Nvidia ist wieder mal nicht zu bremsen und dank weiterer Erfolge im KI-Segment interessieren sich die Anleger für negative Schlagzeilen aus anderen Bereichen schlicht nicht

Die Aktie ist kaum zu halten

 

Bei Nvidia mangelte es in den letzten Tagen nicht an negativer Berichterstattung. Vor allem bei Gaming-Grafikkarten gibt es viel Anlass zur Kritik. Eine neue Variante der Mittelklasse-Karte RTX 4060 Ti mit 16 GB Grafikspeicher wurde sowohl von der Fachpresse als auch der potenziellen Kundschaft mit vielen Fragezeichen begrüßt. Gerüchteweise sollen selbst die Boardpartner kein Interesse am neuen Chip haben.

 

Die Grafikkarten von Nvidia (US67066G1040) bringen zwar ordentlich Leistung in die Rechner der Spieler. Sie werden aber als zu teuer angesehen und der Geiz beim Grafikspeicher entwickelt sich in Zeiten, in denen 4K-Fernseher sich zum Standard im Wohnzimmer entwickeln, immer mehr zu einem Problem. Da hagelt es zeitweise nur so schlechte Berichterstattung für Nvidia und die Verkaufszahlen stehen ohnehin schon seit einer ganzen Weile unter Druck.

In früheren Jahren hätte eine solche Entwicklung die Aktie von Nvidia recht zuverlässig in die Tiefe stürzen lassen. Denn Gaming-Grafikkarten waren die meiste Zeit über das wichtigste Standbein für den Grafikspezialisten. Aktuell entlockt den Anlegern das Ganze aber maximal ein Schulterzucken. Der Höhenflug von Nvidia an der Börse ist nicht aufzuhalten. Erst in der vergangenen Woche wurde mit 427,70 Euro ein neues Rekordhoch erreicht; der Börsenwert ist auf mehr als 1,1 Billionen US-Dollar angestiegen.

 

Nvidia schwer erfolgreich mit KI-Chips

 

Die Gründe dafür liegen freilich in einem vollkommen anderen Bereich, der die Anleger schon seit Monaten in seinen Bann gezogen hat. Nvidia feiert enorme Erfolge mit seinen KI-Chips, von denen die Kunden nicht genug bekommen können. Mit Microsoft und Google beliefert das Unternehmen schon seit einer Weile Großkunden. Nun kommt mit Oracle der nächste dazu, der sich mit den H100-Systemen von Nvidia Systeme zum Training von KI aufzubauen gedenkt. Die Anleger malen sich da schon mal die buntesten Aussichten aus, und manch einer träumt vielleicht schon vom nächsten großen Kunden.

Unwahrscheinlich ist es nicht, dass Nvidia von solchen weitere angeln können wird. Denn im KI-Sektor ist man mehr oder weniger konkurrenzlos. AMD und Intel arbeiten zwar unter Hochdruck daran, in dieser Hinsicht aufzuschließen und gerüchteweise bastelt auch Microsoft an eigenen Chips. Bisher gibt es aber nur wenig Greifbares, während die Kundschaft lieber gestern als heute Computersysteme mit KI-Chips zusammenbasteln würde.

Solange der Hype um die Künstliche Intelligenz anhält, was noch eine Weile der Fall sein dürfte, ist am Aufwärtstrend von Nvidia wohl kaum zu rütteln. Weitere Kursrekorde in den nächsten Tagen und Wochen wären beileibe keine Überraschung. Lediglich mit einem etwas weiteren Blick ergeben sich aber auch potenzielle Risiken, welche Anleger vielleicht nicht vollständig ignorieren sollten.

 

Dürfen die das?

 

Mit Ruhm bekleckert sich Nvidia in der Berichterstattung nicht unbedingt. Neue Grafikkarten werden zur Vorstellung bevorzugt an Influencer verteilt, und das teils unter Bedingungen, die sich wohl ohne Weiteres als Knebelverträge ansehen lassen. Berichten dürfen die Empfänger der Chips nur mit speziellen Einstellungen bei einem einzigen Titel, und das unter der garantieren positiven Erwähnung bestimmter Features. Die Influencer lassen sich darauf in der Hoffnung auf hohe Klickzahlen ein. Nvidia scheint sich ein solches Vorgehen erlauben zu können. Zumindest an der Börse scheint es nicht zu schaden.

Im Moment scheint Nvidia mehr oder minder unantastbar zu sein. Ob das auch ewig so bleiben wird, steht aber nochmal auf einem anderen Blatt. Ein Ende des KI-Hypes scheint nicht in Sicht zu sein und vor diesem Hintergrund dürfte der Aufwärtstrend wohl erstmal aktiv bleiben, wenn auch immer mal wieder begleitet von gelegentlichen Gewinnmitnahmen. Ob sich Nvidia aber einen Gefallen damit tut, die Kundschaft des einstigen Kernsegments zu vergraulen, da bin ich persönlich mir nicht ganz so sicher. Wer hier investiert ist, kann Gewinne derzeit laufen lassen, sollte sich aber zu keinem Zeitpunkt ausruhen.

17.07.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler

 

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