NIO hält das hohe Wachstum

Aktien überhitzt nach 1.000 % Run

 

Der Erfolg von NIO ist beeindruckend. Das Unternehmen hat hohe Ansprüche an sich selbst gestellt und liefert ab. Man hält nicht nur das hohe Wachstum, sondern baut seine sehr spezielle Vision weiter aus und kommt damit bei den Kunden sehr gut. Entscheidend ist vor allem, dass das Unternehmen in allen wichtigen Bereichen eigene Lösungen und Patente anstrebt und versucht, sich von der Konkurrenz unabhängig zu machen und besser unterscheiden zu können. 

Die PKWs von NIO sind Premiumprodukte. Entsprechend schnell beginnen sich die Margen zu verbessern mit jedem Quartal, wo das Unternehmen sein Wachstum hochhält. Im Gegensatz zu vielen anderen Start-ups, die zwar Wachstum auf der Umsatzseite liefern, aber keine Verbesserung auf der Kostenseite zeigen, sieht man bei NIO auch in den Zahlen des 3. Quartals wieder, wie das Geschäft Stück für Stück immer profitabler wird. 

Im 3. Quartal lieferte man 12.206 Fahrzeuge aus. Das entspricht einer Wachstumsrate von 154 % im Jahresvergleich. Im Vergleich zum 2. Quartal 2020 wuchs NIO allerdings nur 18 %, was an der Wall Street nach den Zahlen nicht auf viel Gegenliebe stiess. Allerdings scheint man vergessen zu haben, dass in den Zahlen vom 2. Quartal ein gewisser Nachholbedarf aus dem 1. Quartal steckte, als China sich im Lockdown befand. 

 

 

Die Zahlen für Oktober und die Prognose für das 4. Quartal stimmen. Im Oktober lieferte man 5.055 Fahrzeuge (+100 %) aus und prognostizierte für das laufende Quartal 16.500 bis 17.000 Auslieferungen an. Das würde im besten Fall einem Wachstum von 107 % entsprechen. 

Der Umsatz steigerte sich im 3. Quartal um 146 % auf 4,53 Mrd. Yuan. Aus einem negativen Rohertrag in Höhe von -222 Mio. Yuan wurde in diesem Quartal ein positiver Rohertrag von 586 Mio. Yuan. Oder anders betrachtet: Die Rohmarge stieg von -12,1 auf +12,9 %. Das ist der Punkt, der für mich entscheidend ist, denn daran hängt am Ende der Erfolg des Unternehmens. NIO verzeichnete zwar noch einen operativen Verlust, aber der sank von -2,41 Mrd. Yuan im Vorjahr auf nun -946 Mio. Yuan. Bleibt die Wachstumsrate so hoch, wird das Unternehmen schon Ende 2021 einen operativen Gewinn ausweisen können, was sensationell wäre.

 

100kWh Batterie jetzt verfügbar

 

Schon im Sommer hat NIO sein Batterie-Upgrade vorgestellt. Nach 70 und 84 kWh bringt man nun eine 100 kWh Batterie. Der Clou: Das neue Batteriepaket ist abwärtskompatibel mit den bereits verkauften Fahrzeugen. Kunden, die BaaS (Battery as a Service) gewählt haben, können einfach ein Upgrade wählen und auf die neuen Batterien wechseln. Der Vorteil der neuen 100 kWh Batterien liegt nicht nur in ihrer höheren Energiedichte und Reichweite, sondern auch in den zusätzlichen Sicherheitsmechanismen. Die Batterie wird von Sensoren überwacht und löscht sich selbst, falls es einmal zu einer Fehlfunktion kommen sollte. Auch haben die Ingenieure Brandschutzwände zwischen den einzelnen Batterienkomponenten eingebaut, damit sich die Überhitzung einer Komponente nicht auf die umliegenden auswirkt und so eine Kettenreaktion verhindert wird. NIO hat die Batterie zusammen mit CATL entwickelt und nach eigenen Angaben 300 Patente angemeldet. 

 

Austauschnetzwerk wird grösser

 

NIO hat die Zahl der Tausch-Stationen weiter erhöht. Im Gegensatz zu Tesla, die die Idee schon 2015 verworfen hatte, hat NIO eine funktionierende Infrastruktur entwickelt, um komplette Batterien im Schnellverfahren zu tauschen. Der Vorgang dauert etwas länger, als einen Verbrenner zu betanken, aber deutlich kürzer als beispielsweise einen Reifen zu wechseln oder die Batterie aus dem Stromnetz direkt aufzuladen. Der Vorgang ist halbautomatisiert. Ein Techniker von NIO überwacht den Roboter in der Station. Der Rest benötigt keine Eingriffe. Die Kunden sind sehr zufrieden mit dem Angebot, da es schnell geht und obendrein NIO derzeit noch die Stromladung spendiert. 

Eine konkrete Empfehlung zu dieser Analyse ist den Lesern des Zürcher Finanzbriefes vorbehalten. Den Zürcher Finanzbrief und die zugehörigen Empfehlungen können Sie im Rahmen eines kostenlosen Probe-Abonnements ausgiebig testen.

 

19.11.2020 - Mikey Fritz - mf@zuercher-boersenbriefe.ch

 

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