Finanzchef Zachery Kirkhorn kündigt überraschend seinen Abschied von Tesla an und schürt damit Unsicherheit bei den Anlegern

Elon Musk verliert einen wichtigen Mitstreiter

 

Zachery Kirkhorn gilt neben dem alles überstrahlenden CEO Elon Musk als eine der Schlüsselfiguren beim Autobauer Tesla. Im Gegensatz zu unzähligen anderen Managern scheint er mit der eigenwilligen Art von Musk stets gut zurechtgekommen zu sein. Kirkhorn war es sogar vergönnt, für Tesla zu sprechen, was beim Musk-Imperium schon fast einem Ritterschlag gleichkommt.

Umso schwerer wiegt die Meldung, dass Kirkhorn nach 13 Jahren Tesla (US88160R1014) verlassen wird. Das kündigte der Konzern am Montag in einer knappen Mitteilung an, ohne dafür explizite Gründe zu nennen. Das führt natürlich zu allerlei Spekulationen. Der „Master of Coin“, wie er bei Tesla genannt wurde, äußerte sich ebenfalls nur eher knapp und dankte sowohl Tesla als auch Elon Musk für eine „besondere“ Erfahrung. Zudem sei er stolz auf die geleistete Arbeit und bedachte die Mitarbeiter mit Dank für deren harte Arbeit.

Ein Nachfolger ist bereits gefunden. Der Chefbuchhalter Vaibhav Taneja soll sich künftig um die Aufgaben von Kirkhorn kümmern, welche die eines klassischen Finanzchefs häufig deutlich überstiegen. Unklar ist bisher auch, ob der Posten „Master of Coin“ weitergereicht wird. Kirkhorn soll noch bis Jahresende das Unternehmen begleiten und seinen Nachfolger einarbeiten. Was danach geschehen mag, bleibt weitgehend offen. Elon Musk kommentierte das Geschehen bisher nicht. Am Wochenende twitterte er lediglich, dass Führungspositionen in großen Unternehmen unnötig seien. Was das bedeuten mag, bleibt der Interpretation eines jeden Einzelnen vorbehalten.

 

Ein Rückschlag für Tesla?

 

In den Augen vieler Beobachter erleidet Tesla mit dem Rückzug des bisherigen Finanzchefs einen klaren Rückschlag. Das liegt auch daran, dass der Nachfolger so gut wie unbekannt ist und niemand so recht weiß, was von diesem zu erwarten ist. Kirkhorn hingegen wurde zeitweise schon als möglicher Nachfolger für Elon Musk gehandelt. Aus diesen Träumereien wird nun nichts mehr werden. Gerüchteweise hat Kirkhorn bei einem anderen Unternehmen einen CEO-Posten erhaschen können. Offiziell bestätigt ist aber noch nichts.

 

Gleichwohl wird der Abschied nicht als existenzbedrohend für Tesla angesehen. Das Timing könnte aber glücklicher sein, da Tesla vor einer recht schwierigen Zeit steht. Der Bernstein-Analyst Toni Sacconaghi sieht bis zum Jahr 2025 keine wesentlichen neuen Produkte, mit denen bei Tesla das Wachstum vorangetrieben werden könnte. Dass nun auch noch einer der wichtigsten Manager die Segel streicht, macht es nicht einfacher, die sehr ambitionierten Ziele des Elon Musk in die Tat umzusetzen.

Die Anleger reagierten ebenfalls verstimmt auf die überraschende Ankündigung. Die Tesla-Aktie rutschte am Montag in einem schwachen Handel um 5,56 Prozent in Richtung Süden und landete bei 221,70 Euro. Die ohnehin schon laufende Korrektur erhält damit eine neue Qualität und die Kurse fallen auf den niedrigsten Stand seit Anfang Juni zurück. Mit dem Unterschreiten des Zwischentiefs aus dem Juni bei rund 223 Euro steht nun auch über dem generellen Aufwärtstrend ein großes Fragezeichen.

 

Unsicherheit macht sich bei Tesla breit

 

Nach einer recht erfreulichen Phase, die geprägt war von immer neuen Absatzrekorden, erlebt die Tesla-Aktie nun wieder eine Zeit von Zweifeln und Unsicherheit. Die Zukunft des Elektroautopioniers scheint offen zu sein und die immer stärker werdende Konkurrenz macht es nicht einfacher, hier noch Zuversicht zu entwickeln. Für den Moment gibt es noch keinen Grund zur Panik. Etwas Vorsicht ist aber sicherlich auch nicht völlig verkehrt.

Es lässt sich nur abwarten, welche Änderungen sich bei Tesla durch die Änderungen im Management ergeben werden. Spürbar wird das frühestens im kommenden Jahr sein. Bis dahin hat das Unternehmen noch Gelegenheit, mit Quartalszahlen für neues Vertrauen zu sorgen. Die nächsten stehen allerdings erst Mitte Oktober aus. Zumindest momentan sieht es danach aus, als wäre die Tesla-Aktie bis dahin von einigen Unsicherheiten begleitet und neue Kursrekorde sind da wohl erst einmal nicht zu erwarten.

08.08.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler

 

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