Tesla liefert seine ersten Cybertrucks aus, sorgt aber bei den Aktionären damit eher für Ernüchterung

Top oder Flop?

 

Mit großer Spannung wurde in dieser Woche das Cybertruck-Event von Tesla erwartet. Am Donnerstag war es nun endlich so weit und die ersten Fahrzeuge wurden an die geduldige Kundschaft ausgeliefert. Bei der dazugehörigen Präsentation konnte Tesla die Aktionäre aber nicht recht überzeugen und es werden einmal mehr Zweifel daran laut, ob das Unternehmen sich mit dem kantigen Pickup wirklich einen Gefallen getan hat.

Nicht zuletzt den Kunden dürfte sauer aufstoßen, dass der Cybertruck deutlich teurer als ursprünglich geplant ist. Elon Musk sprach einst davon, den elektrischen Pickup für knapp 40.000 US-Dollar an den Start bringen zu wollen. Tatsächlich schlägt das Basismodell nun ein Loch von 61.000 Dollar in die Haushaltskasse. Der eigentlich angepeilte Einstiegspreis wird damit mal eben um mehr als 50 Prozent überboten.

 

Wer möchte, kann je nach Ausstattung auch noch einiges mehr für den Cybertruck ausgeben. In Vollausstattung erhält das Gefährt den Spitznamen „Cyberbeast“ und wechselt für stramme 100.000 Dollar den Besitzer. Mit Musks einstiger Vision von erschwinglicher Elektromobilität hat das nicht mehr viel tun. In den hohen Preisen zeigt sich für einige Beobachter auch, mit welchen großen Herausforderungen die Herstellung des Cybertruck verbunden ist. Das wiederum wirft Fragen danach auf, ob Tesla (US88160R1014) damit überhaupt schwarze Zahlen schreiben können wird.

 

Tesla ist zufrieden

 

Zumindest Musk selbst sprach darüber gestern nicht weiter. Umso engagierte pries er die Vorzüge des neuen Gefährts an, welches mit einigen Jahren Verzögerung das Licht der Welt erblickt. Für den Tesla-Chef handelt es sich um das „beste Produkt“ von Tesla. Betont wird die Einzigartigkeit des Designs. Endlich werde die Zukunft aussehen wie die Zukunft, so Musk. Der Autor dieser Zeilen muss beim Anblick des Fahrzeugs eher an Retro-Futurismus und Atari-Spiele denken. Aber über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten.

Bestrebt war Tesla letztlich auch darum, den Cybertruck ein Stück weit zu rehabilitieren. Große Aufmerksamkeit erfuhr die Wiederholung eines Tests, der bereits bei der ersten Vorstellung vor rund vier Jahren durchgeführt wurde. Damals wurden die Scheiben des Cybertruck durch den Wurf mit einer Stahlkugel schwer beschädigt. Dieses Mal konnte ein Bewurf schadenfrei durchgestanden werden. Allerdings wurde lediglich mit einem Baseball geworfen, und das auch eher halbherzig. Ob sich daraus Rückschlüsse auf die Widerstandsfähigkeit ziehen lassen, mag jeder für sich selbst entscheiden.

Die große Frage für die Anleger bleibt, ob Tesla mit dem Cybertruck neue Erfolge beschert sein werden und ob das Fahrzeug in absehbarer Zeit überhaupt in größeren Stückzahlen hergestellt werden kann. Die Massenproduktion soll nach derzeitigen Plänen nicht vor 2025 anlaufen. Dann sollen bis zu 250.000 Cybertrucks jährlich vom Band rollen. Da Tesla in der Vergangenheit seine Prognosen schon oft verfehlte, fällt es vielen aber schwer, den jetzigen Vorhersagen Glauben zu schenken.

 

Tesla kann nicht punkten

 

Es ist erfrischend, von Tesla endlich wieder einmal ein neues Produkt zu sehen, denn im Portfolio herrschte nun schon seit einigen Jahren Stillstand. Den Nerv der Aktionäre konnte das Unternehmen aber eher nicht treffen. Die Tesla-Aktie verlor am Donnerstag um 1,66 Prozent an Wert und im nachbörslichen Handel ging s um weitere 2,1 Prozent bis auf 235,10 Dollar abwärts. Wie gehabt bleibt das Papier auf einem einigermaßen ansehnlichen Niveau. Euphorie herrscht aber schon lange nicht mehr.

Bei vielen Anlegern hallen noch die Worte von Elon Musk nach, laut denen sich Tesla mit dem Cybertruck das eigene Grab geschaufelt habe. Auch die vom „Handelsblatt“ veröffentlichten Tesla-Files mit Berichten über massive Probleme in der Entwicklung sind noch nicht vergessen. Es steht damit ein großes Fragezeichen über dem Erfolg des Elektro-Pickups und nicht wenigen Anlegern wäre es am liebsten, würde das Projekt einfach eingestampft. Damit ist nach der nun erfolgten offiziellen Produkteinführung aber eher nicht mehr zu rechnen.

 

01.12.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler

 

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