Rezession im 2. Halbjahr erwartet
Deutschland, Europa und die USA gehen parallel in die Rezession
Eine Rezession wird seit Langem befürchtet. Nun hat sich die Wirtschaft in Europa und den USA derart abgeschwächt, dass eine Kontraktion nicht mehr abzuwenden ist.
Selten hat am Kapitalmarkt ein Polarstern heller geleuchtet als in diesen Tagen. Die gefährlichsten Phasen an der Börse treten immer dann ein, wenn ein Ereignis völlig unerwartet auftritt. Die unbekannten Unbekannten oder manchmal auch die bekannten Unbekannten können für schlagartige und schlagzeilenträchtige Einbrüche sorgen. Die Phase langsamer Erosion - der sogenannte Salami-Crash - ist aber in seiner Bilanz am Ende manchmal noch verheerender, selbst wenn diese Phase wesentlich besser zu prognostizieren ist.
Ohne Zweifel bewegen wir uns in einer langsam voranschreitenden Baisse. Sie ist vor allem dadurch gekennzeichnet, dass es immer noch genügend Anleger gibt, die Hoffnungen auf eine schnelle Wende habe und entsprechend einen harten Ausverkauf mit selektiven Käufen verhindern. Ein Dutzend Bärenmarkt-Rallyes während einer ausgedehnten Baisse sind keine Seltenheit. Je nach Konstellation können es auch mehr sein. Die verbliebenden Bullen sehen in diesen Bewegungen immer wieder die grosse Chance auf einen Turnaround, der dann jedoch nicht eintritt.
Rezession voraus
Inzwischen ist die Sorge vor der Rezession auch tief in der Wirtschaft verankert. Die Unternehmen in Deutschland, Europa und den USA wurden im 1. Halbjahr immer skeptischer, aber erst im Juli kippte die Stimmung endgültig. Am Freitag wurden die Einkaufsmanagerindizes für alle drei Regionen veröffentlicht und alle drei fielen gleichzeitig unter die entscheidende Marke von 50 Punkten.
Diese Marke entscheidet über Expansion oder Kontraktion in der Realwirtschaft. Und zwar nicht in der Gegenwart, sondern mit Blick auf die kommenden sechs Monate. Die Funktion als Frühindikator resultiert daraus, dass der Einkauf in den Unternehmen regelmässig befragt wird. Die Abteilung also, die als Erstes schwarz auf weiss sieht, ob das Geschäft mehr oder weniger wird. Lange vor der Produktion oder anderen nachgelagerten Abteilungen.
Der Ifo-Geschäftsklimaindex schlug heute in die gleiche Kerbe. Ein unerwartet starker Einbruch im Juli brachte den Stimmungsindikator der Wirtschaft ad hoc auf ein 2-Jahrestief. Tendenz: weiter fallend. Neben der galoppierenden Inflation und den steigenden Zinsen dominiert im Wesentlichen die Sorge vor einem Ausbleiben der Energie. Dass Berlin die Energiesicherheit im Inland zurückstellt und stattdessen ideologischen Zielen folgt, sorgt für zunehmendes Entsetzen. Es macht sich eine beklemmende Titanic-Stimmung in der Wirtschaft breit. Alle Aussagen der Bundesregierung deuten darauf hin, dass man lieber die eigene Wirtschaft opfert, als dafür zu sorgen, dass genug billige Energie für den Standort verfügbar gemacht wird. Während im restlichen Europa die Proteste aufbranden, scheint die deutsche Bevölkerung diesen hochgefährlichen Kurs der Politik wie hypnotisiert hinzunehmen.
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26.07.2022 - Mikey Fritz
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