Keine Dividende bei TUI, Tesla ruft Cybertrucks zurück, Bayer ohne neue Impulse und Varta wird von Anlegern sehr kritisch beäugt

Mit diesen Aktien haben die Anteilseigner so ihre Probleme

 

Es gibt so einige Faktoren, die an der Börse Voraussetzung für steigende Kurse sind. Dazu gehören beispielsweise Fundamentalindikatoren und die Prognosen der Analysten. Doch die Grundvoraussetzung für jede Rallye ist auch das Vertrauen der Anleger in ein Unternehmen. In dieser Hinsicht musste so mancher einstige Highflyer in den letzten Monaten schwer Federn lassen.

Bei TUI (DE000TUAG505) spricht das Management zwar immer wieder von sonnigen Aussichten für die Hauptsaison, doch das Vertrauen der Aktionäre darin scheint sich in engen Grenzen zu halten. Die Aktie des Reiseveranstalters scheiterte zuletzt an mehreren Ausbruchsversuchen und fand sich zum Wochenende bei übersichtlichen 6,68 Euro wieder. Zum Wochenende gab es nun potenziell die nächsten niederschmetternden Neuigkeiten zu hören.

 

In der „Börsen-Zeitung“ erteilen Finanzvorstand Mathias Kiep und CEO Sebastian Ebel Dividenden und Aktienrückkäufen erst einmal eine Absage. Stattdessen will man sich zunächst darauf konzentrieren, Schulden zu reduzieren und „Vertrauen“ zu gewinnen. Angestrebt wird konkret, die letzte Tranche eines KfW-Kredits in Höhe von 550 Millionen Euro zu bedienen. Ferner soll die Verschuldung so weit sinken, dass es wieder ein Rating im BB-Bereich geben kann. Das klingt nicht einmal unvernünftig, dürfte für die Aktionäre aber dennoch eine kleine Enttäuschung sein.

 

Tesla ruft Cybertrucks zurück

 

Noch weitaus größere Vertrauensprobleme als TUI hat dieser Tage wohl Tesla (US88160R1014), und das nicht nur bei den Aktionären. Auch die Käufer des Cybertruck dürften so ihre Zweifel bekommen. Bereits vor einigen Tagen machte ein TikTok-Video die Runde, welches über Probleme mit dem Gaspedal des gigantischen Pickups berichtete. Tesla reagierte zunächst mit einem Auslieferungsstopp und ruft nun laut einem Bericht der „Bild“ alle bisher ausgelieferten Fahrzeuge zurück. Es soll sich um knapp 4.000 Cybertrucks handeln.

Tesla betont, dass das Fahrzeug sich auch bei einem verklemmten Gaspedal noch per Bremse anhalten lasse und keine Unfälle im Zusammenhang mit einer losen Abdeckung bekannt seien. Dennoch wirft die Panne kein gutes Licht auf den ohnehin etwas angeschlagen wirkenden Konzern. Die Aktie geriet in dieser Woche weiter unter Druck und fiel hierzulande bis auf 140,38 Euro am Wochenende zurück. Auf Schlusskursbasis entspricht dies einem neuen 52-Wochen-Tief.

 

Bayer am Boden

 

Die Anleger von Bayer konnten sich am Donnerstag über positive Neuigkeiten freuen, als Bayer (DE000BAY0017) über den Fast-Track-Status in den USA für ein Forschungsprojekt um ein Medikament zur Behandlung von Herzinsuffizienz berichtete. An der Börse ging das Thema aber so gut wie vollständig unter. Impulse für eine Erholung waren nicht zu sehen und der Aktienkurs pendelte sich zum Wochenende bei 26,32 Euro und damit weiterhin nur unweit entfernt des 18-Jahres-Tiefs rund um die 25-Euro-Marke ein.

Das Verpuffen erfreulicher Nachrichten zeigt recht eindrucksvoll, wie groß die Skepsis der Börsianer gegenüber Bayer mittlerweile ausfällt. Der Konzern hat sich in eine schier aussichtslose Lage manövriert, die bestimmt wird von unkalkulierbaren Risiken rund um Rechtsstreitigkeiten in den USA, eine drohende Klippe auf Seiten der Patente und enorme Schulden in Zeiten hoher Zinsen. Schnelle Besserung ist weiterhin nicht in Aussicht.

 

Varta: Ganz mieses Timing!

 

Vielleicht noch etwas dramatischer gestaltet sich die Lage bei Varta (DE000A0TGJ55). Nach einer Warnung davor, dass bisherige Sanierungsmaßnahmen wohl nicht den gewünschten Erfolg herbeiführen werden, stürzten die Kurse ins Bodenlose. Noch dazu nagte am Vertrauen der Anleger schwer, dass mehr oder minder zeitgleich zu dieser Hiobsbotschaft ein Vorstandsmitglied Anteile verkauft hat.

Aus rechtlicher Sicht ist das vollkommen legitim. Es wird damit aber aus psychologischer Sicht ein fatales Signal gesendet. Es entsteht der Eindruck, als würde nicht einmal das Management noch an den Erfolg des schwer angeschlagenen Batterieherstellers glauben. Dass es da auch Anlegern schwerfällt, noch Vertrauen in ein mögliches Comeback zu finden, ist nachvollziehbar. Die Aktie ging mit 8,19 Euro ins Wochenende; rund 40 Prozent tiefer als noch vor der angesprochenen Meldung.

 

Schwierige Zeiten

 

Alle hier genannten Aktien befinden sich mittlerweile auf einem eher übersichtlichen, vielleicht schon fast billigen Kursniveau. Solche Tiefstände bergen freilich immer die Chance auf satte Gewinne im Falle eines Turnarounds. Doch für ein Investment ist Vertrauen unbedingt notwendig. Wer nicht restlos davon überzeugt ist, dass ein Unternehmen wieder in die Spur finden wird, der sollte von der entsprechenden Aktie lieber Abstand halten. Eben deshalb bleiben Bayer und Co. derzeit auch zuverlässig im Kurskeller: die Erholung ist nüchtern betrachtet schlicht nicht abzusehen. Es lässt sich nur hoffen, dass sich dies noch ändern wird, doch Hoffnung allein ist bekanntlich nicht der beste Anlageberater.

21.04.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler

 

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