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Die türkische Lira im Fokus

Die Türkei, die Lira und das Gold

NTG24 - Die türkische Lira im Fokus

 

Wenn man einen Blick auf den Kursverlauf der türkischen Lira gegen den US-Dollar wirft, wird schnell klar, dass die Lira seit Sommer letzten Jahres wie in einer Wäschetrommel durchgeschüttelt wurde. Wegen dem Einmarsch in Syrien drohte US-Präsident Trump mit der Vernichtung der türkischen Wirtschaft. Die Äußerungen des US-Präsidenten gegenüber der Türkei lösten eine Kapitalflucht aus, die sich derzeit zwar etwas beruhigt hat, aber noch weit von einer Lösung entfernt ist.

Und so spiegeln sich in der Kursbewegung der türkischen Lira auch die Schachzüge einer größeren geopolitischen Auseinandersetzung, in der die strategische Lage der Türkei eine wichtige Rolle spielt. Weitere Akteure sind Russland und China. Gerade erst transferierte China im Juni 2019 rund 1 Mrd. Dollar in die Türkei. Die strategische Politik Chinas stabilisiert die Lira, wenngleich die Interessenkonflikte weiter einer Lösung harren. Doch in Turbulenzen lassen sich eben Reserven zu höherem politischen Mehrwert umwandeln, wie auch der altchinesische Militärstrategie Sun Tse bereits erkannte und der bei der langfristigen strategischen Planung chinesischer Außen(wirtschafts-)Politik eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen dürfte.

 

Dollar in türkischer Lira

 

Für die ökonomischen Akteure ist dies allerdings nur zweitrangig. Sie sind Kollateralschaden wie im Falle normaler Bürger, oder stehen als Institution unter politischem Druck, wie etwa die türkische Notenbank.

 

Türkei stockt Goldbestände weiter auf

 

Es ist deshalb erwähnenswert, dass die türkische Notenbank ihre Goldreserven seit Anfang 2019 um mehr als 49 Tonnen aufgestockt hat. Insgesamt lag der Goldbestand Ende des dritten Quartals 2019 bei 537,81 Tonnen, in denen die Goldeinlagen der Geschäftsbanken bei der Notenbank enthalten sind. Ohne diese betrug der Wert 385,5 Tonnen, der Anteil des Goldes an den türkischen Devisenreserven stieg zudem seit Ende 2018 von 21,6 % auf 25,5 %.

Es dürfte allerdings kein Zufall sein, dass sowohl die Türkei wie auch Russland und China ihre Goldreserven aufstocken. Denn die von beiden angestrebte De-Dollarisierung bedeutet eine Aufwertung von Gold im Handel untereinander, ob nun als Kollateral oder als strategische Reserve gegen eine Inflationierung und damit die Entwertung von Devisenreserven.

 

Lira in Gold

 

Ein Blick auf die Entwicklung der türkischen Lira gegen den US-Dollar und Gold macht dies deutlich. Gold hat seit der Finanzkrise 2008/2009 in türkischen Lira um mehr als 300 % mehr aufgewertet als der US-Dollar.

 

Fazit

 

Die Schlussfolgerung daraus ist auch, dass Gold nicht nur den Einfluss des US-Dollar auf die Lira verringern kann, sondern auch, dass Gold türkische Goldeigentümer wesentlich besser vor der Abwertung der eigenen Währung geschützt hat als der US-Dollar. Daran dürfte man sich auch bei der nächsten Turbulenz erinnern, die möglicherweise eher aus einem plötzlich sichtbar werdenden massigen Kreditrisiko resultiert als aus einem politischen Aufeinanderprallen von Interessen.

 

15.11.2019 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de

 

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