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Energieengpass führt zu Kettenreaktionen in Großbritannien

Britische Wirtschaft unter Schock - Energiepreise eskalieren und beeinträchtigten die Produktion

NTG24 - Energieengpass führt zu Kettenreaktionen in Großbritannien

 

Die britische Regierung kämpft mit einem neuen Problem. Während es in den letzten 12 Monaten vor allem darum ging, die Covid-19-Schäden von der Bevölkerung und der heimischen Wirtschaft fernzuhalten, kommt es aktuell zu einer Energiekrise aus ungewöhnlichen Gründen. 

Die Gaspreise in Europa und Großbritannien steigen schon seit einiger Zeit. Dahinter steht eine ungewöhnliche Verkettung von Umständen. Zum einen fiel der Winter in Europa kälter als erwartet aus, was dazu geführt hat, dass die Läger fast leer sind. Da gleichzeitig die Nachfrage nach verflüssigtem Erdgas in Asien boomt, stiegen die Preise weltweit deutlich. Russland lieferte bisher zudem weniger nach Nord- und Westeuropa, wodurch Europa mit den geringsten Gaslagerbeständen jemals in den Winter geht. 

 

ICE Erdgas Futures

 

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Werbebanner ISIN-WatchlistDer Engpass und die steigenden Erdgaspreise übertragen sich auf den britischen Strommarkt. Da die Windparks aufgrund ungeeigneten Wetters unterdurchschnittlich Strom liefern, müssen die Versorger verstärkt auf Gaskraftwerke zurückgreifen. Die Lage spitzte sich dann noch zu, nachdem die Hauptstromverbindung mit Frankreich am Mittwoch in einem Großfeuer auf britischem Boden so stark beschädigt wurde, dass der Betreiber National Grid (GB00BDR05C01) mit einem Ausfall der Verbindung bis mindestens Mitte Oktober und einer verringerten Leistung bis mindestens März 2022 rechnet. Die erhöht den Druck, die schnell zu aktivierenden Gaskraftwerke unter Volllast zu betreiben, obwohl die Gaspreise ein Allzeithoch erreicht haben. 

 

Energiepreise lösen Kettenreaktionen aus

 

Das erste prominente Opfer der steigenden Energiepreise war die amerikanische CF Industries (US1252691001). Die Gesellschaft betreibt zwei Produktionsstätten in Großbritannien, um Düngemittel herzustellen und hat im Land einen Marktanteil von 40 %. Beide Fabriken wurden aufgrund der rasant steigenden Energiepreise komplett geschlossen. Vertreter der Landwirte schlugen darauf hin Alarm, denn die Preise für Dünger waren schon vor dem Produktionsausfall um 50 % im Jahresvergleich gestiegen, da es zu Lieferengpässen aufgrund der neuen Grenzsituation kommt. Kommt es zu einem Düngemittelengpass, ist wiederum die Ernte für kommendes Jahr bedroht. 

Heute meldete die norwegische Yara International (NO0010208051), dass man auf die Energiekrise reagiert. Die Gesellschaft produziert unter anderem in Großbritannien in einem energieintensiven Prozess Düngemittel aus Ammoniumnitrat, das mit Hilfe von Erdgas gewonnen wird. Die Gesellschaft kündigte an, dass man die Produktion im Land, aber auch in einigen Produktionsstätten in der restlichen EU reduzieren oder ganz einstellen wird.

Die Kettenreaktion der Energiekrise ist bemerkenswert. So kam beispielsweise heute eine Warnung aus der chemischen Industrie, dass durch den Wegfall der Düngemittelproduktion und der hohen Energiepreise auch die Produktion von Kohlenstoffdioxid gedrosselt wurde. Kohlenstoffdioxid ist ein Nebenprodukt der Düngemittelherstellung. Insgesamt wird derzeit nur noch 40 % der sonst üblichen Mengen produziert. Zu den Abnehmern von Kohlenstoffdioxid zählen unter anderem die heimischen Atomkraftwerke und der NHS (National Health Service), die den Stoff zur Kühlung einsetzen. Beide Großabnehmer haben Maßnahmen eingeleitet, um sich möglichst viel Kohlenstoffdioxid am Markt zu sichern.

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Werbebanner ISIN-WatchlistWie am Donnerstag bekannt wurde, warnt auch die fleischverarbeitende Industrie vor Ausfällen. Die Herstellung von Fleischprodukten auf der Insel könnte eingeschränkt werden, da Kohlenstoffdioxid zum Betäuben der Tiere in den Schlachthäusern eingesetzt wird, so wie in den Verpackungen, um die Produkte länger frisch zu halten. Da durch den Brexit ein Arbeitnehmermangel in der Schlachtindustrie herrscht, hatte sich schon vor den jetzigen Ereignissen ein Stau von rund 100.000 Schlachttieren auf den Bauernhöfen ergeben. Bringt der Kohlenstoffdioxid-Mangel die Produktion zum Erliegen, stünde eine Notkeulung der Tiere an. 

Die Energiekrise ist auch schon auf das Festland übergesprungen. Auch in der Eurozone beginnen die Energiepreise zu steigen und die Börse beginnt sich zu sorgen. Die Aktien von BASF (DE000BASF111) und E.ON (DE000ENAG999) stehen daher beispielsweise bereits unter Abgabedruck.

 

17.09.2021 - Mikey Fritz

Unterschrift - Mikey Fritz

 

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