als .pdf Datei herunterladen

WORLDLINE: Moderate Corona-Belastung im 1. Halbjahr

Spürbare Geschäftsbelebung im 2. Halbjahr

NTG24 - WORLDLINE: Moderate Corona-Belastung im 1. Halbjahr

 

Europas größter Zahlungsabwickler, die französische WORLDLINE S.A. (FR0011981968), legte heute Ihre Zahlen zum 1. Halbjahr 2020 (per 30.06.) vor, die insgesamt verhalten ausfielen, jedoch in völligem Einklang mit der vorherigen Vorstandsankündigung einer unvermeidlichen Geschäftsbelastung durch die Ausbreitung der Corona-Pandemie standen. 

Erfreulich ist in diesem Zusammenhang jedoch festzuhalten, dass sich nach Konzernangaben seit dem operativen Tiefpunkt Ende März die Geschäftslage im 2. Quartal in graduellen Schritten immer deutlicher erholte und der Auftragsbestand per 30.06. ein neues historisches Rekordhoch von 4 Mrd. Euro aufwies. 

Auch an den Gesamtjahresprognosen für 2020 hält der Konzernvorstand unverändert fest. 

Die Aktie reagierte auf die heutigen Unternehmensverlautbarungen daher zunächst sehr positiv und legte in der Spitze gegenüber ihrem Vortagesschluss um über 5 % auf 78,75 Euro zu. 

 

Chart:  WORLDLINE SA gegen MSCI WORLD (Euro) - Index 

 

Chart: Worldline gegen MSCI WORLD (Euro)- Index

 

Ergebnis 1. Halbjahr 2020 und Gesamtjahres-Ausblick 

 

Mit der heutigen Ergebnisvorlage wurden nach einer entsprechenden Vorankündigung des Unternehmens auch die Schätzungen der Analysten sowohl hinsichtlich der Umsatz- wie auch Gewinnerzielung im Großen und Ganzen getroffen. 

Bedingt vor allem durch die belastenden Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Zahlungsdienstleistungen für Unternehmen gab der Halbjahres-Umsatz von Worldline gegenüber dem Vorjahr um - 5,7 % auf 1,09 Mrd. Euro nach, womit das Umsatzminus jedoch per Saldo noch in einem recht moderaten Rahmen gehalten wurde. 

Eine überdurchschnittlich starke Umsatzeinbuße von – 10,8 % verzeichnete jedoch die größte Sparte von Zahlungsabwicklungs- und -Verwaltungsdienstleistungen für Unternehmen (Konzernumsatzanteil 1. Halbjahr: 44 %), welche im Zuge der Corona-Ausbreitung vorrangig von den europaweiten staatlichen Lockdown-Verfügungen und entsprechenden temporären Unternehmensschließungen tangiert wurde. 

Dieser deutliche Belastungseffekt konnte jedoch durch die übrigen konsumentenorientierten Sparten der Transaktionsabwicklungen (Konzernumsatzanteil 41 %; beinhaltet Konto-, Kreditkartenzahlungen sowie digitale eCommerce- und eBrokerage-Abwicklungen) bei einem Umsatzminus von nur – 0,7 % sowie einem Umsatzrückgang von – 2,8 % der Sparte mobiler Zahlungsabwicklungen über elektronische Plattformen (Konzernumsatzanteil 15 %) stark abgemildert werden. 

Beide Bereiche der kontogebundenen wie auch mobilen Zahlungsabwicklungen für Privatkunden profitierten dabei auch stark von ausgefeilten neuen Sicherheits- und Authentifizierungs-Lösungen durch Worldline, die auf eine hervorragende Kundenakzeptanz stießen. Ferner trugen auch Ausweitungen von Großkontrakten, wie z.B. mit der Commerzbank, und die Gewinnung der UniCredit-Bank in Deutschland und Österreich als neuer Kontraktpartner für Privatkundenzahlungen zu der sehr stabilen Umsatzlage dieses Geschäftsbereichs bei. 

Der konzernweite Betriebsgewinn von Abschreibungen entwickelte sich im 1. Halbjahr gegenüber dem Vorjahr um - 12,4 % auf 246,3 Mio. Euro rückläufig, was vor allem der grundsätzlich sehr hohen Fixkostenbelastung der Sparte kontengebundener Zahlungsabwicklungen für Privatkunden sowie auch den organisatorischen / prozesstechnischen Vorbereitungsmaßnahmen der erweiternden bzw. neuen Vertragsabschlüsse mit der Commerzbank und UniCredit-Bank zuzuschreiben war. 

Dieser Belastungseffekt konnte jedoch ebenfalls durch operative Kosteneinsparungen im Bereich von Zahlungsverwaltungen für Unternehmenskunden sowie weitere Synergien aus der Geschäftsintegration der schweizerischen SIX Payments Terminal-Services abgeschwächt werden. Beide Kosteneinsparungseffekte werden nach Angaben des Konzernvorstands auch im 2. Halbjahr weiter profitabilitätssteigernd zum Tragen kommen. 

Die Abschwächung des Konzernnettogewinns vor außerordentlichen Effekten (sog. Normalisierter Reingewinn) konnte schließlich ebenfalls auf - 4,6 % eingedämmt werden, was vor allem auf eine niedrigere absolute Steuerbelastung zurückzuführen war. 

Für das Gesamtjahr 2020 behält der Konzernvorstand nach dem erwartungsgemäß ausgefallenen Halbjahresergebnis seine Prognose eines auf Vorjahresniveau behaupteten oder allenfalls im niedrig einstelligen Prozentbereich abgeschwächten Konzernumsatzes unverändert bei, womit offenbar auch einer weiter fortgesetzten Geschäftsbelebung im 2. Halbjahr Rechnung getragen werden soll. 

Die operative Gewinnmarge vor Abschreibungen sollte per Ende 2020 nach Vorstandsprojektionen wieder in etwa das Vorjahresniveau von rd. 25 % erreichen, nachdem diese Marge noch zum 30.06. deutlich auf 22,6 % abgesunken war. Implizit geht somit der Vorstand für das 2. Halbjahr von einer Profitabilitätssteigerung des Konzerns aus, die noch deutlich über das Ausmaß der prognostizierten Umsatzausweitung hinausgehen dürfte. 

Ferner bestätigte der Konzernvorstand, dass der technische Vollzug der am 03.02. angekündigten und abschließend bereits allseits genehmigten Übernahme des französischen Großkonkurrenten INGENICO (FR0000125346) planmäßig voranschreite, so dass wir gegen Jahresende mit der endgültigen Finalisierung und dem entsprechenden Börsen-Delisting der Ingenico-Aktie rechnen. An dem neuen Gesamtkonzern, der gemessen am gemeinschaftlichen 2019er Pro Forma-Umsatz von 5,3 Mrd. Euro zum mit Abstand größten europäischen und weltweit viertgrößten Zahlungsabwickler aufsteigen wird (rd. 1 Mio. Geschäftskunden sowie Geschäftsbeziehungen zu rd. 1.200 Finanzinstituten) werden die WORDLINE-Altaktionäre rd. 65 %, die INGENICO-Altaktionäre rd. 35 % der Anteile halten. 

 

Aktienbewertung und Anlageurteil 

 

Trotz unübersehbarer Corona-Belastungen, gerade im Bereich gewerblicher Zahlungsabwicklungen, konnte Worldline das Umsatz- wie auch Gewinn-Minus im 1. Halbjahr in relativ engen Grenzen behaupten. 

Für das 2. Halbjahr erachten wir die Vorstandsprognosen eines weiter anziehenden Konzernumsatzes sowie deutlich überproportional zum Umsatz ausfallender Gewinnausweitungen als sehr plausibel. 

Ab 2021 und darüber hinaus dürfte der sehr aktive Expansionstrend von Worldline, gerade auch aufgrund zunehmender Integrationen von SIX PAYMENTS SERVICES wie auch INGENICO, zunehmend dynamisch zur Entfaltung kommen. 

In diesem Zuge dürfte sich dann bei einem (pro rata für WORLDLINE / INGENICO) von Ende 2019 – Ende 2022 geschätzten Umsatzanstieg von rd. 15 % sowie einer Nettogewinnausweitung um rd. 30 % per 31.12.2022 damit ein beträchtlicher KGV-Rückgang des künftigen Gemeinschaftsunternehmens auf nur noch rd. 28 einstellen, ausgehend vom aktuellen KGV-Niveau von rd. 37. 

Mit diesen KGV-Relationen und langfristig hoch attraktiven, international ausgebauten Wachstumsperspektiven im Verbund mit Ingenico halten wir die Worldline-Aktie derzeit noch für moderat bewertet, und empfehlen den Titel daher auch weiterhin zum Kauf. Ebenso bleibt die Aktie selbstverständlich eine Bestandsposition unseres erfolgreich gemanagten Strategiedepots AKTIEN KONSERVATIV.

 

23.07.2020 - Matthias Reiner - mr@ntg24.de

 

Auf Twitter teilen     Auf Facebook teilen


Informiert bleiben - Wenn Sie bei weiteren Nachrichten und Analysen zu einem in diesem Artikel genannten Wert oder Unternehmen informiert werden möchten, können Sie unsere kostenfreie Aktien-Watchlist nutzen.









Ihre Bewertung, Kommentar oder Frage an den Redakteur


Bitte geben Sie die Anzahl der unten gezeigten Eurozeichen in das Feld ein.
>

 



Bewertungen, Kommentare und Fragen an den Redakteur

 

 

Haftungsausschluss - Die EMH News AG übernimmt keine Haftung für die Richtigkeit der Empfehlungen sowie für Produktbeschreibungen, Preisangaben, Druckfehler und technische Änderungen. (Ausführlicher Disclaimer)