Nach weiteren Preissenkungen seitens Tesla gehen die Meinungen über die Sinnhaftigkeit dieses Schritts auseinander

Es wird nicht einfacher im E-Auto-Sektor

 

Nachdem Tesla in China innerhalb kurzer Zeit mehrfach die Preise senkte, folgten nun auch die USA und Deutschland, wo Model Y und Model 3 nun bis zu 20 Prozent günstiger zu haben sind. Es ist ein beispielloser Schritt, mit dem der Konzern sehr wahrscheinlich die Nachfrage ankurbeln will. Während zukünftige Tesla-Fahrer sich über das Ganze sicherlich freuen dürften, hält die Begeisterung bei den Aktionären sich eher in Grenzen.

Für einige ist der Schritt ein klarer Beleg dafür, dass Tesla (US88160R1014) mit einem schwindenden Absatz zu kämpfen hat und damit mehr oder weniger auf dem absteigenden Ast ist. Sinkende Margen dürften der ohnehin schon angeschlagenen Tesla-Aktie kaum weiterhelfen. Tatsächlich reagierte jene am Freitag mit deutlichen Kursverlusten auf die jüngsten Meldungen. Obwohl das Papier sich im späten Handel noch deutlich erholen konnte, bliebt es unter dem Strich bei Verlusten von 0,42 Prozent.

Doch auch an der Börse gibt es manche Stimme, welche die Preissenkungen positiv einordnet. Argumentiert wird damit, dass der Schritt zum gegenwärtigen Zeitpunkt unvermeidbar sei und das Timing passe. Die Konkurrenz wird in diesem Jahr viele neue Modelle vorstellen und Tesla damit wahrscheinlich schwer unter Druck setzen. Mit niedrigeren Preisen wird der US-Konzern hier zweifellos besser dastehen.

Zudem wird die Verfügbarkeit bei Tesla als großer Vorteil angesehen. Noch immer gibt es bei den meisten Herstellern lange Wartezeiten bei der Bestellung eines Elektroautos, im vergangenen Jahr kam es aufgrund der Chipkrise auch teilweise zu Bestellstopps. Ganz so dramatisch ist die Lage mittlerweile nicht mehr. Doch wer kurzfristig den Kauf eines E-Autos plant, der könnte bei überschaubaren Lieferzeiten von Tesla in Verbindung mit einem attraktiveren Preis vielleicht schwach werden. Ob der Konzern damit seine Marktanteile auch verteidigen könnten wird, das bleibt aber freilich noch abzuwarten.

 

Zerstört Tesla sich das Image?

 

Ein weiterer Faktor, auf den Marktbeobachter aufmerksam machen, ist das Image der Marke Tesla. Jenes könnte unter den Preissenkungen leiden. Kritiker gehen davon aus, dass Kunden die Fahrzeuge künftig als weniger wertig ansehen werden. Außerdem könnte ein niedrigerer Wiederverkaufswert manchen Kunden davon abhalten, zu Model 3 oder Model Y zu greifen. Andere sehen schon den Beginn eines Preiskriegs bei Elektroautos, der eventuell zu weiteren Preiskürzungen und damit niedrigeren Margen führen könnte.

 

Unter dem Strich wird also viel spekuliert, während niemand so genau einschätzen kann, ob die Preissenkungen sich mittelfristig nun positiv oder negativ auf Tesla bzw. die Aktie des Unternehmens auswirken werden. Von Seiten der Konkurrenz gab es bisher noch keine Reaktion. Im Netz sind vor allem Tesla-Fahrer aufgebracht, die erst vor Kurzem ein Fahrzeug erworben haben und nun vor einem massiven Wertverlust stehen. In China gab es deshalb sogar vereinzelte Demonstrationen vor den Werkstoren von Tesla.

 

Tesla braucht gute Neuigkeiten

 

Den Untergang müssen Anleger aufgrund der Preissenkungen bei Tesla noch nicht herbeireden, aber ebenso wenig wird der US-Konzern allein dadurch den Aktienkurs wieder auf Rekordniveau heben können. Tatsächlich scheint es sich für den Moment in einem sich abkühlenden Markt um einen notwendigen Schritt zu handeln. Die Tesla-Aktie bietet auf lange Sicht aber immer noch interessante Chancen.

Abgestraft ist das Papier mittlerweile genug und sofern die Verkaufszahlen nicht völlig in sich zusammenbrechen, steht der Konzern nach wie vor in einem absoluten Wachstumsmarkt. Neue Marktanteile zu erobern, wird in Zukunft zweifellos schwieriger und Tesla läuft auch Gefahr, in technologischer Hinsicht seine Vorteile zu verspielen. Doch trotz der Eskapaden von Elon Musk hat die Marke mittlerweile ein enormes Gewicht, wird von manch einem gar synonym mit Elektroautos verwendet. Solange das Management darauf aufbaut, steht weiterem Wachstum nichts im Wege, was sich früher oder später auch beim Aktienkurs bemerkbar machen wird. Fragt sich nur, ob Elon Musk in den nächsten Monaten genügend Zeit findet, um die Weichen bei Tesla entsprechend zu stellen.

 

16.01.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler

 

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