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Sika: Erstaunlich robuste Geschäftslage

Saint-Gobain-Aktienverkauf kaum belastend

NTG24 - Sika: Erstaunlich robuste Geschäftslage

 

Ein Unternehmen, das sich trotz grundsätzlich hoch konjunkturzyklischer Ausrichtung bislang von der Corona-Krise geschäftlich sehr gut hat freimachen können, ist ohne Frage der weltführende Schweizer Hersteller von Kleb- und Dichtstoffen für die Automobil- und Bauindustrie, SIKA AG (CH0418792922).  

Da der Titel eine erfolgreiche Position unseres Strategiedepots AKTIEN KONSERVATIV darstellt und neben überzeugenden Umsatzzahlen zum 1. Quartal heute auch den Vollzug eines 10,75 %igen Aktienanteilsverkaufs durch den führenden französischen Baustoffkonzern SAINT-GOBAIN bekanntgegeben hat, unterziehen wir die Aktie der SIKA AG nunmehr einer detaillierteren Analyse. 

 

Chart:  SIKA gegen MSCI World – Index (jeweils in Euro) 

 

Chart: SIKA gegen MSCI World-Index in Euro

 

Geschäftsprofil und Ergebnishistorie 

 

Die 1910 gegründete und in Baar/Schweiz ansässige SIKA AG (Aktienmarktkapitalisierung knapp 28 Mrd. CHF) ist ein weltführender Hersteller von Spezialchemikalien, insbesondere in Form von Zusatzstoffen und Dicht-/Klebemitteln für die Bau- und Kraftfahrzeugindustrie (vorrangig Automobile).    

Entsprechend gliedern sich die Umsätze des Konzerns in die Divisionen Bauwesen (ca. 80 % des Konzernumsatzes) und Kraftfahrzeugwesen (ca. 20 % des Konzernumsatzes) auf.  

Im Bereich des Bauwesens werden vor allem Betonzusatzmittel, Spezialmörtel, Industrieböden, Stahlschutzlösungen sowie Bedachungs- und Gebäudeabdichtungssysteme hergestellt und vertrieben.  

Die Produktpalette der Spezialchemikalien für den Fahrzeugbau besteht hingegen aus im Wesentlichen aus Klebstoffen, Dichtungs- und Dämpfungsmaterialien, Verglasungen und Verstärkungslösungen. 

Mit über 25.000 Angestellten ist Sika in rd. 100 Ländern der Erde aktiv und unterhält in diesen über 300 Produktionsstätten. Die geographischen Umsätze gliederten sich Ende 2019 wie folgt auf: EMEA-Region Europa / Mittlerer Osten / Afrika 43 % (davon Deutschland 10 % und Schweiz 5 %), Region Asien-Pazifik 20 %, USA 19 %, Kanada und Lateinamerika 8 % sowie Rest der Welt 10 %. 

Trotz grundsätzlich hoher Konjunkturzyklizität ihres Geschäftsprofils gelang es SIKA in einem sehr dynamischen regionalen Akquisitions- und Expansionsprozess von 2013 - Ende 2019 mit einer beeindruckenden Beständigkeit, nicht nur den Konzernumsatz um insgesamt 68 % auf 8,1 Mrd. CHF auszubauen, sondern gleichzeitig den Konzernreingewinn sogar auf zuletzt 759 Mio. CHF annähernd zu verdreifachen. Hierdurch stellte sich per Ende 2019 auf operativer Gewinnebene (EBIT) zuletzt eine Marge von 13,0 % sowie auf Nettogewinnebene von 9,4 % ein, was im internationalen Vergleich im Konzert konjunkturzyklischer Industrieunternehmen exzellente Wert sind. 

 

Umsatzentwicklung 1. Quartal 2020 und Ausblick 

 

Für das 1. Quartal 2020, zu dem Sika traditionell nur die Entwicklung des Konzernumsatzes publiziert, vermeldete das Unternehmen in Lokalwährungen zwar einen Umsatzanstieg um 15,4 % gegenüber dem Vorjahresniveau auf 1,8 Mrd. CHF, allerdings beinhaltete diese Entwicklung ein erhebliches Maß an positiven Akquisitionseffekten (insbesondere französischen Baustoffhersteller PAREX für 2,5 Mrd. CHF). Lässt man diese Übernahmen außen vor, so ergab sich rein organisch getrieben im 1. Quartal eine leichte Umsatzeinbuße um - 1,3 % gegenüber dem Vorjahr. 

Auch dies halten wir jedoch gemessen am industriezyklischen Geschäftsprofil des Konzerns für ein bemerkenswert gutes Ergebnis, wenn man berücksichtigt, dass aufgrund der Corona-Pandemie von Mitte Januar – Anfang März die Produktion gerade in China nahezu völlig stillstand (mit sukzessiver Wiederaufnahme der Tätigkeit seither), während diese Werksschließungen seit Mitte März ebenso weite Teile der panamerikanischen und europäischen Produktionsleistung betreffen. 

Gerade die Region Panamerika (gesamter Konzernumsatzanteil rd. 27 %) verzeichnete bis Ende März dabei insgesamt noch eine sehr gute Umsatzlage (+ 30 % ggü. Vorjahr) und trug so sehr wesentlich zum Geschäftserfolg des 1.Quartals bei. In der EMEA-Region, wo die Lockdown-Maßnahmen erst ab Mitte März stark zur Entfaltung kamen, wurde auf Quartalbasis ebenfalls ein erfreulicher Umsatzanstieg in lokalen Währungen um 13,3 %  verzeichnet, während im ersten Ausbruchsland des Corona-Virus, China, der Umsatz des 1. Quartals (exkl. Akquisitionseffekten) um 9,7 % rückläufig war. 

Angesichts der hohen Intransparenz der weiteren Folgen der Corona-Pandemie auf den Geschäftsverlauf nimmt der Konzernvorstand von Sika momentan von jeglichen weiteren Ergebnisprognosen für das Gesamtjahr 2020 Abstand. 

Allerdings gab das Unternehmen bekannt, im Zuge des Ausbruchs des Corona-Virus basierend auf seinen angestammten Spezialchemie-Kompetenzen zuletzt bereits dahingehend eine gewisse Produktionsumstellung getätigt zu haben, dass durch 15 lokale Produktionsstätten bislang rd. 35.000 Liter Desinfektionsmittel hergestellt wurden und dieses Angebot seit März nun auch um Gesichtsschutzmasken mit einer täglichen Produktionskapazität von 15.000 Stück erweitert wurde. 

Ab 2021 lassen sich nach Angaben des Konzernvorstands dann voraussichtlich auch wieder die längerfristigen Konzernziele bis 2023 verfolgen, die ein jährliches Umsatzwachstum um 6 – 8 % p.a. sowie die Erzielung einer operativen EBIT-Marge von 15 – 18 % anvisieren.                                                                                                                                       

Anteilsverkauf des französisches Baustoffkonzerns Saint-Gobain 

 

Nach gestriger Vorankündigung vollzog heute der führende französische Baustoffkonzern Saint-Gobain nun endgültig den Wiederverkauf seines 10,75 %igen Aktienanteils an Sika, nachdem Saint-Gobain diesen in 2014 in einer ursprünglichen Übernahmeabsicht von Sika von deren Gründerfamilie Burkard über deren Familienholding Schenker-Winkler erworben hatte. 

Nach jahrelangem Gezerre scheiterte dieses Übernahmevorhaben im Mai 2018 jedoch endgültig am Widerstand des Vorstands wie auch Verwaltungsrats der Sika AG, weshalb Saint-Gobain das damals erworbene Aktienpaket natürlich umgehend zur Verkaufsdisposition stellte. Allerdings war für diesen Aktienanteil seinerzeit eine Mindesthaltefrist von 2 Jahren bestimmt worden, die nun vor 2 Wochen abgelaufen war. 

Nachdem dieses Aktienpaket seit heute bei einem nicht näher konkretisierten Kreis institutioneller Investoren platziert wurde, beträgt der frei am Markt umlaufende sog. “Free Float” in Sika-Aktien also somit nun künftig 100 %. 

Dies sowie auch die mit der Free Float-Erhöhung einhergehende zusätzliche Gewichtungserhöhung der Sika-Aktie in diversen Aktienindizes lassen es daher sehr wahrscheinlich werden, dass ein etwaiger Marktbelastungseffekt durch die heutige Aktienveräußerung von Saint-Gobain nur von sehr kurzer Dauer sein dürfte. 

 

Aktienbewertung und Anlageurteil 

 

Gemessen an ihrem grundsätzlich hoch konjunkturzyklischen Geschäftsprofil weist Sika dank ihrer kontinuierlich hoch dynamischen und erfolgreichen Akquisitions- und Expansionspolitik mittlerweile eine Geschäfts- und Margenstabilität auf, wie es im Vergleich internationaler Industriekonzerne nur sehr selten anzutreffen und daher vorbildlich ist. 

Wir sind daher sehr zuversichtlich, dass dieser Wachstumstrend auch völlig ungebrochen seine Fortsetzung finden wird, sobald die Corona-Pandemie abgeklungen ist bzw. sich wieder der Übergang zu einer reibungslosen Produktions- und Absatztätigkeit eingestellt hat. 

Für das Jahr 2020 erwarten die Analysten im Konsens derzeit zwar einen rd. 7%igen Rückgang des Konzernnettogewinns, jedoch sollte sich ausgehend hiervon bis Ende 2022 ein Reingewinnanstieg von mindestens ca. 35 % einstellen. 

Auf dieser Basis dürfte sich das aktuelle Aktien-KGV (2920e) von rd. 36 bis Ende 2022 voraussichtlich auf ca. 26 zurückbilden. Diese Bewertung spiegelt die im Sektorvergleich erstklassige operative Stabilität von Sika auch vollauf angemessen wider, so dass wird den Titel - gerade auch nach dem heutigen knapp 7 %igen Kursrückgang infolge der Saint-Gobain-Veräußerung - weiterhin in jedem Fall als kaufenswert einstufen. Die Aktie von Sika bleibt daher natürlich auch weiterhin eine Bestandsposition unseres Strategiedepots AKTIEN KONSERVATIV.

 

27.05.2020 - Matthias Reiner - mr@ntg24.de

 

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