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Delisting von Didi ist die Spitze des Eisberges

Didi Global ist kein Einzelfall - Peking plant weitere Massnahmen

NTG24 - Delisting von Didi ist die Spitze des Eisberges

 

Die Aufspaltung des chinesischen und amerikanischen Kapitalmarktes ist bei Weitem noch nicht vollendet. Peking geht den nächsten Schritt und forciert einen Rückzug chinesischer Unternehmen aus New York.

Das Exempel, das Peking an Didi Global (US23292E1082) statuiert, zeigt die Härte der Kommunistischen Partei. Der chinesische Online-Fahrdienstvermittler mit mehr als 550 Millionen Benutzern war im Juni dieses Jahres in New York an die Börse gegangen. Man hatte auf Erlöse von bis zu 10 Mrd. US-Dollar gehofft, musste sich aber mit 4,4 Mrd. US-Dollar und einer Marktkapitalisierung von 70 Mrd. US-Dollar „begnügen“, nachdem bekannt wurde, dass die chinesische Behörde für Marktüberwachung Ermittlungen gegen das Unternehmen aufgenommen hatte. Nichtsdestotrotz war das IPO von Didi das grösste eines chinesischen Unternehmens seit dem Börsengang von Alibaba (US01609W1027) im Jahr 2014. Doch:

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Werbebanner ClaudemusDas IPO von Didi wurde zu einem Desaster. Am Sonntag, den 04. Juli, wurde bekannt, dass die chinesische Behörde zur Überwachung des Internets angeordnet hat, die Apps von Didi aus den chinesischen App-Stores zu entfernen. Damit war Didi nicht mehr in der Lage, neue Kunden zu erreichen. Das geschah nur zwei Handelstagen nach dem IPO. Die zeitliche Nähe führte weltweit zu dem Schluss, dass die chinesische Regierung bewusst gewartet hatte, bis das Unternehmen das Kapital der Investoren eingesammelt hatte und erst dann seine drakonischen Strafen verhängte. In einer direkten Reaktion darauf beschloss die amerikanische Börsenaufsicht SEC am 02. August, dass bis auf Weiteres keine chinesischen Unternehmen mehr in den USA an die Börse gehen dürfen.

Vor dem jüngsten Wochenende gab Didi nun bekannt, dass man sein Listing in New York beenden wird. Im Gegenzug wird man die Aktien an der Börse Hongkong listen lassen. Angeblich sollen die in Amerika verkauften Aktien in neue Aktien der Gesellschaft an einer „internationalen Börse“ konvertiert werden können. Details gibt es aber noch nicht. 

 

JD.com Inc.

 

Für die Aktionäre von Didi ist das ganze Drama sehr kostspielig. Die Aktien wurden zu 14 US-Dollar verkauft und eröffneten am 30. Juni bei 16,66 US-Dollar. Vor unserem Redaktionsschluss notieren die Papiere inzwischen bei 6 US-Dollar. Ein Verlust von -64 % in weniger als sechs Monaten gerechnet vom Eröffnungskurs aus. Doch:

 

Didi Global ist kein Einzelfall

 

Didi Global ist keineswegs ein Einzelfall. Die chinesische Behörde für Marktüberwachung plant, die Benutzung der sogenannten VIE-Strukturen nur noch für die Börse Hongkong zuzulassen. Damit wäre den chinesischen Unternehmen der Weg an die attraktive Wall Street nicht nur vonseiten der Amerikaner versperrt, sondern auch durch die eigene Regierung. 

Im Zürcher Finanzbrief 19/21 hatte ich Sie exakt auf dieses sehr spezielle Risiko aufmerksam gemacht. Die sogenannten VIE-Strukturen sind ein juristisches Konstrukt, dass den Aktionären von in New York gehandelten chinesischen Unternehmen keine direkten Eigentumsrechte einräumt, sondern sie lediglich an der Wertentwicklung teilhaben lässt. Es ist eine seit zwei Dekaden geduldete juristische Konstruktion, aber keine auf die sich die Unternehmen berufen können. Peking kann von heute auf morgen die VIE-Strukturen verbieten und plant dies offensichtlich nun auch. 

 

NIO Inc.

 

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Werbebanner Zürcher BörsenbriefeIn der Konsequenz bedeutet dies, dass alle chinesischen Listings in New York in ernste Gefahr geraten sind. Denn selbst wenn die heutigen Aktien zu einem späteren Zeitpunkt in Aktien konvertiert werden können, die beispielsweise in Hongkong gelistet sind, ergeben sich damit erhebliche Risiken für die heutigen Aktionäre. Es gibt keine Garantie, dass die Konvertierung stattfinden wird. Es ist nicht klar, ob die Aktien zwischenzeitlich vom Handel ausgesetzt werden und die Aktionäre dann nicht mehr handlungsfähig sind. Unter Umständen können oder dürfen die heutigen Aktionäre gar nicht in Hongkong handeln. Und last but not least ist keineswegs sicher, dass die Aktien nach der Konvertierung eine vergleichbare Marktkapitalisierung wie heute oder in den Monaten zuvor erreichen werden, denn Hongkong hat eine vergleichsweise kleine Investorenbasis im Verhältnis zur Wall Street, die immer noch der grösste und liquideste Kapitalmarkt der Welt ist. 

Eine konkrete Empfehlung zu dieser Analyse ist den Lesern des Zürcher Finanzbriefes vorbehalten. Den Zürcher Finanzbrief und die zugehörigen Empfehlungen können Sie im Rahmen eines kostenlosen Probe-Abonnements ausgiebig testen.

 

07.12.2021 - Mikey Fritz

Unterschrift - Mikey Fritz

 

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