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Chinesischer Yuan - wohin geht die Reise?

Chinesischer Yuan nur kurzfristig schwächer?

NTG24 - Chinesischer Yuan - wohin geht die Reise?

 

Wirklich überraschen kann die scharfe Bewegung des chinesischen Yuan gegen den US-Dollar nicht.

In der verlängerten Woche, in dem das chinesische Neujahr gefeiert wurde und die Börsen seit dem 23.01.2020 geschlossen blieben, ist einiges passiert.

Während die Märkte außerhalb Chinas den wirtschaftlichen Schock bereits in deutlich sinkende Rohstoffpreisen reflektierten, konnten die Märkte in China dies erst heute nachholen. An den chinesischen Terminbörsen sanken Rohstoffe wie Kupfer und Erdöl um bis zu 8 %.

 

Liquiditätsspritze der chinesischen Notenbank

 

Um die Liquidität der Märkte zu gewährleisten entschloss sich die chinesische Notenbank am Sonntag, über Offenmarktgeschäfte am Repo-Markt Liquidität im Gegenwert von 1,2 Bio. Yuan bzw. 173 Mrd. US-Dollar in den Markt zu schleusen. Gleichzeitig warte die Zentralbank vor Überreaktionen und rief zur Besonnenheit auf. Dieser Wunsch dürfte wohl vor allem für staatliche institutionelle Investoren Befehl gewesen sein. Insofern ist die heutige Marktreaktion wohl auch nicht repräsentativ für das Sentiment. Denn zum einen dürften bedeutende Notverkäufe getätigt worden sein, um die Liquidität von Privatinvestoren und Firmenvermögen sicher zu stellen. Denn die Quarantäne für über 50 Mio. Bewohner der Stadt Wuhan und inzwischen weiterer Städte dürfte die individuellen ökonomischen Kalküle vieler Chinesen verändern.

Die Liquiditätsspritze der Notenbank schwächte aber auch den chinesischen Yuan. Die Devisenmärkte dürften aber nicht nur dies einpreisen, denn die Entwicklung ist vor einem mittel- und langfristigen Entwicklungsszenario zu sehen, zu welchem Übertreibungen ebenso gehören wie langfristige Strategien wirtschaftlicher Entwicklung und von Machtansprüchen zur Ressourcensicherung.

 

Chinesische Taktik und Strategie

 

Ein Blick auf die Entwicklung des chinesischen Yuan gegen den US-Dollar seit 2010 zeigt, wie sich die Rettungsversuche Chinas nach der Finanzkrise 2008/2009 auswirkten. Durch die Konjunkturprogramme wertete der Yuan gegen den US-Dollar deutlich auf, da sich zum einen der Außenhandelsüberschuss Chinas mit den USA vergrößerte, zum anderen die inländische Nachfrage durch den steigenden Wohlstand der Chinesen angefeuert wurde. Dies freute vor allem hochpreisige Markenhersteller von Gucci bis Mercedes.

In scharfem Kontrast dazu steht die weitere Entwicklung seit dem Amtsantritt von US-Präsident Trump. Die politischen Turbulenzen sind noch lange nicht ausgestanden, weil es inzwischen nicht mehr nur um Handelsbilanzsalden, sondern auch darum geht, dass die USA China immer stärker als geostrategischen Rivalen betrachten.

Die psychologisch bedeutsame Marke von 7 Yuan je US-Dollar wurde im Zuge der Wachstumsabschwächung Anfang August 2019 das erste Mal seit der Finanzkrise im Mai 2008 wieder erreicht.

Interventionen am Geldmarkt des nicht frei handelbaren Yuan im Zuge der Verhandlungen mit den USA über ein Handelsabkommen dürften wohl seither verstärkt eine Rolle gespielt haben. Dabei erstarkte der Yuan charttechnisch bis an das Niveau, auf dem er sich bis zu seiner Aufwertungsphase 2010 befand (siehe blaue Horizontale und gelbe Rechtecke). Die sich ausbreitende Pandemie des Corona-Virus hat allerdings nun zu einer Kehrtwende geführt, wobei der Yuan heute Morgen wieder über der Marke von 7 Yuan je US-Dollar lag.

 

Yuan in Dollar mittelfristig

 

Ein Blick auf einen langfristigen Chart des Yuan gegen den US-Dollar seit 1982 zeigt allerdings noch etwas anderes. Die Aufwertung des Yuan gegen den Dollar seit 2006 dürfte nicht nur die Reflexion hoher Außenhandelsüberschüsse sein, sondern auch eine Anpassungsreaktion eines vorher zu billigen Yuan. Diese entwicklungspolitische Strategie wurde auch in Osteuropa in verschiedenen Stärkegraden verfolgt und war überwiegend als Erstimpuls erfolgreich, um durch preisliche Wettbewerbsfähigkeit Marktanteile zu gewinnen und Investitionen ins Inland zu locken, um durch Lohnveredelung Arbeitsplätze und damit Einkommen zu schaffen.

 

Bleibt die ökonomische Öffnung weiter die dominierende Strategie der KP Chinas?

 

Damit ist diese Währungspolitik ein Teil der entwicklungspolitischen Strategie Chinas. Der Aufwertungsprozess des Yuan gegen den Dollar endete allerdings vorläufig Anfang 2015 kurz über dem Niveau, auf dem der Yuan nach einer Richtungsänderung 1994 lag.

Denn im November 1993 verabschiedete das 3. Plenum des 14. des Zentralkomitees der KP Chinas eine neue Strategie der ökonomischen Öffnung Chinas, um die globalen Wachstumspotenziale für die Entwicklung Chinas zu nutzen. Dazu gehörte auch eine Reform des Wechselkurses, welche ein Kernelement in der angestrebten Marktorientierung war und auch die Konvertibilität des Yuan zum Ziel hatte. Denn das duale Währungssystem hatte sich seit 1978 als ineffizient erwiesen.

 

Yuan langfristig

 

Der im zweiten Chart sichtbare Sprung des Yuan von rund 5,80 Yuan auf rund 8,70 Yuan hat deshalb auch eine entwicklungsstrategische Dimension, deren Erfolge sich in der anschließenden Aufwertung des Yuan ihr Spiegelbild finden. Insofern ist diese Marke auch politisch von Bedeutung.

 

Fazit

 

Die ökonomischen Imbalancen, die sich seither in der Wirtschaftsentwicklung Chinas ergeben haben, dürften sich allerdings in Zukunft deutlicher in der Kursentwicklung nicht nur gegenüber dem US-Dollar, sondern auch gegenüber dem japanischen Yen, dem südkoreanischen Won, dem russischen Rubel und dem Schweizer Franken niederschlagen.

Taktisch bleibt festzuhalten, dass die kurzfristige Aufwertung des Yuan zum Jahreswechsel 2019 /2020 vor allem den Verhandlungen zwischen China und den USA geschuldet sein dürfte. Charttechnisch war dies nur eine Korrektur des vorangegangenen Ausbruchs. Aus dieser Perspektive ist mittelfristig mit einem neuen Abwertungsschub des chinesischen Yuan nicht nur gegenüber dem Dollar zu rechnen. Ob die ökonomische Öffnung Chinas auch in einer Schwächephase, in der die massive Überschuldung abgebaut werden muss, anhält, und ob die KP Chinas einen Weg findet, ihre Macht auch dann ohne ökonomische Turbulenzen zu sichern, muss aber einstweilen offenbleiben.

 

 03.02.2020 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de

 

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