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Edelmetalle haussieren nach überraschend moderater Powell-Pressekonferenz

Powell schließt finalen Leitzinskorridor von 4,75 – 5 % nicht mehr aus

NTG24 - Edelmetalle haussieren nach überraschend moderater Powell-Pressekonferenz

 

Am gestrigen Mittwoch verzeichneten alle Edelmetalle – im Verein auch mit den Aktien- und Anleihemärkten – nach der erstaunlich moderaten Zinserhöhungs-Kommentierung durch den FED-Chef Powell starke Kurssprünge, denen sich überraschenderweise selbst auch die eher konjunkturzyklischen Edelmetalle Platin und Palladium nicht entzogen. Dennoch geben wir nach den insgesamt sehr ermutigenden Powell-Statements zu den weiteren Perspektiven der FED-Zinspolitik Investments in die eher zinssensitiven Edelmetalle Gold und Silber nun künftig wieder einen klaren Anlagevorzug.

Wie von uns auch prognostiziert, tendierten alle Edelmetalle bis zur FED-Zinsentscheidung gestern um 20 Uhr (erwartungsgemäß wurde der Leitzins um 0,25 % auf einen neuen Korridor von 4,50 – 4,75 % angehoben) nur wenig verändert.

Vor allem ab 20:30 Uhr, mit Beginn der vom FED-Präsidenten Jerome Powell abgehaltenen Pressekonferenz zu seiner Erläuterung der zuvor bekanntgegebenen Leitzinserhöhung, gingen jedoch alle Edelmetalle infolge seines erstaunlich moderaten Redetenors quasi von Minute zu Minute immer stärker in einen Rallyemodus über.

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So schlossen Palladium am gestrigen Handelstag mit 1.672 USD um + 2,8 %, Silber mit 23,97 USD um + 2,6 %, Gold mit 1.954 USD um + 1,7 % und Platin mit 1.010 USD um + 1,6 % über ihren jeweiligen Tagestiefständen.

Dem Sprung aller Edelmetall-Kurse ab dem Beginn der FED-Pressekonferenz um 20:30 Uhr lagen dabei vor allem folgende Kernaussagen ihres Vorsitzenden Powell zugrunde:

1) Die Inflation in den USA habe sich seit der letzten FED-Zinssitzung am 13./14.12. bereits in diversen Wirtschaftsbereichen, insbesondere im Güterverkehr sowie dem Bauwesen, erfreulich deutlich und noch stärker als die FED dies zuvor erwartet habe zurückgebildet.

2) In anderen Wirtschaftssegmenten, die jedoch grundsätzlich immer noch mehr als die Hälfte der von der FED am stärksten beachteten PCE-Preisentwicklung (zur Erläuterung siehe z.B. diesen Beitrag) ausmachen würden und wozu vor allem der gesamte Dienstleistungs-Bereich sowie der weiterhin sehr robuste Arbeitsmarkt zählen, stünden „disinflationäre Tendenzen“ jedoch erst am Anfang oder seien noch gar nicht zu verzeichnen.

3) Infolge einer mittlerweile in den meisten Bereichen spürbar eingesetzten Konjunkturabkühlung, die für die USA in 2023 nur ein moderates BIP-Wachstum erwarten lasse, seien er und seine FED-Vorstandskolleg(inn)en jedoch mittlerweile zuversichtlich, dass sich die Inflationsraten künftig breitflächig und dabei zunehmend auch in den derzeit noch problematischsten Wirtschaftssegmenten „Dienstleistungen“ und „Arbeitsmarkt“ weiter zurückbilden dürften.

4) Davon zu reden, die „Inflation in den USA sei bereits besiegt“, sei somit derzeit insgesamt in jedem Fall noch verfrüht.

5) Die FED werde daher in jedem Fall auch noch mit weiteren Leizinserhöhungen in nunmehr aber nur noch kleineren 0,25 %-Schritten fortfahren, um sowohl die Inflations- wie aber auch zunehmende Konjunkturrückläufigkeit notwendigerweise künftig noch flexibler und feiner dosiert steuern zu können.

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Werbebanner Claudemus6) Die wichtigste ergänzende Erläuterung von Powell: Im gestrigen Statement wurden nur deshalb offiziell weitere Leitzinserhöhungen (Plural!) angekündigt, weil die FED unter ihren offiziell derzeit noch zurückhaltenderen Inflationsprognosen für 2023 ihr Mitte Dezember favorisiertes Basisszenario, der finale Leitzinskorridor solle „über 5 %“ (d.h. also von 5,00 – 5,25 %) liegen, vorerst beibehalten habe. Und allein für diesen Fall würden 2 weitere Leitzinsanhebungen von jeweils + 0,25 % eben dann genau zu diesem bislang favorisierten finalen Endkorridor führen.

7) Mit dem derzeit offenkundig wesentlich größeren Markt- und gerade auch Verbraucheroptimismus, was die weitere Inflationsentwicklung angeht (von Powell für die künftigen US-Konjunkturaussichten auch explizit als elementar wichtig gewürdigt), könne die FED in ihrer derzeit jedoch noch vorsichtigeren Haltung dennoch “sehr gut leben“.

Sie sei daher auch sofort bereit, ihr zuvor genanntes „Basisszenario“ des für optimal gehaltenen finalen Leitzinskorridors von über 5 % sofort und in diesem Fall dann voraussichtlich auf der nächsten Zinssitzung Mitte März auch offiziell verkündet nach unten anzupassen, sollte sich der momentan klar größere Inflationsoptimismus weiterer Wirtschaftsexperten auch in den Augen der FED bis dahin zunehmend als gerechtfertigt erweisen.

8) Konsequenterweise, so Powell weiter, sei es daher je nach eingehender Datenlage auch ebenso gut vorstellbar, dass die FED den Leitzinskorridor künftig im Maximum bei 4,75 – 5,00 % belassen und damit nur noch eine weitere Zinserhöhung um 0,25 % Mitte März folgen würde.

9) Die künftige Wirtschaftsleistung der USA hält Powell jedoch auch im Gesamtjahr immer noch für stark genug, als dass ihm unter weiterhin unbedingt zu verfolgenden Inflationsbekämpfungs-Aspekten der Übergang zu erneuten Leitzinssenkungen noch in 2023 als angezeigt erscheinen würde. Vielmehr erwarte er aus heutiger Sicht die Einleitung einer erneuten Leitzinssenkungsphase erst wieder ab 2024.

 

FED-Pressekonferenz als möglicher Impuls für Fortsetzung der Gold- und Silber-Rallye

 

Dies waren also die insgesamt im Vergleich zur vorangegangenen Zinssitzung Mitte Dezember doch wesentlich moderateren und „marktfreundlicher“ dosierten Kernaussagen von Powell zu den

weiteren Zinspolitik-Perspektiven der FED.

Alle Edelmetallkurse – und am berechtigtsten hier sicher in den zinssensitivsten Edelmetalle Gold und Silber – schnellten daher gestern im Laufe dieser Pressekonferenz immer stärker nach oben.

Mit dieser gestrigen Reaktion der Edelmetallpreise wurde jedoch zugegebenermaßen auch das von uns zuletzt stets betonte Risiko, die Edelmetalle könnten durch hochschießende Aktien- und Anleihenmärkte allokationstechnisch künftig belastet werden, zumindest durch den gestrigen Rallyetag nach der Pressekonferenz bislang erst einmal nicht bestätigt.

Von daher erscheint es uns durchaus angebracht, Long-Kaufengagements gerade in den zinssensitivsten Edelmetallen Gold und Silber nun zunächst erst einmal wieder forcierter zu tätigen.

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Werbebanner EMH PM TradeAuch die heute nachfolgende weitere Leitzinsentscheidung der EZB, die mit Sicherheit in einer erneuten Zinsanhebung um + 0,5 % bestehen dürfte, und nach der Pressekonferenz um 14:45 Uhr von zwei weiteren Vorträgen ihrer Präsidentin Christine Lagarde um 16:15 Uhr (weiterer Live-Podcast von erhöhter Relevanz) und 19:30 Uhr (nur aufgezeichnete Videobotschaft) abgerundet werden wird, dürfte der seit gestern möglicherweise nun neuen Rallye-Ingangsetzung von Gold und Silber dabei in unseren Augen kaum entscheidend im Weg stehen.

 

02.02.2023 - Matthias Reiner

Unterschrift - Matthias Reiner

 

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