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Steinhoff: Spekulativ HALTEN – Jahresergebnis 2020/21, Q1 Pepco/Pepkor und Entschuldungsambitionen überzeugend

Operatives Geschäft stimmt, Bilanzentschuldung muss folgen

NTG24 - Steinhoff: Spekulativ HALTEN – Jahresergebnis 2020/21, Q1 Pepco/Pepkor und Entschuldungsambitionen überzeugend

 

Am heutigen Freitag präsentierte die seit 2017 durch die Aufdeckung eines jahrelang verschleierten Bilanzmanipulationsskandal an den Rand des Konkurses gedrängte, südafrikanisch-niederländische Steinhoff International Holdings NV nach kürzlich erfolgtem Abschluss des letzten noch anhängigen Gerichtsvergleichs nun ihr allseits mit Hochspannung erwartetes Jahresergebnis 2020/21 (per 30.09.), und dies konnte sich trotz der Corona-bedingt klaren operativen Geschäftsbelastung des internationalen Haushaltswaren-Handelskonzerns dennoch hervorragend sehen lassen. Kann diese operative Erfolgsspur beibehalten werden, dürfte nach der jüngsten Beseitigung der letzten Vergleichs-Altlasten der Konzern im Falle einer weiterhin konsequent fortgesetzten Bilanzentschuldung somit in den nächsten Jahren wieder deutlich besseren Zeiten entgegensehen.

Nachdem zumindest von der finanzrechtlichen Seite vor 4 Tagen am 24.01. nun der entscheidende Schritt dazu getan wurde, sich künftig wieder ausschließlich der regulären Geschäftstätigkeit zuwenden zu können, indem der hierfür zuständige oberste Gerichtshof der südafrikanischen Provinz Westkap das Vergleichsangebot von STEINHOFF (NL0011375019) über nur 1,4 Mrd. EUR mit Zustimmung der Gläubigeranwälte zum endgültigen Verzicht ihrer noch ausstehenden Forderungen von rd. 7,1 Mrd. EUR absegnete (die etappenweise Auszahlung dieser Vergleichssumme ist vorbehaltlich unwahrscheinlicher Gegenklagen gegen dieses Gerichtsurteil ab dem 15.02. zu erwarten) lieferte im Anschluss an die Beseitigung dieser letzten finanzrechtlichen Hürde Steinhoff mit der heutigen Vorlage ihres überzeugend gut ausgefallenen Jahresberichts 2020/21 (per 30.09.) nun einen elementaren Aufschluss darüber, dass der Konzerns unter Leitung seines in der zurückliegenden Krisenbewältigung anerkennenswert erfolgreich agierenden CEOs Louis du Preez im Falle einer weiterhin zügigen Bilanzentschuldung künftig wohl nun wieder deutlich besseren Zeiten entgegengehen dürfte.

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Werbebanner ClaudemusSo vermeldete Steinhoff heute ein von den Analysten wie Anlegern erkennbar honoriertes, hervorragendes Jahresergebnis (Tradegate-Aktienkurs + 3,4 % auf 0,28 EUR), welches bei einem 14 %igen Umsatzsprung auf 9,19 Mrd. EUR (damit sogar ebenfalls bereits fast 10 % über dem Vor-Corona-Umsatz von 2018/19 liegend) gegenüber dem Vorjahr gar gleich einen um die Gerichtsvergleichskosten bereinigten operativen EBIT-Gewinnsprung um + 57 % auf 728 Mio. EUR auswies (nach Vergleichskosten Reduzierung des effektiven EBIT-Verlusts um fast - 91 % von – 916 Mio. EUR auf nur noch – 85 Mio. EUR) und schließlich unter dem Strich nach allen Vergleichs-, Zins- und Steuerbelastungen zu einer Verringerung des Vorjahres-Nettoverlusts von - 2,355 Mrd. EUR nun auf nur noch - 850 Mio. EUR führte (= Nettoverlustreduzierung um – 64 %).

Getragen wurde die trotz der Corona-Pandemie erfreulich starke Umsatzausweitung der Steinhoff Holding zum einen vom 18%gen Umsatzanstieg ihres auf Europa fokussierten und 45 % des Konzernumsatzes ausmachenden Haushaltswaren-Discounters PEPCO GROUP (NL0015000AU7), deren Aktie angesichts der starken Geschäftsaktivitäten gerade in Polen Mitte des letzten Jahres an der Hauptbörse Warschau eingeführt wurde, dabei jedoch auch im letzten Jahr ihren Expansionszug weiterhin ungebremst durch die Eröffnung von gleich 364 neuen Verkaufsstellen, unter anderem nun auch erstmals in Österreich, Spanien und Serbien fortsetzte.

Somit ist es nachvollziehbar, dass Pepco auch im bereits gemeldeten Umsatz für das 1. Quartal 2021/22 (per 31.12.) ihre Wachstumsdynamik mühelos fortsetzen konnte, indem der Umsatz gegenüber dem Vorjahr um weitere + 12 % auf 1,35 Mrd. EUR und damit bereits 1/3 des gesamten Jahresumsatzes von 2020/21 gesteigert wurde, wozu im 1. Quartal auch die weitere Eröffnung von 161 neuen Geschäftsstellen beitrug. Für das Gesamtjahr 2021/22 strebt Pepco gar insgesamt die Eröffnung von über 400 neuen Verkaufsläden an.

Dieser schon bemerkenswerte Geschäftserfolg von Pepco wurde aber in 2020/21 sogar noch vom zweiten, ebenso wichtigen Standbein von STEINHOFF, nämlich des in Südafrika zu den Marktführern zählenden Einzelhandelskonzern PEPKOR (ZAE000259479) getoppt, der – allerdings nur dank der im Vorjahr spürbaren Rand-Aufwertung gegenüber dem Euro – bei einem Beitrag von rd. 47 % zum Umsatz der Steinhoff Holding seinen Umsatz in Euro-Umrechnung gegenüber dem Vorjahr um rd. + 24 % steigern konnte. Selbst unter Herausrechnung dieses für das Steinhoff-Ergebnis sehr positiven Währungseffekts verblieb in der lokalen Währung Rand für Pepkor jedoch ebenfalls noch ein stattliches Umsatzplus von + 11 %, was umso beachtlicher war, als speziell im letzten Quartal per 30.09. das operative Geschäft von Pepkor massiv durch den erneuten Corona-Ausbruch und nach entsprechenden Regierungsmaßnahmen schlagartig entfachte bürgerkriegsähnliche Zustände und Geschäftsplünderungen/-verwüstungen insbesondere in den Provinzen Kwa-Zulu Natal und Gauteng geschädigt worden war.

So waren infolge dieser Unruhen und unvermeidlichen Geschäftseinstellungen selbst noch zum Ende des 1. Quartals 2021/22 (per 31.12.) weiterhin 162 der 549 Geschäftsstellen von Pepkor in Südafrika geschlossen, was der Hauptgrund dafür war, dass der Konzern für das 1. Quartal 2021/22 gegenüber dem Vorjahr nun lediglich ein mageres Umsatzplus von + 1,3 % vermelden konnte. Nach Angaben des heute publizierten Geschäftsberichts sind mittlerweile jedoch nur noch 99 Verkaufsstellen geschlossen, so dass wenigstens 450 der 549 Verkaufsläden (= 82 %) von Pepkor mittlerweile wieder frei zugänglich sind. Auch Pepkor hegt für das Gesamtjahr 2021/22 weiterhin sehr rege Expansionspläne und will im laufenden Jahr ebenfalls 300 weitere neue Geschäftsstellen in Südafrika eröffnen.

Operativ befindet sich die Steinhoff Holding (wobei natürlich auch der letztjährige 12 %ige Umsatzanstieg ihrer mit einem 8 %igen Umsatzbeitrag kleinsten Einheit GREENLIT BRANDS, einem im asiatisch-pazifischen Raum tätigen Handelsring für Haushaltswaren nicht unerwähnt bleiben soll) derzeit in einem sehr dynamischen geschäftlichen Aufschwung, der nach den Ankündigungen des Steinhoff-Vorstands getragen von einem weiterhin robusten Konsumklima, der anhaltend forcierten Expansion der Pepco Group und von Pepkor sowie auch weiterer umfassender Maßnahmen zur Modernisierung aller Verkaufsstellen sowie deren Handelssortimenten auch in 2021/2022 kaum abgeschwächt anhalten dürfte.

 

Künftige Bilanzentschuldung die schwierigste Herkulesaufgabe

 

Somit erscheint aus unserer Sicht, begünstigt durch den zuletzt besiegelten letzten Gerichtsvergleich wie auch den derzeit starken operativen Rückenwind, nun der Weg für den Vorstand bestens geebnet, sich nun künftig unzweifelhaft vor allem vorrangig der noch wesentlichsten Herkulesaufgabe im kompletten Geschäftsbetrieb von Steinhoff zu widmen, nämlich deren weiterhin äußerst angeschlagene Bilanz nun so radikal und schnell wie möglich zu entschulden.

So wies Steinhoff selbst per Ende 2020/21 noch weiterhin eine Bilanzverschuldung von satten 9,8 Mrd. EUR (inkl. der mit rd. 10 % verzinsten Zinslast von rd. 1 Mrd. EUR damit sogar effektiv von 10,8 Mrd. EUR) aus, die damit weiterhin bedenklich klar über dem gesamten Konzernjahresumsatz von 9,2 Mrd. EUR lag.

Um abgesehen durch die anhaltende Begünstigung des operativen Geschäfts diese Schuldenlast weiter schnellstmöglich abtragen zu können, strebt der Vorstand um CEO du Preez in der Phase des auch in Südafrika derzeit zunehmend rückläufigen Zinsumfelds nun vor allem intensive Umschuldungsverhandlungen und Kreditlaufzeit-Verlängerungen mit allen Darlehensgebern zu niedrigeren Zinsen an, die nach Aussagen von du Preez derzeit auch „gut vorankommen“, was vor allem auch daran liegen dürfte, dass entgegen der aktuellen durchschnittlichen Zinsbelastung von Steinhoff mit rd. 10 % zumindest der von der südafrikanischen Notenbank regulierte Bankenausleihungs-Zinssatz an Kunden bester Bonität (sog. Prime Lending Rate) derzeit als Benchmark nur noch bei 7,5 % liegt.

Darüber hinaus strebt Steinhoff zusätzliche Mitteleinnahmen auch weiterhin durch eine fortgesetzte und damit auch gleichzeitig renditesteigernde weitere Verschlankung der Holding um weniger lukrative Tochtereinheiten an, wozu z.B. auch aktuell die designierte Veräußerung der momentan zur Pepco Group gehörigen Möbelausstattungseinheit LIPO an den gerade auch in Deutschland sehr bekannten Möbel-Großhändler XXX Lutz zählt.

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Werbebanner ISIN-WatchlistAußerdem sollen auch mögliche weitere separate Börsenlistings einzelner Tochterunternehmen künftig weiteres Geld zur Bilanzbereinigung in die Kassen von Steinhoff spülen, wozu vor allem auch die bereits bei der SEC beantragte US-Börseneinführung ihrer Tochter Mattres Firm (eine führende Matratzen-Einzelhandelskette in den USA) zählt, an der Steinhoff weiter die beherrschende Mehrheit von 50,1 % hält, und die alleine schon bei einem für dieses IPO sicher zumindest realisierbaren Kurs-Umsatzverhältnis von ca. 1,0 bis 1,2 (zum Vergleich boomender internationaler Bettwaren- und Matratzen-Marktführer TEMPUR SEALY (US88023U1016) derzeit mit einem Kurs-Umsatzverhältnis 2021e von 1,5 bewertet) sowie einer im letzten Jahr erzielten Umsatzsteigerung um + 35 % auf 4,4 Mrd. USD Steinhoff bei Unterstellung eines konstanten Wechselkurses von derzeit rd. 1,12 EUR/USD damit bereits zumindest einen weiteren Geldsegen von ca. 2,0 - 2,4 Mrd. EUR bescheren sollte.

Wir sind daher sehr zuversichtlich, dass unter der bislang sehr erfolgreichen und konsequenten Holding-Leitung von du Preez Steinhoff auch künftig weiterhin eine zügige Bilanzentschuldung gelingen sollte und stufen die Aktie von Steinhoff in ihrem aus unserer Sicht doch zunehmend berechenbaren Turnaround-Potenzial daher unter all diesen Aspekten auch weiterhin im mindesten Falle als SPEKULATIV HALTENSWERT ein.

 

Chart: STEINHOFF

 

 

29.01.2022 - Matthias Reiner

Unterschrift - Matthias Reiner

 

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  • - 05.02.2022 06:54:27 Uhr


 

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