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Südzucker: CropEnergies wesentlicher Lichtblick

Südzucker: Warten auf den Zuckerpreisboden

NTG24 - Südzucker: CropEnergies wesentlicher Lichtblick

 

Am heutigen 18.12. hob Europas mit einem Produktionsanteil von rd. 25 % führender Zuckerhersteller SÜDZUCKER AG (DE0007297004) seine Gewinnschätzung für das Gesamtjahr 2019 / 2020 (Geschäftsjahresende: 29.02.2020) an, nachdem das aktuell bei weitem geschäftsdominierende Tochterunternehmen CropEnergies (DE000A0LAUP1) bereits am 16.12. seine Ergebnisprognose für das laufende Geschäftsjahr ebenfalls nach oben geschraubt hatte. Nach dieser positiven Unternehmensmitteilung war die Südzucker-Aktie heute zeitweise mit einem Kursplus von + 3 % stärkster Wert des DAX 100-Index und verzeichnete hiermit ein erneutes leichtes charttechnisches Ausbruchssignal. Ist daher nun möglicherweise der geeignete Einstiegszeitpunkt in die Aktie gekommen, nachdem sich die Top-Bildungen im Juli/August ja im Nachhinein doch letztendlich als Fehlsignale herausstellten? Dies analysieren wir im Folgenden.

 

Chart: SÜDZUCKER gegen DAX

 

Chart: Südzucker gegen DAX

 

Anhebung der Gewinnprognosen 2019 / 2020

 

Im Vorgriff auf die endgültige Vorlage der 3. Quartals-Zahlen 2019 /2020 (per 30.11.2019) am 14.01. 2019 gab Südzucker hierzu bereits heute die wesentlichsten Eckdaten bekannt. Demnach stagnierte der Umsatz im 3. Quartal zwar auf Vorjahres-Niveau (1,71 Mrd. Euro), gleichzeitig konnte jedoch der operative Verlust des Vorjahres (- 23 Mio. Euro) nun in einen Betriebsgewinn von 39 Mio. Euro umgewandelt werden. Dieses Quartalsergebnis signalisiert somit eine leichte allgemeine Geschäftsverbesserung, da auf vergleichbarer 9 Monatsbasis (01.03. – 30.11.19) der Umsatz um -3 % viel, und auch der operative Gewinn lediglich bei 113 Mio. Euro behauptet werden konnte.

Der Konzernvorstand nimmt dies nun zum Anlass, seine Umsatzerwartung für das Gesamtjahr bei 6,7 – 7.0 Mrd. Euro beizubehalten, die operative Gewinnprognose jedoch von 50 – 130 Mio. Euro nun auf 70 – 130 Mio. Euro anzuheben. Noch im Vorjahr wurde nur ein Betriebsgewinn von 27 Mio. Euro erzielt, so dass sich dieser im laufenden Geschäftsjahr also nun wohl mindestens verdreifachen dürfte.

Positive Gewinnbeiträge dürften jedoch auch weiterhin nur die 2 Divisionen „Spezialitäten“ (= Tiernahrungs- und Pharmazienaturstoffe, Portions- und Fertignahrung sowie Nahrungsstärke) und die separat börsengelistete „CropEnergies“ (erneuerbares und biologisches Ethanol für Kraftstoffe sowie Parfümerie-, Getränke- und Pharmaziezusätze) liefern. Diese steuerten per 29.02.2019 immerhin 44 % zum gesamten Konzernumsatz bei. Für beide Divisionen hob nun Südzucker die Gewinnerwartungen 2019/20 ebenfalls an, und zwar bei CropEnergies operativ neu auf 100 Mio. Euro (= Verdreifachung gegenüber dem Vorjahr) und bei Spezialitäten von einer „moderaten“ nun auf eine „deutliche“ Ergebnisverbesserung (Vorjahr: operativer Profit von 156 Mio. Euro).

Sorgen machen jedoch auch weiterhin die beiden übrigen Konzernsparten, die per Ende Februar 2019 immerhin 56 % zum Gesamtumsatz beisteuerten. So wird der operative Verlust der Kernsparte „Zucker“ mit einer Spanne von – 200 bis – 260 Mio. Euro wohl auch weiter so tief in den roten Zahlen stecken bleiben, wie im Vorjahr (- 239 Mio. Euro). Im Segment „Frucht“ (= vor allem Marmeladen und Fruchtsäfte) wird wegen eines weltweit zunehmenden Obstimport- und Preisdrucks vor allem aus Süd- und Schwellenländern ein „deutlicher“ Ergebnisrückgang erwartet, nachdem hier im Vorjahr noch ein Gewinn von 77 Mio. Euro verzeichnet wurde.

 

Preisbelastung der Kernsparte „Zucker“ durch CropEnergies zunehmend kompensiert

 

Vor allem die chronisch defizitäre Kernsparte Zucker (Konzernumsatzbeitrag 2018/19 38 %) bereitet Südzucker weiterhin großes Kopfzerbrechen, nachdem die Abschaffung der künstlich subventionierenden EU-Zuckermarktordnung im September 2017 seither für einen mehr als 40-%igen Zuckerpreisverfall von damals noch über 500 Euro bis heute auf rd. 300 Euro je Tonne sorgte.

Auch bis heute ist dieser Preiskorrekturtrend noch nicht gestoppt, aber wenigstens gedrosselt worden, nachdem in der Folge einer zusätzlichen Zuckerrübenrekordernte in 2017/18 durch EU-weit konzertierte Stilllegungen von Anbauflächen und Werksschließungen einem weiteren Preisdruck aktiv entgegengewirkt wurde. Diese Bemühungen zu einer Stabilisierung des EU-Zuckerpreises werden jedoch auch weiterhin durch massive Importe speziell von brasilianischem oder indischem Zuckerrohr bzw. der direkten derartigen Zuckerraffinierung konterkariert, was der wesentliche Grund dafür ist, dass der EU-Zuckerpreisverfall auch bis heute noch nicht endgültig gestoppt werden konnte.  

Dem problematischen Umfeld im Segment Zucker wirkt neben der unvermindert solide wachsenden Sparte „Spezialitäten“, die sich als zweitgrößte Sparte mit 34 % Umsatzanteil vor allem auf das robuste Wachstum der Bereiche Nahrungsmittel und Pharmazie stützt, in zunehmendem Maße jedoch nun auch ein immer dynamischeres Wachstum der Tochter CropEnergies entgegen. Bereits der Konzernumsatzbeitrag des Bioethanol-Spezialisten dürfte aufgrund der mit erneuerbarem Ethanol verbundenen massiven Umwelt- wie auch Kostenentlastungen in 2019/20 mit rd. 900 Mio, Euro auf 13 %  klettern, nachdem CropEnergies noch im Vorjahr 2018/19 erst 10 % zum gesamten Konzernumsatz beigesteuert hatte. Und auch die für dieses Jahr erwartete operative Gewinnverdreifachung von CropEnergies auf rd. 100 Mio. Euro bedeutet, dass alleine hierdurch der zu erwartende Verlust der Sparte „Zucker“ bereits knapp zur Hälfte kompensiert werden dürfte.

 

FAZIT: Aktienbewertung und Anlageurteil SÜDZUCKER

 

Es ist unübersehbar, dass der Vorstand der Südzucker AG, auch begleitet durch anhaltende Kosteneinsparmaßnahmen, jedoch vor allem mittels einer zunehmenden Diversifikation der Spartenaktivitäten versucht, der herrschenden EU-Zuckermarktkrise bestmöglich entgegenzuwirken. Belegt durch die zunehmenden Geschäftserfolge der Divisionen „Spezialitäten“ und „CropEnergies“ gelingt dem Konzern dieses schwierige Unterfangen aktuell in wachsendem Maße. Auch hat der Druck der Zuckerpreis-Korrektur zuletzt leicht nachgelassen, was einige Branchenexperten (z.B. den direkten Konkurrenten Nordzucker AG) auch bereits veranlasst, „Licht am Ende des Tunnels“ hinsichtlich einer möglichen Zuckerpreisstabilisierung in 2020 zu sehen. Wir halten diese Erwartung zwar aktuell infolge gegenläufiger Aktivitäten vieler Süd- und Schwellenländer derzeit noch für verfrüht. Insgesamt erscheint es uns jedoch dennoch vorgezeichnet, dass die Südzucker AG künftig zunehmend die Kurve zu einer Erreichung stabil positiver Gewinnzahlen auf Gesamtkonzernebene einschlagen wird.

Auch wenn mit einer Rückkehr zu schwarzen Zahlen auch auf Nettogewinn-Ebene wohl erst in 2021 zu rechnen sein wird (KGV 2020/21e: rd. 23), erscheint uns zumindest ab deutlicherer Überwindung des horizontalen charttechnischen Widerstandes (> 16,50 EUR) die Aktie eine mögliche Neuaufnahme in unser Strategiedepot AKTIEN SPEKULATIV wert.

 

 

19.12.2019 - Matthias Reiner - mr@ntg24.de

 

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