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Ölpreis mit und ohne OPEC+

Wie stehen die Chancen beim Ölpreis?

NTG24 - Ölpreis mit und ohne OPEC+

 

Das Zittern war groß, und nun steht der Ölpreis rund 1 Dollar höher als vor dem OPEC-Treffen. Alles nur viel Lärm um nichts?

Festzuhalten bleibt der beschlussgewordene Willen, den Ölpreis trotz schwächerer Nachfrageseite stabil zu halten. Ausschlaggebend dafür war die Bereitschaft Saudi-Arabiens zukünftig auch zusätzlich freiwillige Förderkürzungen. Die hohe Abhängigkeit des saudischen Staatshaushaltes vom Ölpreis erschwert dies und macht den Zusammenhang zwischen den ehrgeizigen Entwicklungsplänen des saudischen Kronprinzen und dem Ölpreis deutlich. So ziemlich einzige Voraussetzung für diese freiwillige Förderkürzung ist die Kürzungsdisziplin der anderen Mitglieder.

 

Disziplin, Disziplin, Disziplin

 

Konkret erzielte die OPEC+ eine Einigung, die Ölförderung um 500 000 Barrel pro Tag zu kürzen. Zudem können einzelne Länder ihre Förderung freiwillig kürzen. Insgesamt wird die Ölförderung um  mehr als 2,1 Mio. Barrel pro Tag verringert.

Wer allerdings wie viel fördern darf, also die Zuteilung der Förderquoten, ist noch offen. Und in der Vergangenheit hatten sich mehrere Länder nicht an ihre Quote gehalten, etwa Russland, welches in diesem Jahr oft zu viel förderte. Die aktuelle Einigung läuft im März 2020 aus. Einstweilen bleibt auch offen, ob die Förderkürzung in diesem Umfang ausreichen wird, um den Preis zu stabilisieren. Vor allem die Schieferöl-Exporte aus den USA gleichen einen großen Teil der Förderkürzung der OPEC+ aus. Dies erinnert auch daran, dass die 14 OPEC-Staaten nur noch rund 30 % der weltweiten Ölproduktion vertreten.

Und da wäre ja noch der Börsengang von Aramco. Dieser bislang größte Börsengang, der den saudischen Ölkonzern mit rund 1,7 Bio. Dollar bewertet, ging zum Schluss relativ ruhig über die Bühne. Allerdings wohl auch deshalb, weil die Aktien eben nicht in den USA in den Handel eingeführt wurden und auch der privatisierte Anteil kleiner war als zuvor geplant. Man organisierte den Verkaufsdruck sozusagen einfach weg.

 

Ein näherer Blick auf den Ölpreis-Chart

 

Beim Blick auf den langfristigen Ölpreisverlauf zeigt sich ein der Gemengelage entsprechendes Chartbild. Die Sanktionen der USA gegen Russland im Zuge des Ukrainekonfliktes, welche zu einem Absturz des Ölpreises führten, brachte den Markt in Turbulenzen, von denen sich vor allem Förderländer aus den Emerging Markets bis heute nur schwer erholten.

Nach dem Zyklustief des Öls Anfang 2016 erholte sich der Preis zwar wieder, litt aber unter dem zunehmenden Anstieg der US-Schieferölförderung. Der geldpolitische Quasi-Schock durch die US-Notenbank ab Oktober 2018 ließ dann den Ölpreis erneut deutlich sinken, wenngleich das folgende Tief höher als jenes Anfang 2016 lag.

Derzeit befindet sich der Ölpreis in der Nähe der unteren Aufwärtstrendlinie, welche ihren Ausgangspunkt im Januar 2016 hat (rote Linie). Die flache Abwärtstrendlinie, welche im Juni 2014 begann, liegt aktuell bei rund 80 Dollar und bildet einen Kreuzwiderstand (rote und grüne Linie). Darunter befindet sich ein mittelfristiger Abwärtstrend, der allerdings bereits intra-monthly überschritten wurde.

 

Ölpreis langfristig 

Ein Blick auf den Wochencandle-Chart zeigt, dass sich 2019 impulstechnisch eine umgekehrte Schulter-Kopf-Schulter-Formation (rote Schalen) gebildet hat. Diese ist für sich genommen bereits eine Trendumkehrformation. Hinzu kommt, dass diese Formation auch der zweite Teilboden eines Doppelbodens sein könnte, dessen ersten Teilboden das Tief vom Dezember 2018 darstellt.

 

Ölpreis mittelfristig

 

Die darüber fächerartig ansteigenden Abwärtstrendlinien wurden bisher phasenweise überwunden. Was fehlt, ist ein erster Ausbruch über die Nackenlinie der S-K-S-Formation, welche beim Hoch vom September 2019 bei 69,64 Dollar liegt. Eine zweite Bestätigung, diesmal für die Nackenlinie des Doppelbodens, würde die Überwindung des Hochs vom April 2019 bei 75,58 Dollar darstellen.

 

Fazit

 

Der Ölpreis ist eingeklemmt zwischen nachlassender Ölnachfrage und nach unten gesteuertem Ölangebot. Bei Letzterem dürfte wie so oft alles von der Disziplin abhängen, mit der die neue Vereinbarung der OPEC+ eingehalten wird. Sollte dies gelingen, hat der Ölpreis sehr wohl das Potenzial, relativ schnell auf 75 Dollar zu laufen. Dazu könnte etwa ein schwächerer Dollar beitragen, aber auch eine Einigung im Handelsstreit oder neue Konjunkturprogramme.

 

09.12.2019 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de

 

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