Edelmetalle: In künftigem USA-Konjunkturbehauptungs- vs. Zinssenkungs-Optimismus zunehmend am Scheideweg
Gestrige Rede von EZB-Chefin Lagarde kaum relevant
Am gestrigen Tag tendierte Gold bei hoher Schwankungsbreite von nicht weniger als 20 US-Dollar um rd. + 0,3 % erholt, während sich das eher konjunkturzyklische Edelmetall Platin um + 0,7 % befestigte und das in seiner Zins- bzw. Konjunktur-Zyklizität traditionell am ehesten zwischen Gold und Platin anzusiedelnde Edelmetall Silber hingegen um – 2,0 % abstürzte, nachdem im Tagestief sogar schon ein Crash um – 4,9 % eingetreten war.
Auch wenn der teilweise gewaltige Crash von Silber gestern fraglos auch durch massive reine charttechnische Abgaben noch dadurch wesentlich verstärkt wurde, dass der bereits seit 09.12. tendenzielle Seitwärtslauf des Edelmetalls, gekennzeichnet durch seither auf Tagesbasis völlig parallel verlaufende obere und untere Bollinger-Bänder gestern nun erstmals wieder schlagartig ab Unterschreitung von 23,10 USD verletzt wurde (Tagestief nur 22,78 USD, Tagesschluss jedoch bereits wieder 23,45 USD), so zeigt der gestrige ungewöhnliche und als reichlich unsystematisch einzustufende Tagesperformance-Vergleich zwischen allen 3 genannten Edelmetallen aber unseres Erachtens dennoch unübersehbar, wie stark der Widerstreit zwischen “Bullen“ und „Bären“, insbesondere was die Erwartung einer künftigen rezessionsähnlichen Konjunkturabschwächung in den USA (verbunden mit entsprechend entspannteren Zinsperspektiven) versus einer auch in 2023 noch relativ soliden US-Konjunktur (verbunden mit einer inflationsbedingt dann sicher noch länger deutlich restriktiven Zinspolitik der FED) mittlerweile zunehmend ausufert.
Wie wir zuletzt in diversen Berichten, zuletzt hier schon betont ausgeführt haben, schließen wir uns derzeit jedoch klar der zuletzt immer optimistischen FED-Haltung an, dass selbst auch bei einer Fortsetzung ihrer künftig sicher nur noch sehr moderaten Zinserhöhungspolitik (wohl lediglich bis zur übernächsten Zinssitzung Mitte März) für 2023 eine Rezessionsabwendung in den USA sehr wahrscheinlich sei, was damit dann aber die weiteren FED-Aussagen, dass inflationsbedingt anschließend noch längere Zeit an diesem erhöhten Leitzinsniveau (finaler Korridor voraussichtlich 4,75 – 5,00 %) festgehalten werden müsse, dann aus unserer Sicht nur erhärten würde.
In einem solchen, für 2023 voraussichtlich konjunkturell eher günstiger als derzeit erwarteten, zinsseitig jedoch möglicherweise eher ungünstiger als momentan erwarteten Umfeld in den USA, stufen wir daher die weiteren Aussichten des defensivsten Edelmetalls Gold mittelfristig nach dessen gerade seit Jahresanfang gezeigter deutlicher Outperformance gegenüber den konjunktursensitiveren Edelmetallen Silber und Platin jedoch nunmehr als zunehmend unattraktiv ein.
Heutige Einkaufsmanager-Zahlen liefern weitere Konjunkturindikationenen
Einen weiteren wichtigen Aufschluss, ob sich diese These von uns künftig bewahrheiten dürfte, sollte nach der gestrigen ereignislosen Rede der EZB-Präsidentin Lagarde im Rahmen des Neujahrsempfangs der Deutschen Börse heute im Zeitraum zwischen 09:30 und 15:45 Uhr die Publikation aller Dezember-Einkaufsmanager-Indizes für die Regionen Deutschland, die Eurozone und die USA durch die in diesem Segment weltführende Wirtschaftsforschung-Gruppe S&P Global liefern, für die die Ökonomen wegen des traditionell zyklischen Nachlaufs von Europa gegenüber den USA aktuell sowohl in Deutschland wie auch der Eurozone weitere leichte Verbesserungen gegenüber dem Vormonat November, für die USA hingegen nun erstmals eine marginale Abschwächung gegenüber November erwarten.
Sollten sich diese Erwartungen der Wirtschaftsexperten tendenziell so bewahrheiten, könnte dies unseres Erachtens insbesondere Gold weiter begünstigen, von weiterhin (deutlich) höher als erwarteten US-Einkaufsmanager-Indizes dürften künftig hingegen wohl vor allem Platin und ggfs. moderater auch Silber profitieren.
24.01.2023 - Matthias Reiner
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