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Corona-Rückholaktion

Ein Erfahrungsbericht aus erster Hand

NTG24 - Corona-Rückholaktion

 

Die ganze Welt steht kopf – die Corona-Pandemie ist allgegenwärtig. Es ist wohl nicht übertrieben zu behaupten, dass mittlerweile fast jeder mit den Auswirkungen des COVID-19 Virus konfrontiert seien dürfte. Gesellschaftliche Strukturen werden aufgerüttelt und auf die Probe gestellt, Arbeit fällt an vielen Stellen weg und ist an anderen Stellen bald nicht mehr zu bewältigen. Eine Branche bekommt das im Moment ganz besonders zu spüren. Die Luftfahrt muss einen echten Spagat bewältigen: Einerseits ist der Reise- und Pendlerverkehr fast komplett eingestellt, auf der anderen Seite versuchen Menschen auf der ganzen Welt, zurück in ihre Heimat und in die Nähe ihrer Familien zu gelangen. Dass dies eine echte Herausforderung darstellen kann, erlebte ich nach einem vierwöchigen Aufenthalt als Redakteurin der Finance & Research AG in Hong Kong am eigenen Leib.

Wie dramatisch die Situation für viele Airlines ist, zeigt das Beispiel der Deutschen Lufthansa. Mittlerweile fliegen sie nur noch 5 % ihres eigentlichen Flugplanes, 95 % der Flüge sind also aufgrund mangelnder Nachfrage oder staatlicher Restriktionen gestrichen. Damit stehen 700 der rund 760 Maschinen der Lufthansa am Boden. Insbesondere das Personal leidet unter dieser Situation. Für 87.000 Mitarbeiter, also knapp zwei Drittel der bei der Lufthansa Beschäftigten, hat man mittlerweile Kurzarbeit angemeldet.

 

Die Lage in Hong Kong

 

Aus Sicht der Reisenden zeichnet sich kein besseres Bild ab. Da viele Länder verschiedenste Restriktionen zur Eindämmung des Virus, wie beispielsweise Einreiseverbote, erlassen haben und weil die Nachfrage massiv eingebrochen ist, ist ein Großteil der regulären Flüge gestrichen worden. So auch mein Rückflug mit der Lufthansa aus Hong Kong. Obwohl sich die Lage in Hong Kong vor etwa einer Woche wieder etwas verschlechterte, ist die Situation mit bislang 915 bestätigten Fällen und vier Toten (Stand 06.04.2020) noch sehr viel ruhiger als in Deutschland. Trotzdem sind weitreichende Maßnahmen in der Sonderverwaltungszone mit mehr als 7,7 Millionen Einwohnern erlassen worden. Wer die sonst so lebendige Stadt kennt, merkt schnell, dass nichts so ist wie sonst. Die Straßen sind verhältnismäßig verwaist, die meisten Menschen arbeiten aus dem Home Office und in der MTR bekommt man regelmäßig einen Sitzplatz.

 

Corona - Schutzmaßnahmen in Hong Kong

Noch vor wenigen Wochen lief das Altagsleben noch weitestgehend normal - Bildnachweis: © Finance & Research AG - Lena Beermann

 

Eine obligatorische häusliche Quarantäne für alle Einreisenden wird mit Geo-Armbändern überwacht und wer ohne Maske herumläuft, wird gemieden. Mittlerweile ist ein Einreiseverbot für alle Nicht-Einwohner erlassen und der Flugbetrieb weitgehend eingestellt worden. Auch eine Ausreise gestaltet sich derzeit schwieriger als unter normalen Umständen. Da zum jetzigen Zeitpunkt noch einige wenige reguläre Flüge von Hong Kong aus abfliegen, gibt es keine der aktuell vom Auswärtigen Amt fast weltweit ausgeführten Rückholflüge aus Hong Kong.

 

Corona - Central Plaza in Wan Chai

Vor der Abreise - selbst der Central Plaza in Wan Chai ist menschenleer - Bildnachweis: © Finance & Research AG - Lena Beermann

 

Ein Reisebericht - Rückflug aus Hong Kong

 

Auch ich war also darauf angewiesen, eine Alternative in Eigeninitiative zu organisieren. Glücklicherweise konnte mich die Lufthansa ohne größere Probleme und zu einem geringen Aufpreis ein paar Tage später auf einen der letzten Linienflüge von Cathay Pacific umbuchen. Dieser Flug wurde unter den besonderen Umständen in Zusammenarbeit mit der Lufthansa durchgeführt. Schon bei der Ankunft am Flughafen wurde klar, dass die Situation eine andere als sonst war. Eingelassen wurde nur, wer gültige Flugpapiere bei sich trug und keine erhöhte Temperatur hatte. Eine Schlange bei den entsprechenden Kontrollen war nicht existent. Innerhalb des Gebäudes herrschte eine Stille, die man so nicht gewohnt war. Die Flure und Gänge waren weitgehend verwaist und die Geschäfte geschlossen. Ein einzelner Imbiss war noch geöffnet.

 

Coronavirus - Flughafen Hong Kong

Ein leerer Flughafen beim Abflug - Bildnachweis: © Finance & Research AG - Lena Beermann

 

Ebenso im Rahmen hielt sich der Andrang beim Boarding. In die große Boeing 777-300ER stiegen maximal 16 Leute ein, welche sich mit möglichst großem Abstand über den Innenraum verteilten. Auch das Personal hielt größtmögliche Sicherheitsvorkehrungen ein, indem sie mit Masken, Handschuhen und Brillen ausgestattet arbeiteten. Während des ganzen Fluges und trotz der durchaus angespannten Stimmung war das Personal extrem freundlich, äußerst souverän und natürlich über die Maße professionell.

 

Coronavirus - Heimkehrende Urlauber

Eine Hand voll heimkehrende Reisende - Bildnachweis: © Finance & Research AG - Lena Beermann

 

Überraschend war die Situation in Deutschland nach unserer Landung. Zwar wurden vom Bordpersonal sogenannte Health Declarations eingesammelt, welche kontrolliert wurden, bevor wir deutschen Boden betreten durften, und ein Herr vom Flughafen wies uns auf unserem Weg zum Gepäckband freundlich auf den gebotenen Sicherheitsabstand zu anderen Reisenden hin, damit hatte es sich dann allerdings auch schon. Aus Hong Kong war man es gewohnt, an jeder Ecke auf eine erhöhte Temperatur getestet und mit Desinfektionsmittel für die Hände ausgestattet zu werden. Solche Maßnahmen wurden in Deutschland allerdings nicht durchgeführt. Unerwartet war auch, wie viele Menschen doch noch unterwegs waren. Trotzdem wurde der Sicherheitsabstand in den meisten Fällen gut eingehalten und die Laune vieler Reisender war besser als gedacht. Eines war nämlich bei all dem Stress, der Gefahr und der Unsicherheit allgegenwärtig: ein ausgeprägtes Gemeinschaftsgefühl und der Wille, das gemeinsam durchzustehen.

 

07.04.2020 - Lena Beermann - lb@ntg24.de

 

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Bewertungen, Kommentare und Fragen an den Redakteur

 

  • Gisi - 08.04.2020 08:32:21 Uhr


  • Jens - 08.04.2020 07:39:55 Uhr


  • A. Bermeier - 08.04.2020 02:00:39 Uhr

    Willkommen daheim und danke für den Bericht. Die Situation bei der Ankunft deckt sich mit meinen Erfahrungen.

    Hier haben wir noch deutlicht Luft nach oben!


  • 1909 - 07.04.2020 21:44:41 Uhr

    Interessanter Bericht. Weiter so. Bin gespannt


  • Christel Terwort - 07.04.2020 21:09:01 Uhr

    Ist vergleichbar mit Italien
    Die Maßnahmen sind dort auch so gespenstig wie in Hongkong.
    Quelle:Meine Schwester die in Italien lebt.
    Gut gemacht Lena


  • Gisi - 07.04.2020 20:57:30 Uhr

    Authentischer Bericht über die aktuelle Situation, die uns zur Zeit alle berührt. ????


  • Dirk - 07.04.2020 20:37:37 Uhr

    Ein Bericht, der zum Nachdenken anregt.


  • Hasiepalau - 07.04.2020 20:29:16 Uhr

    Toller Bericht. Gibt es mehr zu lesen?


 

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