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SIKA: Parex-Konsolidierung stützt Ergebnis

SIKA: Ambitionierte Aktienbewertung

NTG24 - SIKA: Parex-Konsolidierung stützt Ergebnis

 

Die in Baar / Schweiz ansässige SIKA AG (CH0418792922), ein international führender Hersteller diverser Bauchemikalien sowie von Klebe- und Dichtungsstoffen für die Automobilindustrie gab heute Halbjahreszahlen bekannt, die infolge starker Konjunktureinbrüche im Zuge der Corona-Pandemie zwar recht deutlich hinter dem Vorjahresniveau zurückblieben, dabei jedoch die Analystenschätzungen klar übertrafen. 

Zudem kündigte der Konzernvorstand einen deutlich besseren Geschäftsverlauf im laufenden 2. Halbjahr an und bekräftigte auch seine operativen Langfristzielsetzungen bis 2023 uneingeschränkt. 

Die Aktie reagierte daraufhin bis zum heutigen Börsenschluss mit einem Kurssprung um 2,3 % auf 205,50 CHF, nachdem im Tagesverlauf zwischenzeitlich gar ein neues Rekordhoch bei 209,60 CHF erreicht wurde. 

 

Chart:  SIKA gegen MSCI WORLD - Index (jeweils in Euro)        

 

Chart: Sika gegen MSCI World-Index

 

Ergebnis 1. Halbjahr 2020 und Ausblick 

 

Auf lokaler Währungsbasis gelang SIKA im 1. Halbjahr 2020 gegenüber dem Vorjahr eine Umsatzsteigerung um 2,9 % auf 3,61 Mrd. CHF, womit auch der Analystenkonsens von 3,58 Mrd. CHF geringfügig übertroffen werden konnte. 

Allerdings beinhaltete dieser an sich erfreuliche Umsatzzuwachs einen hohen einmaligen Akquisitionseffekt des erstmals im 3. Quartal 2019 konsolidierten französischen Baustoffkonzerns PAREX (seinerzeit größte Einzelakquisition in der Geschichte von SIKA zu einem Kaufpreis von 2,5 Mrd. CHF), der nicht weniger als + 13,4 % zu dem Umsatzwachstum von + 2,9 % beigesteuert hat. Unter Herausrechnung dieses Sondereffekts war somit der Konzernumsatz gegenüber dem Vorjahr deutlich um - 10,5 % rückläufig, was das generell recht konjunkturanfällige Geschäftsprofil von Sika somit im 1. Halbjahr schon klar widerspiegelte. 

Ferner sorgte der starke Aufwertungsdruck des Schweizer Franken gegenüber dem Euro sowie noch stärker dem US-Dollar (in diesen 2 Währungsblöcken erzielt SIKA traditionell rd. 2/3 seines Konzernumsatzes) im 1. Halbjahr für eine weitere 6,1 %-ige Umsatzeinbuße nach Umrechnung in Schweizer Franken. 

Grundsätzlich wies der Geschäftsverlauf von Sika im 1. Halbjahr die zeitliche Struktur auf, dass die Geschäftsaktivitäten im Januar und Februar trotz Corona-Ausbruchs in Asien (speziell China) sowie eines rd. 20%igen Konzernumsatzes in dieser Region noch weitgehend störungsfrei verliefen, sich aber von Anfang März - Ende Mai im Zuge nahezu flächendeckender globaler Wirtschafts-Lockdowns (mit China als großer Ausnahme) scharfe Umsatzrückgänge bei Sika einstellten. 

Erst seit Anfang Juni verzeichnet daher nach Konzernangaben die derzeitige Geschäftsentwicklung mit zunehmender Aufhebung staatlicher Wirtschaftseinschränkungen wieder einen Trend zur Normalisierung. 

Ferner war auffällig, dass der mit 80 % Konzernumsatzanteil weit dominierende Baustoff-Bereich von Sika im 1. Halbjahr eine weit robustere Geschäftsentwicklung verzeichnete, als dies für den Kleb- und Dichtstoffeinsatz vornehmlich für die Automobilindustrie galt.  

So verbuchten die Bauchemikalienlieferungen von Sika (vor allem Zusatzstoffe für Beton und Mörtel, Reparaturmörtel und Dämmstoffchemikalien) im 1. Halbjahr auf lokaler Währungsbasis in Europa/Mittlerer Osten/Afrika einen Umsatzzuwachs um + 3,2 %, auf dem panamerikanischen Kontinent um + 2,6 % und in der Region Asien/Pazifik gar einen rasanten Sprung um + 21,8 % (alle Angaben jeweils incl. der einmaligen Erstkonsolidierungseffekte der weltweit tätigen PAREX). 

Dieser natürlich auch von PAREX stark beflügelten positiven Geschäftsentwicklung stand jedoch bei Sika im 1. Halbjahr in Lokalwährungen ein gleich - 23 %iger Umsatzeinbruch im internationalen Verkauf von Kleb- und Dichtstoffen für die Automobilindustrie entgegen (was wiederum vollständig mit dem 35 %igen Kollaps der globalen Automobilproduktionszahlen im 1. Halbjahr korrespondierte). 

Infolge des um die PAREX-Übernahme bereinigten gesamten deutlichen Umsatz- und Margendrucks stellten sich bei Sika im 1. Halbjahr zugleich überproportionale Gewinnrückgänge ein, und zwar auf operativer Betriebsgewinnebene um - 14,8 %, im Konzernreingewinn sogar gleich um -16,7 % gegenüber dem Vorjahr. Jedoch fielen auch diese Gewinnzahlen damit deutlich besser aus, als von der Mehrheit der Analysten zunächst befürchtet worden war. 

Es kann daher kaum verwundern, dass der Konzernvorstand in Fortschreibung der seit Juni verzeichneten deutlichen Geschäftserholung für das gesamte 2. Halbjahr nun wörtlich von besseren Marktbedingungen ausgeht und daher bei verbesserten Umsätzen eine überproportionale Steigerung des operativen EBIT-Betriebsgewinns gegenüber dem 1. Halbjahr erwartet. 

Sein langfristiges Konzernziel, den Umsatz bis Ende 2023 jährlich in Lokalwährungen um rd. 6 – 8 % p.a. ausweiten zu wollen, behält der Vorstand ebenso bei, wie auch die ambitionierten Projektionen, ab 2021 die operativen EBIT-Gewinnmargen wieder in einen Bereich von 15 – 18 % hieven zu wollen. Noch per 30.06. verzeichnete diese EBIT-Marge einen abrupten Rückgang auf ein Niveau von nur noch 11,3 %, was auch in dieser Hinsicht den grundsätzlich hohen Hebel der globalen Konjunkturbedingungen auf die Profitabilitätsmargen von Sika nachdrücklich unterstreicht. 

 

Aktienbewertung und Anlageurteil 

 

Wie kaum anders zu erwarten war, haben die globalen Konjunktureinbrüche im Zuge der Corona-Ausbreitung die Geschäftsentwicklung von Sika stark belastet, so dass dieser Effekt im 1. Halbjahr allein durch die Erstkonsolidierung des im Vorjahr übernommenen französischen Baustoffkonzerns PAREX optisch noch halbwegs überdeckt werden konnte. 

Seit Beginn des nun laufenden 2. Geschäftshalbjahres von Sika ist allerdings wieder von einer zunehmenden Normalisierung der operativen Betriebsabläufe auszugehen, was jedoch nach Unternehmenserwartungen künftig im Wesentlichen auf den Bauchemikalien-Bereich und nur in begrenztem Maße auch auf das noch längerfristig konjunkturbelastete Segment der Verbundstoffe für die Automobilproduktion zutreffen dürfte. 

Angesichts des 80 %igen Konzernumsatzbeitrags der Division "Bauchemikalien" erscheint uns damit aber dennoch wieder der künftige Übergang von Sika zu einer zunehmend dynamischen Umsatz-, wie auch überproportionalen Gewinnerzielung als sehr wahrscheinlich. 

Von Ende 2019 bis Ende 2022 erwarten die Analysten im Konsens nun letztlich eine Steigerung des Konzernumsatzes um insgesamt rd. 10 %, gepaart mit einer Reingewinnausweitung um rd. 29 %

Beide Analystenprojektionen erscheinen uns derzeit sehr angemessen bzw. realistisch und decken sich auch gänzlich mit den entsprechenden offiziellen Unternehmenszielen. 

Auf dieser Schätzungsbasis beläuft sich das KGV (2022e) derzeit auf rd. 30, womit wir die Aktie trotz grundsätzlich geringerer Konjunkturanfälligkeit als vergleichbare klassische Basischemiehersteller (z.B. BASF) aktuell aber ohne Frage als ambitioniert bewertet einstufen. 

Wir behalten die Position in Sika in unserem Strategiedepot AKTIEN KONSERVATIV daher zunächst nur noch aufgrund des weiterhin gänzlich intakten charttechnischen Aufwärtstrends bei, würden die Aktie jedoch nun im Falle der Unterschreitung einer engen Stop Loss-Marke von 196,50 CHF (= - 4,4 %) aus fundamentalen Bewertungsgründen konsequent zum Verkauf stellen.

 

23.07.2020 - Matthias Reiner - mr@ntg24.de

 

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