Nvidia scheint sich dieser Tage vollkommen neu zu erfinden, was bei den Anlegern sehr gut ankommt

Nvidia verschreibt sich der KI

 

Die richtig großen Megatrends in der Tech-Branche spielen an der Börse keine allzu große Rolle mehr. Smartphones sorgen eher für Langeweile, Virtual Reality konnte nie richtig abheben und allenfalls eine Nische für sich erobern und auch TikTok ist mittlerweile schlicht zur Normalität geworden. Doch der nächste große Trend scheint bereits abzuheben und zwar in Form der Künstlichen Intelligenz, oder kurz KI.

Seit ChatGPT auf die Öffentlichkeit losgelassen wurde, lässt die Faszination an der Technologie nicht nach. Das Programm hat bereits Tausende Hausarbeiten für gestresste Schüler erledigt, Ratgeber und Kinderbücher verfasst und sogar ganze Computerprogramme selbstständig verfasst. Dass es zudem manchen antisemitischen Kommentar von sich gab, wird als Kinderkrankheit angesehen. Nicht entgangen ist der aktuelle Trend Nvidia (US67066G1040), wo derzeit die KI voll und ganz im Fokus steht.

 

Bisher verdiente der Chip-Hersteller seine Brötchen in der Hauptsache mit der Herstellung von Grafikchips für PCs und Spielekonsolen. Bis heute handelt es sich dabei um eines der größten Geschäftsfelder. Doch der Fokus scheint sich klar in Richtung KI zu verschieben. Auf der eigenen Webseite bewirbt sich Nvidia mittlerweile sogar als „weltweit führenden Anbieter von KI-Computing“ und erwähnt Gaming erst nachdem fleißig auf KI-Themen eingegangen wurde.

 

Kann das gutgehen?

 

Nvidia ist tatsächlich im Bereich der KI schon jetzt schwer erfolgreich. Die bekannteste KI in Form von ChatGPT setzt auf über 10.000 Grafikchips von Nvidia, um sich mit Daten füttern und trainieren zu lassen. Auch bei anderen Herstellern ist die Technik schwer gefragt. In Sachen Parallelisierung gibt es schlicht kaum vergleichbare Alternativen und die Leistung fällt gerade im Produktivbereich sehr viel höher aus als bei den allermeisten Konkurrenz-Produkten. Nvidia nutzt hier lediglich eine Chance und spielt die eigene Stärke weiter aus. Es ist jedoch auffällig, wie extrem KI bei dem Unternehmen derzeit in den Vordergrund gestellt wird.

Die Anleger haben damit für den Moment überhaupt kein Problem. Schließlich sorgte das Thema KI auch an der Börse für Furore und Unternehmen wie Microsoft, die hier aktiv investieren, freuten sich zuletzt über ansehnlichen Rückenwind. Auch die Nvidia-Aktie gehört zu den Profiteuren mit Kursgewinnen von über 80 Prozent seit Jahresbeginn. Tatsächlich ist das Papier trotz der jüngsten Krisen von vergangenen Kursrekorden nicht weit entfernt.

So angenehm das für den Moment auch aussehen mag, es bleibt die Frage, ob sich eine Marktkapitalisierung von 670 Milliarden USD noch rechtfertigen lässt. Das Potenzial von KI ist fraglos gigantisch und die Software wird zwangsläufig irgendeine Hardware benötigen, um zu laufen. Trotz der aktuell beeindruckenden Lösungen ist Nvidia hier aber nicht allein auf weiter Flur.

 

Hypes sind stets gefährlich

 

Zudem wird an der Börse jeder Hype irgendwann nachlassen. Ich lehne mich so weit aus dem Fenster und sage voraus, dass auch KI nicht für alle Zeiten den aktuellen Stellenwert an den Märkten einnehmen wird. Natürlich wird das Thema nicht einfach verschwinden, ebenso wenig wie die Unternehmen dahinter. Doch vorstellbar sind ähnliche Schwankungen wie im Wasserstoff-Segment. Auch dort sind die meisten sich einig, dass wir es mit einer absoluten Zukunftstechnologie zu tun haben, welche schlicht nicht mehr verschwinden wird. Vor Kursschwankungen gefeit sind die entsprechenden Unternehmen deshalb aber nicht.

Sowohl beim Thema KI als auch bei Nvidia wird derzeit viel geträumt, und das soll an dieser Stelle nicht einmal unbedingt kritisiert werden. Sich ambitionierte Ziele zu setzen, ist sowohl in der Tech-Branche als auch an der Börse nicht verkehrt. Es kann aber natürlich jederzeit zu einem bösen Erwachen kommen, wenn es an anderer Stelle nicht ganz so traumhaft läuft, und gerade bei Nvidia ergibt sich mit Blick auf einen sehr schwachen PC-Markt Potenzial für dezente Entgeisterung in der Zukunft. Mit einem Einstieg sollten Anleger da in der Nähe des 52-Wochen-Hochs wahrscheinlich sehr vorsichtig sein. Bereits Investierte können Gewinne aber noch laufen lassen.

 

24.03.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler

 

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