sich im Zuge des zuletzt stetig ausufernden Ukraine-Kriegs, der hierdurch zweifellos nachhaltig erhöhten Öl- und Gaspreisniveaus und einer voraussichtlich sukzessive verstärkten globalen Konjunkturabkühlung die operativen Wolken auch über BASF in den kommenden Quartalen immer mehr zuziehen dürften, so halten wir die Risiken einer künftigen Verfehlung bzw. Herabstufung der derzeitigen Konzernprognose für 2022 durch die im 1. Quartal transparenzerhöhende Vollabschreibung auf Nordstream 2, offenbar sehr erfolgreiche Preiserhöhungsdurchsetzungen sowie einen aktuell beträchtlichen Ergebnispuffer in Relation zu den bisher gültigen Gesamtjahreserwartungen des Vorstands momentan für gemindert.

Bereits der von BASF (DE000BASF111), einem der weltgrößten voll integrierten Konzerne in der Herstellung diverser Industrie- und Spezialchemikalien für das Automobil-, Elektro-, Bau-, Konsum-, Pharma- und Agrarwesen sowie zusätzlichen Öl- und Gasförderaktivitäten über ihre 72,7%ige Beteiligung Wintershall DEA, für das 1. Quartal 2022 im Vergleich zum Vorjahr vorläufig gemeldete Umsatzanstieg um + 19,0 % auf 23,1 Mrd. EUR übertraf die Konsenserwartung der Analysten von 22,0 Mrd. EUR nennenswert.

Anzeige:

Werbebanner ClaudemusOhne dies näher zu konkretisieren, was jedoch im Rahmen der endgültigen Quartalsberichts-Publikation am 29.04. unmittelbar vor dem Beginn ihrer ordentlichen Jahreshauptversammlung erfolgen wird, begründete der Vorstand unter Leitung seines CEOs Martin Brudermüller die sehr solide Umsatzsteigerung vor allem damit, dass sowohl eine robuste Absatzlage in durchweg allen 4 Hauptsparten (d.h. in funktionalen Chemikalien, Hochleistungs- und Performancechemikalien, Petro- sowie Agrochemikalien), außerdem zusätzliche erfolgreiche Überwälzungen der jüngsten Rohstoffkostenanstiege auf diverse Chemikalien-Preise (unter anderem z.B. für Antioxidantien und verwandte Additive um bis zu + 35 %, siehe hierzu bereits unsere letzte Analyse) und schließlich auch die seit Jahresanfang bis zum 31.03. eingetretene Abwertung des Euro vor allem zum US-Dollar um - 2,0 % die Umsatzentwicklung im 1. Quartal positiv begünstigt hätten.

Noch etwas stärker als der Umsatz erhöhte sich vor allem aufgrund weiterer interner Produktivitätssteigerungen, die nach Vorstandsangaben ebenfalls in allen Konzerndivisionen verzeichnet wurden, der operative EBIT-Gewinn im 1. Quartal nach vorläufigen Berechnungen um + 20,5 % auf 2,79 Mrd. EUR, womit die Analystenkonsensprognose von nur 2,38 Mrd. EUR nun gleich hochgradig übertroffen wurde. Die folglich im 1. Quartal von 11,9 % auf 12,1 % ausgeweitete EBIT-Marge stellte damit sogar die höchste seit exakt 4 Jahren, d.h. dem 1. Quartal 2018 dar.

Und schließlich hätte auch der effektiv im 1. Quartal nun um - 29 % auf 1,22 Mrd. EUR verminderte Konzernnettogewinn ebenfalls die Analystenkonsensschätzung von 1,77 Mrd. EUR meilenweit überragt, hätte nicht der Vorstand im 1. Quartal nach der russischen Militärinvasion in die Ukraine, des als Teil aller westlichen Sanktionsmaßnahmen gegen Russland durch die deutsche Bundesregierung sofort verhängten und sicher unwiderruflichen Fertigstellungs- und damit Inbetriebnahme-Stops der Nordstream 2-Pipeline auf deutschem Ostseeterritorium sowie der damit unabwendbaren Insolvenzeinleitung der im schweizerischen Zug ansässigen GAZPROM-Tochter als Betreiberin des Nordstream 2-Projekts sofort die Veranlassung gesehen, in aller Konsequenz eine Vollabschreibung in Höhe von 1,1 Mrd. EUR auf dieses Projekt in Form einer entsprechenden Wertberichtigung des 72,7 %-Anteils an ihrer Mehrheitstochter Wintershall DEA vorzunehmen, welches sich aus deren 730 Mio. EUR schweren Darlehensfinanzierung zugunsten der Schweizer Gazprom-Tochter sowie einem für 2022 zudem ursprünglich einkalkulierten und nun entfallenden Pipeline-Inbetriebnahmeertrag zusammensetzte.

 

Gestiegene Transparenz weiterer Wintershall DEA-Wertberichtigungsrisiken

 

Sowohl durch diese sehr konsequente und damit künftige Ergebnisintransparenz-Risiken aus dem weiteren Russland-Geschäft von Wintershall DEA mindernde Nordstream 2-Bewertungsabschreibung (entgegen dem zuletzt rd. 20%igen Umsatzanteil von Wintershall DEA aus dem laufenden Russland-Geschäft unterhielt BASF selbst darüber hinaus nach eigenen Angaben bis zu ihrer dort nun ebenfalls erfolgten Tätigkeitseinstellung kaum über 1,5 % % hinausgehende Umsatzaktivitäten in Russland, Belarus und der Ukraine) wie auch den nach vorläufigen Angaben hoch erfreulichen Geschäfts- und Ergebnisverlauf des 1. Quartals haben sich damit unseres Erachtens die Risiken einer etwaigen weiteren künftigen Herabstufung der Ergebnisprognosen des Vorstands für das Gesamtjahr 2022 nun vorläufig doch zu einem guten Teil gemindert.

Anzeige:

Banner TradingView

 

Zwar ist aufgrund des durch Wintershall DEA vorläufig alleinigen Weiterbetriebs bestehender Gasförderaktivitäten in Sibirien sowie der verbleibenden direkten Aktivitäten des Konzerns in Russland, wo dieser aktuell ca. 47 % seines Öl-/Gas-Förderaufkommens sowie 63 % der insgesamt testierten gegenwärtigen und künftigen Reserven unterhält, ein weiterer Wertberichtungsbedarf auf den Wintershall DEA-Anteil von BASF auch künftig hoch wahrscheinlich und wird von den Analysten ausgehend vom ehemaligen kompletten Beteiligungswertansatz in der BASF-Bilanz per Ende 2021 mit 9,6 Mrd. EUR bis Ende 2022 aktuell mehrheitlich auf weitere ca. 2,5 – 3,5 Mrd. EUR (d.h. also im Gesamtjahr 2022 wohl einen im schlechtesten Fall bis zu ca. 50%igen Wertberichtigungsbedarf der Wintershall DEA-Beteiligung in der BASF-Bilanz) taxiert.

 

Marktbewertungen wie auch Vorstandsprognosen mit Puffer gegen steigende Geschäftsrisiken

 

Berücksichtigt man jedoch, dass sich der gesamte Aktienmarktwert von BASF seit Jahresbeginn entgegen dem möglichen Gesamtabschreibungsbedarf auf Wintershall DEA von ca. 4,8 Mrd. EUR bis dato nun bereits um 8,1 Mrd. EUR (= - 14,3 %) ermäßigt hat, so stufen wir diesen momentan vom Markt darüber hinaus für 2022 zusätzlich vorgenommenen Bewertungsabschlag auf das weitere operative Konzerngeschäft von BASF selbst (= derzeit rechnerisch somit ca. 3,3 Mrd. EUR) doch momentan als vollkommen ausreichend, wenn nicht sogar konservativ ein.

Denn in seiner letzten, bislang noch gültigen Prognose für das Gesamtjahr 2022 hat der Vorstand gegenüber 2021 lediglich eine Minderung des operativen EBIT-Gewinns von 7,7 Mrd. auf ca. 7,2 Mrd. bis schlechtesten Falls ca. 6,6 Mrd. EUR (d.h. also bislang maximal geschätzte Reduzierung um ca. - 1,1 Mrd. EUR) in Aussicht gestellt, wovon außerdem der Konzern alleine schon im 1. Quartal gerade unter den o.g. negativsten Gesamtjahres-Annahmen des Vorstands nun bereits nicht weniger als 42 % eingefahren hätte.

Anzeige:

Werbebanner ISIN-WatchlistSelbst wenn diese Vorstandsannahmen unter dem für uns weiterhin sehr fraglichen Ansatz eines kostenbelastenden, durchschnittlichen Brent-Ölpreises von nur rd. 75 USD/b für das Gesamtjahr 2022 (aktuell über 106 USD/b) getroffen worden sind und dazu auch weiterhin die immens hohen Erdgaspreise (für BASF neben Öl und Naphta ebenfalls sehr relevant vor allem für die Herstellung von Katalysator-, Pigmentbeschichtungs- und Performancechemikalien) sowie künftig sicher ebenfalls verschlechterten weiteren Konjunktur- und damit Preisüberwälzungsperspektiven BASF in den nächsten Quartalen unzweifelhaft vor erhebliche operative Herausforderungen stellen dürfte, so haben doch der breite Aktienmarkt wie auch die zurückliegenden Vorstandsmaßnahmen und -ankündigungen unseres Erachtens nun doch schon einen nennenswerten Puffer gegen die etwaige Notwendigkeit einer weiteren künftigen Herabstufung der Konzernprognosen für 2022 aufgebaut.

 

Angesichts solideren Bewertungsfundaments nun Hochstufung auf HALTEN

 

Völlig folgerichtig zu unserer erstmals schon am 01.03. bei einem Kurs von noch 55,70 EUR ausgesprochenen VERKAUFS-Empfehlung zur BASF-Aktie (siehe hier) und deren anschließender tatsächlicher Korrektur im Tief bis auf nur noch 47,23 EUR sehen wir daher nach den hoch erfreulichen Vorabzahlen zum 1. Quartal sowie damit nunmehr tragfähigeren Risikokalkulationen für den Rest des Jahres daher jegliche analytische Rechtfertigung, die Aktie auf ihren aktuellen Bewertungsniveaus (KGV (2023e) ca. 9,5, Dividendenrendite (2023e) ca. 6,6 %) nunmehr wieder von VERKAUFEN auf HALTEN hochzustufen.

Eine nennenswerte erneute Unterschreitung von 47 EUR würde jedoch charttechnisch sofort wieder ein neues Signal zu einem Aktienverkauf darstellen, wozu wir aus heutiger Sicht genauso aber auch im Falle des künftigen Überschreitens eines Kursniveaus von ca. 63 EUR (aktuelles Konsens-Kursziel: 67 EUR) raten.

 

Chart: BASF

 

BASF auf TradingView

 

22.04.2022 - Matthias Reiner

Unterschrift - Matthias Reiner

 

Auf Twitter teilen     Auf Facebook teilen


Informiert bleiben - Wenn Sie bei weiteren Nachrichten und Analysen zu einem in diesem Artikel genannten Wert oder Unternehmen informiert werden möchten, können Sie unsere kostenfreie Aktien-Watchlist nutzen.









Ihre Bewertung, Kommentar oder Frage an den Redakteur


Bitte geben Sie die Anzahl der unten gezeigten Eurozeichen in das Feld ein.
>

 



Bewertungen, Kommentare und Fragen an den Redakteur

 

 

Haftungsausschluss - Die EMH News AG übernimmt keine Haftung für die Richtigkeit der Empfehlungen sowie für Produktbeschreibungen, Preisangaben, Druckfehler und technische Änderungen. (Ausführlicher Disclaimer)