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Thermo Fisher: Medizindiagnostik-Gigant auf Wachstumskurs

Thermo Fisher: Absehbarer Vollzug der Qiagen-Übernahme

NTG24 - Thermo Fisher: Medizindiagnostik-Gigant auf Wachstumskurs

 

Heute erfreute der weltgrößte Hersteller von medizinischen Labordiagnostikgeräten und zugehörigen molekularbiologischen Analyseverfahren, THERMO FISHER SCIENTIFIC (US8835561023), die Aktienanleger mit der recht überraschenden Nachricht, dass entgegen vorheriger Ankündigungen der Umsatz des 2. Quartals, deutlich begünstigt durch Zusatzaufträge im Rahmen der Corona-COVID 19-Pandemie, gegenüber Vorjahr wohl um + 10 % zulegen dürfte. 

Die insgesamt als sehr defensiv und wachstumsstetig einzustufende Aktie befindet sich angesichts der hervorragenden und kontinuierlich ausgebauten Weltmarktführungsposition des Konzerns (aktuell 152 Mrd. USD Aktienmarktkapitalisierung) jedoch auch bereits seit Jahrzehnten in einem nahezu kontinuierlichen Chartanstiegstrend, und konnte - bei weiterhin überschaubaren Aktienbewertungsrelationen – bereits in den vorangegangenen Tagen mühelos weitere neue Rekordmarken erklimmen.  

Hierzu dürfte derzeit auch beitragen, dass das am 27.07. auslaufende Übernahmeangebot für den niederländischen Molekulardiagnostik-Spezialisten QIAGEN N.V. (NL0012169213) gemäß Empfehlung des Qiagen-Vorstands mit höchster Wahrscheinlichkeit bei einer lediglich gesetzten Aktionärsannahmequote von mindestens 75 % Ende Juli voraussichtlich zu einem erfolgreichen Abschluss kommen wird, wodurch sich sofort hervorragende Ertrags- und Kostensynergien der Geschäftszusammenlegung von Thermo Fisher und Qiagen einstellen werden. 

Die Aktie erfüllte damit aus unserer Sicht nun beste Voraussetzungen für eine Neuaufnahme in unser besonders konservativ gemanagtes Strategiedepot VERMÖGENSSTREUUNG, wobei wir diese Kauftransaktion gemäß unserer Ankündigung im gestrigen Depot-Wochenkommentar (im Gegenzug zur Veräußerung der Aktie von NOVO NORDISK) heute zum NYSE-Eröffnungskurs von 371,18 USD vollzogen haben.                      

 

Chart: THERMO FISHER SCIENTIFIC gegen MSCI WORLD – Index (jeweils in Euro)  

 

Chatr: Thermo Fisher gegen MSCI World EUR

 

Geschäftprofil Thermo Fisher Scientific 

 

Die 2006 aus einer Fusion hervorgegangene und im US-Bundesstaat Massachusetts ansässige THERMO FISHER SCIENTIFIC CORP. ist mit einer Aktienmarktkapitalisierung von 152 Mrd. USD und einem 2019er Jahresumsatz von 25,5 Mrd. USD derzeit der weltgrößte Hersteller medizinischer Laborausstattungsgeräte und Entwickler zugehöriger molekularbiologischer diagnostischer Analyseverfahren für die biotechnologische Grundlagenforschung. 

Der Umsatzschwerpunkt von Thermo Fisher entfällt mit einem Konzernanteil von rd. 68 % dabei auf klassische Laboreinrichtungen wie Messgeräte, Waagen, Erhitzungs- bzw. Kühlgeräte, Lagerungsbehälter, Glasschalen zur Aufbereitung und Analyse von Zellproben, biochemischen Katalysatorprodukten wie Säuren, Salzen und Lösungsmitteln, oder Verbrauchsmaterialen wie Röhren, Trichtern, Abfüllflaschen und Pipetten. 

Die verbleibenden 32 % des Konzernumsatzes entfallen dagegen auf die eigentliche bio- und life sciences-analytische Forschungstätigkeit des Konzerns, und zwar zum einen über die Herstellung hochtechnologischer Analysegeräte z.B. in Form von Massenspektrometern, Molekülspektroskopen, Mikroskopen, Manometern, Filtrations- und Separationsgeräten, Geräten zur Züchtung von Zellkulturen oder der Herstellung biomedizinischer Analysereagenzien, wie z.B. von Kontrast-, Fluoreszenz- oder Luminiszenzmitteln. Darüber hinaus entwickelt Thermo Fisher in diesem Forschungsbereich auch zugehörige molekularbiologische und immunologische Diagnostikverfahren, die seit März 2020 z.B. auch direkt in den frühesten Entwicklungen von COVID 19-Testungskits zur Anwendung kommen, oder auch das wichtigste Integrationsfeld mit der jetzt anvisierten Vollübernahme von Qiagen sind. 

Der Nettoumsatz des Konzerns gliederte sich Ende 2019 geografisch wie folgt auf: USA (47,7%), Kanada (2,1%), Europa (24,9%), China (10,8%), übriger Asien/Pazifik-Raum (10,9%) und Sonstige (3,6%).         

 

Ergebnisentwicklung 2013 – 2019  

 

Dank seiner stetig sowohl durch organisches Wachstum wie zahlreiche Akquisitionen ausgebauten Weltführungsrolle im Bereich der biomedizinischen Laborausstattung und – diagnostik konnte Thermo Fisher seine Ergebnisentwicklung von 2013 - Ende 2019 ebenso kontinuierlich wie hoch dynamisch steigern. 

So wurde der Umsatz von Anfang 2013 – Ende 2019 in einem ungebrochenen Anstiegstrend auf ein Volumen von 25,5 Mrd. USD nahezu exakt verdoppelt, während der Konzernnettogewinn zeitgleich sogar stark überproportional um 189 % nach oben schnellte. 

Die hiermit zuletzt einhergehende operative EBIT-Marge des Konzerns von fast 17 % ist im internationalen Vergleich von Medizintechnikkonzernen dabei in jedem Fall als hoch solide anzusehen. 

 

Ergebnisentwicklung seit Anfang 2020

 

Selbst mit einer gegenüber Vorjahr lediglich verzeichneten Umsatzsteigerung um 2 % im 1. Quartal 2020 auf 6,23 Mrd. USD konnten die skeptischeren Analystenerwartungen (6,17 Mrd. USD) geschlagen werden, da die COVID 19-Geschäftsbeeinträchtigungen in China/Asien infolge der vorübergehenden Geschäftsschließung vieler asiatischer Abnehmerkunden letzten Endes doch etwas weniger dramatisch ausfielen, als zunächst befürchtet worden war. 

Der Nettogewinn nach international vergleichbaren “Non GAAP”-Bilanzierungsmaßstäben konnte gegenüber Vorjahr sogar um + 5 % auf 2,94 USD je Aktie gesteigert werden, während die Analysten im Konsens hier zuvor nur eine Nettogewinnerzielung von 2,79 USD je Aktie erwartet hatten. 

Infolge der deutlichen Nettobelastung des Geschäftsverlaufs durch die Corona-Krise im 1. Quartal hatte der Vorstand von Thermo Fisher für das 2. Quartal 2020 bei der letzten Ergebnispräsentation nun zunächst nur einen behaupteten bis möglicherweise sogar auch um bis zu - 10 % rückläufigen Konzernumsatz in Aussicht gestellt. 

Umso überraschender und erfreulicher ist daher die heutige Vorabinformation des Konzerns zu werten, dass der Umsatz des 2. Quartals das Vorjahresniveau wohl gleich um ca. + 10 % übertreffen dürfte. Dies ist nach Konzernangaben allerdings ausschließlich darauf zurückzuführen, dass vor allem die weitere Corona-Pandemieausweitung in Europa und den USA und hiermit verbundene Dienstleistungen, wie z.B. die fortgesetzte Entwicklung und Auslieferung von COVID 19-Testungskits Thermo Fisher stattliche Zusatzeinnahmen in Höhe von rd. 1,4 Mrd. USD beschert haben. 

Die vollständige Vorlage des Ergebnisses zum 1. Halbjahr und hieran vermutlich anschließende Konzernprognosen für das Gesamtjahr 2020 werden am 22.07. erfolgen. 

 

Übernahme der Qiagen N.V. 

 

Wie oben bereits angedeutet, ist mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit per Ende Juli die erfolgreiche Annahme des Übernahmeangebots von Thermo Fischer zu einem Kaufpreis von 39,00 EUR je Aktie zu erwarten (= entsprechend einem Übernahmepreis von rd. 10,4 Mrd. Euro bzw. der Gewährung einer 23 %-igen Prämie auf den letzten gültigen Qiagen-Aktienkurs vor Abgabe des Angebots am 03.03.2020).

Der Qiagen-Vorstand hat seinen Aktionären auf der zurückliegenden Hauptversammlung vom 18.06. auch bereits nachdrücklich die Annahme dieses Angebots empfohlen, und dies, obwohl nach Konzernprognosen der Qiagen-Umsatz, nachdem dieser im 1. Quartal bereits um + 9 % gestiegen war, aufgrund zusätzlicher COVID 19-Testerträge im 2. Quartal sogar um mindestens + 12 % gegenüber Vorjahr zulegen dürfte. 

Auch wenn aus dem Kreis der 10 führenden Großaktionäre von Qiagen (ohne die konkrete Offenlegung dieser Adresse) nun erstmals ein scharfer Widerspruch gegen das wegen des Corona-Effekts angeblich “angemessener Weise um bis zu 20 %” nachzubessernde Übernahmeangebot laut wurde, rechnen wir nach entsprechender Annahmeempfehlung des Vorstands und der hierfür lediglich erforderlichen Zustimmungsquote der Aktionäre von 75 % derzeit nicht damit, dass dieses Übernahmevorhaben von Thermo Fisher noch fehlschlägt bzw. es zu einer Nachbesserung dieses Angebots kommt. 

Dies sieht auch offensichtlich die weite Mehrheit der Marktteilnehmer so, da der Aktienkurs von Qiagen trotz der positiven Umsatzperspektiven für das 2. Quartal (komplette Ergebnisbekanntgabe: 04.08.) derzeit auch weiterhin unter dem Angebotspreis von 39,00 EUR notiert (aktuell 38,17 EUR). 

Nach Auffassung des Konzernvorstands von Thermo Fisher wird die Übernahme von Qiagen für Thermo Fischer eine ideale strategische Integration in die eigenen Aktivitäten sowohl der immunologischen Molekulardiagnostik wie aber auch der gleichfalls betriebenen Entwicklung grundlegender biowissenschaftlicher Analysereagenzien mit sich bringen. Ab dem 3. Jahr nach Vollzug der Übernahme erwartet die Geschäftsleitung daher die Entstehung von Ertrags- wie auch Kostensynergien für den neuen Gesamtkonzern von mindestens 200 Mio. USD jährlich. 

 

Aktienbewertung und Anlageurteil 

 

Es ist offenkundig, dass das Fortschreiten der Corona-Pandemie mittlerweile zunehmend positive Geschäftsimpulse für Thermo Fisher liefert, nachdem dies im 1. Quartal infolge von Absatzschwierigkeiten gegenüber der asiatischen Kundschaft infolge diverser lokaler (jedoch mittlerweile dort fast völlig behobener) Lockdowns noch deutlich anders aussah. 

Die derzeitige Konsensschätzung der Analysten, dass der Nettogewinn des Gesamtjahres 2020 um rd. - 4 % hinter dem Niveau von 2019 zurückbleiben dürfte, erscheint uns daher in jedem Fall als zu konservativ (Gewinnanstieg im einstelligen Prozentbereich unseres Erachtens relativ wahrscheinlich). 

Die wesentlich positiveren Analystenschätzungen, dass nach dem absehbar erfolgreichen Vollzug der Qiagen-Übernahme der Nettogewinn von Thermo Fisher von 2019 – 2022 gleich um über 40 % hochschnellen dürfte (mit einem Sprung von + 25 % alleine in 2021) teilen wir jedoch voll und ganz. 

Hiermit würde kalkulatorisch ein Abbau der KGVs (2020e) von derzeit rd. 40 bis (2022e) auf nur noch rd. 28 einhergehen, was wir in der Weltführungsrolle von Thermo Fisher als grundsätzlich sehr wachstumsbeständiger Medizindiagnostik-Spezialist als eine attraktive, wenn nicht gar als eine Unterbewertung der Aktie einstufen. 

Die Aktie bietet aus unserer Sicht daher derzeit eine sehr gute längerfristige Kaufgelegenheit selbst auch für konservative Investoren, womit wir ebenfalls die heutige Neuaufnahmeentscheidung in unser Strategiedepot VERMÖGENSSTREUUNG begründen.

 

06.07.2020 - Matthias Reiner - mr@ntg24.de

 

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  • Bernd Morgenroth - 07.07.2020 12:55:28 Uhr


 

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