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Platins bittersüße Schwester Palladium

Ein Marktbericht von Arndt Kümpel

 

In diesem Beitrag werfen wir einen Blick auf die Auswirkung des enormen Preisanstieges von Palladium auf den Platinpreis.

Das Verhältnis der beiden Edelmetalle trägt derzeit Züge einer eher bittersüßen Preisbeziehung. Allerdings anders, als sein industrielles Substitutionsverhältnis nahelegt. Denn zwar bringt der seit August 2018 überaus schnell und stark gestiegene Palladiumpreis (orangene Linie im Chart) einen wachsenden Substitutionsdruck hin zu Platin (blaue Fläche im Chart) auf der Nachfrageseite mit sich. Zusätzlich wird auch der Spread zwischen Gold und Platin einerseits als auch jener zwischen Palladium und Platin andererseits für die Investmentnachfrage interessant. Beides hat jedoch bisher nicht zu merklichen Konvergenzbewegungen geführt.

 

Platin und Palaldium im Vergleich

 

Interessant ist hier ein Blick auf die Angebotsseite. Wie bereits früher erwähnt, erwartet der World Platinum Investment Council für 2019 einen auf 375.000 Unzen sinkenden Angebotsüberschuss für Platin bei einem weiterhin bestehenden Angebotsdefizit für Palladium. Quasi-Monopolist bei Platin ist mit ca. 80 % des weltweiten Angebots Südafrika, welches mit ca. 69.000 Tonnen bekannter Platinreserven auch über 87 % der derzeit bekannten Weltreserven verfügt. Eine verlockende Option ist für Südafrika deshalb, die Investmentnachfrage nach Platin zu erhöhen und diesbezügliche Produkte anzubieten. Im Zuge dessen plant die South African Reserve Bank die Herausgabe einer auf Rand lautenden, steuerfreien Platin-Bullionmünze.

 

Minenproduktion im Stress

 

Bis dahin steht Südafrikas Produktion von Metallen der Platingruppe aber im Stress. Im Stress ständig steigender Stromkosten ohne Anzeichen einer Trendwende, der Überregulierung und bislang vorwiegend willkürlicher politischer Einflussnahme unter der Flagge des BEE (Black Economic Empowerment) sowie anhaltender Blockade durch Gewerkschaften. Im Ergebnis wird ein massiver Kostenanstieg für die Minenunternehmen erzwungen, die diese wiederum zum Stellenabbau zwingt.

Der starke Palladium- wie auch Rhodium-Anstieg sowie ein schwächerer Rand führten bei den betreffenden Unternehmen zu Windfall-Profiten und weckten so die Begehrlichkeiten der starken Gewerkschaften wie etwa der AMCU. Diese fordern in den seit letzter Woche laufenden Verhandlungen 48 % mehr Gehalt. Das schafft jedoch ein asymmetrisches Einflussverhältnis auf die südafrikanische Platin- und Palladiumförderung. Die Gewinne der Palladiumproduktion führen durch hohe Lohnsteigerungen zu zusätzlichen Kostensteigerungen auch für die Platinförderung, die nicht mit dem Marktpreis zu kompensieren sind, vor allem dann, wenn die Produktion daraufhin verringert wird. Damit erweist sich der steigende Palladiumpreis als Bremsfaktor für die Ausweitung der südafrikanischen Platinangebotes, was wiederum zumindest mittelfristig aufgrund der Angebotsmacht Südafrikas zu einem Platindefizit führen könnte, unabhängig von einer steigenden Investmentnachfrage und einer zunehmenden Substitution in der Autoindustrie.

 

Der fraktale Platinpreis

 

fraktales Platin

 

Der Platinpreis hat es derweil trotz der noch fehlenden signifikanten Investmentnachfrage und dem Gegenwind aus der Dieselmotorenproduktion geschafft, nicht unter sein Zyklustief vom Oktober 2008 bei 747,50 US-Dollar zu fallen. Dabei hat sich ein fraktal gedämpftes Konsolidierungsmuster gebildet. Sollte dieses Bestand haben und sich die Konsolidierung nach oben auflösen, ist aufgrund der langen Konsolidierungsdauer und des großen Ausmaßes der Preiskorrektur mit einer explosionsartigen Aufwärtsbewegung zu rechnen. Bis dahin bleibt der Preisanstieg von Palladium für seine Schwester Platin eher bittersüß.

 

01.07.2019 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de





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