Wieviel Benzin hat der DAX im Tank?
Wieviel Schwung hat der DAX?
Alle Jahre wieder versuchen Marktanalysten zu ergründen, welches Kursziel DAX, Dow Jones oder EuroStoxx im neuen Jahr erreichen können. Die einen versuchen, aus einem relativen Vergleich die Über- oder Unterbewertung von DAX, Daimler & Co abzuleiten. Andere bemühen die fundamentale Analyse und errechnen einen fairen Wert im Vergleich zur eigenen Vergangenheit, zur Peer Group oder dem Gesamtmarkt.
In Zeiten, in denen Geldhaltung mit Minuszinsen bestraft wird und der fundamental positive Nutzen von Geld deshalb theoretisch infrage steht, hilft dies nur unbefriedigend weiter. Denn die Kurs-Gewinn-Verhältnisse lassen den Anlagenotstand und die ,,makroprudenzielle Politik‘‘ außen vor. Diese aber in Verbindung mit einer entfesselten Geldpolitik schaffen einen Kontext, der eben nicht wirklich mit der Vergangenheit vergleichbar ist.
Nimmt man aber einmal an, dass Behavioral Finance zumindest in Bezug auf die Charttechnik nicht ganz unrecht hat, dann kann ein Blick auf die dortigen Muster, unabhängig von ihren jeweiligen Bestimmungsgründen, für die Abschätzung eines Trends hilfreich sein.
Das der unten abgebildete, nominale und damit nicht inflationsbereinigte DAX, der ja einen Realwert hat, bei zunehmenden Preisen steigt, ist sicherlich keine Überraschung. Auf eine Darstellung auf realer Basis wird hier verzichtet. Denn hier soll das Bewegungsmuster interessieren, mit dem der DAX sich nach einer längeren Seitwärtsbewegung nach oben bewegt hat. Dies kann bei der Interpretation der Entwicklung seit Mai 2013 helfen, als der DAX aus seinem großen hellgelben Rechteck ausbrach.
Vergleicht man die schwankungsstarke Seitwärtsbewegung von Anfang 1996 bis zu diesem Ausbruch im Mai 2013 und damit eine 18-jährige Periode, so erkennt man, dass die Impulsstruktur ähnlich ist. Dies gilt auch und vor allem für die Phase des ersten Anstieges nach dem Ausbruch, aber auch für die Endphase, in der der DAX zum Ausbruch nach oben ansetzt.
Ist dies nun aber von analytischem Wert für die aktuelle Lage?
Unter der Annahme, dass es sich hier um eine fraktale Struktur des DAX handelt, ist eine selbstähnliche Wiederholung auf größerer Skale zu erwarten. Damit wären die grünen Rechtecke und die Fläche zwischen den Pfeilen strukturell vergleichbar.
Falls nun diese Phasen nach einem Ausbruch aus einer lang andauernden Seitwärtsbewegung vergleichbar sind, so wird klar, dass das Ausmaß der seit Mai 2013 erreichten Zuwächse zu klein sind für eine höhere Skale.
Das kann bedeuten, dass der DAX in den nächsten Jahren noch bedeutend höher steigen könnte. Ob er das nicht nur nominal, sondern auch nach Abzug der Inflationsrate tut, kann hier nicht näher beleuchtet werden. Es bleibt aber eine wichtige Antwort damit offen. Denn die letzten 100 Jahre haben auch in den USA Phasen gesehen, in denen sich Aktienindizes real über viele Jahre seitwärts oder abwärts bewegten. Die Frage ist zudem angesichts der exorbitanten Geldschöpfung durch die Notenbanken rund um den Globus eine hochrelevante.
Die volatile Entwicklung seit Mai 2013 ist aber nicht nur prozentual stark genug, gemessen an der Skale. Denn allein der Anstieg des DAX im grünen großen Rechteck entspricht einem Anstieg von rund 2.000 Punkten auf rund 6.000 Punkte und damit einer Verdreifachung. Übertrüge man dieses Maß auf den Ausbruch ab Mai 2013, so wäre dies eine Verdreifachung des damaligen Niveaus von rund 8.000 Punkten.
Fazit
Sollte der DAX in naher Zukunft nun sein bisheriges Allzeithoch vom Januar 2018 bei 13.597 Punkten überschreiten, suggeriert das bisherige Langzeitmuster einen weiteren signifikanten Anstieg. In welchem Zeitraum dies stattfindet und von welchen (starken) Korrekturbewegungen dies begleitet ist muss offen bleiben.
09.01.2020 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de
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