Bio-Techne Corp.: Aktie überbewertet

Eine der bereits jetzt herausragendsten Aktien unseres erst am 04.05.2020 lancierten Themendepots ZUKUNFTSTECHNOLOGIEN stellt derzeit der Titel des 1976 gegründeten und in Minneapolis ansässigen Entwicklers von Basisanalyseverfahren für die gesamte Biopharmaziebranche, BIO-TECHNE CORP. (US09073M1045), dar. Seit Aufnahme auf Basis des NASDAQ-Schlusskurses vom 01.05. (= 227,54 USD) befindet sich die Aktie auf lokaler USD-Währungsbasis mittlerweile mit + 22,8 % im Plus, obwohl der Titel trotz überraschend positiver, nachbörslicher Quartalsergebnispublikation am 30.04. tags darauf am 01.05. in einer ersten Marktreaktion sogar zunächst erst einmal kräftig abgetaucht war. 

Wir stellen diese Ergebnispublikation wie auch die aktuelle Bewertung der Aktie daher nun auf den analytischen Prüfstand. 

Chart: BIO-TECHNE CORP. gegen MSCI WORLD – Index (jeweils in Euro) 

Geschäftsprofil Bio-Techne Corp. 

Der aktuell mit einer Aktienmarktkapitalisierung von rd. 10,7 Mrd. USD ausgestattete Konzern entwickelt, produziert und vertreibt biotechnologische Reagenzien und Instrumente für den Markt der Forschung und klinischen Diagnostik, und ist in dieser Position somit ein integraler Lieferant aller nur denkbaren Basisanalysen für die gesamte weltweite Biopharmazie-Industrie.   

Die operativen Divisionen des Unternehmens gliedern sich dabei in zwei Segmente: Proteinwissenschaften (Umsatzanteil 2019: 76 %) sowie Diagnostik & Genomik (Umsatzanteil 2020: 24 %).  

Die weit dominierende Sparte der Proteinwissenschaften isoliert, analysiert und liefert im Wesentlichen spezialisierte Proteine wie z.B. Kollagene, Keratine, Zytokine und deren Aminosäuren-Bestandteile, Antikörper und deren Testlösungen (sog. Immunoassays) sowie Reagenzien an den gesamten globalen Biotechnologiesektor. Dieser Bereich entwickelt und vertreibt dabei auch umfassende Reihen fortschrittlichster Geräteplattformen, durch deren Anwendungen die komplette Kette von Proteinanalysen, angefangen von der Isolierung bis hin zur Analysetestung in einem einzigen ganzheitlichen und stark zeitsparenden Schritt möglich sind.  

Die kleinere Sparte der Diagnostik & Genomik erbringt hingegen Blutchemie- und Blutgasqualitätskontrollen, entwickelt und vertreibt hämatologische Kontrollinstrumente, sowie liefert diagnostische Immunoassays und Reagenzien für den gesamten Erforschungsbereich menschlicher Zellsubstanzen (sog. In vitro-Diagnosen), was vor allem der Identifikation und Lokalisierung von Infektions- und Tumorherden dienen soll. 

Im Laufe ihrer bisher 44jährigen Unternehmensgeschichte hat die Bio-Techne Corp. in ihren analytischen Forschungsdomänen mit aktuell rd. 2.200 Mitarbeitern mittlerweile bereits über 500.000 unterschiedliche Analyseverfahren, Reagenzien und Testungsgeräte entwickelt und an die gesamte Biotechnologiebranche ausgeliefert. Die Umsätze des global recht ausgewogen aufgestellten Konzerns verteilten sich Ende 2019 zu 54 % auf die USA, zu 27 % auf Europa, den Mittleren Osten sowie Afrika (EMEA), zu 16 % auf die asiatisch-pazifische Region und zu 3 % auf den Rest der Welt.    

Ergebnis 3. Quartal 2019 / 2020 (per 31.03.2020) und Ausblick 

Am 30.04. legte die Bio-Techne Corp. ihr Ergebnis zum 3. Quartal 2019 / 2020 (per 31.03.2020) vor, das zwar auf allen Ebenen die Analystenschätzungen deutlich übertraf, dabei aber dennoch erkennbar und wie grundsätzlich erwartet deutlich vom Ausbruch der Covid 19-Corona-Pandemie belastet wurde. 

Der Nettoumsatz des Konzerns legte im abgelaufenen Quartal gegenüber dem Vorjahr um + 5 % auf knapp 195 Mio. USD zu, während die Analysten im Konsens hier lediglich einen Umsatz von rd. 182 Mio. USD erwartet hatten. Allerdings gab der Konzernvorstand an, dass allein von Mitte Februar bis Ende März die Ausbreitung der Corona-Pandemie den Umsatz, wenn auch nur sehr moderat, um rd. 3 % oder 5 Mio. USD gedämpft habe. 

Der operative Gewinn vor Steuern (EBT) wie auch der Nettogewinn fielen ebenfalls deutlich höher aus, als dies die Analysten mehrheitlich prognostiziert hatten. So machte der EBT im 3. Quartal 2019 / 2020 knapp 47 Mio. USD aus, während Analysen hier lediglich von rd. 38 Mio. USD ausgegangen waren. Und auch die Nettogewinnerzielung von 36,4 Mio. USD übertraf die Analystenerwartungen von rd. 25 Mio. USD deutlich. 

Nichtsdestotrotz stellten die EBT- und Nettogewinnmeldungen von Bio-Techne gegenüber dem entsprechenden Vorjahresquartal sogar Rückgänge um - 6 % (EBT) bzw. - 19 % (Nettogewinn) dar. Der Nettogewinn je Aktie von 0,92 USD wurde dabei von der Corona-Krise nach Konzernangaben gleich um ca. 0,07 – 0,09 USD gedämpft, so dass dieser Effekt auf die Gewinnentwicklung somit noch deutlich stärker durchschlug, als auf die Umsatzebene. 

Insbesondere zahlreiche zurückliegende Werksschließungen seitens der Abnehmerkunden beeinträchtigten den Geschäftsverlauf von Bio-Techne im abgelaufenen Quartal spürbar. Dies betraf fast ausschließlich die weit dominierende Sparte der Proteinanalysen. Dagegen profitierte die weit kleinere Sparte der Diagnostik & Genomik erheblich von den äußerst margenstarken Forschungsauftragszuwächsen infolge des Corona-Virenausbruchs und konnte bei einem nur um 5 % gestiegenen Quartalsumsatz den operativen Reingewinn dieser Division gegenüber dem Vorjahr gleich auf 7 Mio. USD verdoppeln. 

Für den weiteren Jahresverlauf erwartet der Konzern infolge anhaltender Beeinträchtigungen des Produktabsatzes grundsätzlich eine Fortsetzung der Ergebnisbelastung durch die Corona-Pandemie und sieht sich daher aktuell außerstande, weitere Umsatz- und Gewinnprognosen für den Rest des Jahres abzugeben. 

Langfristig ist der Konzernvorstand jedoch davon überzeugt, dass nach erfolgreicher Bewältigung der Corona-Krise sich diese im Nachhinein sehr positiv auf die künftige Auftrags- und Umsatzentwicklung von Bio-Techne Corp. auswirken wird. 

Aktienbewertung und Anlageurteil

Basierend auf den derzeitigen Reingewinn-Konsensschätzungen der Analysten von 4,26 USD / Aktie für 2020 und 5,12 USD / Aktie für 2021 ergeben sich hierdurch derzeit Aktien-KGVs von 65,6 für 2020 sowie 54,6 für 2021. 

Für ein Unternehmen einer im Sektordurchschnitt befindlichen operativen Marge von rd. 25 %, das aber im Gegensatz zu vielen anderen Bio- und Medizintechnologie-Unternehmen hinsichtlich seiner Umsatz- und Gewinnentwicklung durch den Ausbruch des Corona-Virus derzeit sogar negativ tangiert ist, halten wir diese Aktienbewertung derzeit jedoch für überhöht.