Tesla verfehlt die Erwartungen der Analysten und warnt vor weiterhin schwierigen Zeiten im Sektor

Die Aktie muss deutliche Abschläge verkraften

 

Die Abnehmspritze Wegovy verhalf Tesla-Chef Elon Musk in Kombination mit Intervallfasten bekanntlich dazu, die Pfunde purzeln zu lassen und damit unvorteilhaften Paparazzi-Fotos einen Riegel vorzuschieben. Wenig erfreut dürfte Musk allerdings darüber sein, dass auch Tesla in vielerlei Hinsicht am Abspecken zu sein scheint. Bei den jüngst vorgelegten Zahlen gab es so einige Enttäuschungen zu sehen.

 

Die gute Nachricht zuerst: Tesla (US88160R1014) ist nach wie vor der größte Elektroautobauer weltweit. Leider ist das aber auch schon so ziemlich das einzig Positive, was es gestern nach Börsenschluss zu vermelden gab. Ansonsten fielen die Ergebnisse des Konzerns ausgesprochen mager aus. Am hübschesten sah es noch bei den Umsätzen aus, die im Jahresvergleich um neun Prozent bis auf 23,4 Milliarden US-Dollar zulegten. Das lag allerdings noch immer unter den 24,1 Milliarden Dollar, mit denen die Analysten im Vorfeld rechneten.

Deren Erwartungen wurden durch die Bank verfehlt. Wie zu erwarten war, drückten die diversen Preissenkungen auf die Marge von Tesla und die Umsatzrendite erreichte nur noch müde 7,6 Prozent nach 17,2 Prozent vor einem Jahr. Damit arbeitet der US-Konzern mittlerweile weniger profitabel als mancher alteingesessener Hersteller wie beispielsweise BMW. Elon Musk machte schon vor Monaten klar, dass für ihn Absatzzahlen wichtiger sind als Gewinne. Bei den Anlegern könnte das aber dezent anders aussehen.

 

Tesla kann nicht punkten

 

In absoluten Zahlen ließ der operative Gewinn um dramatische 52 Prozent nach und fiel bis auf 1,8 Milliarden zurück. Trotz der Preisschlachten rechneten Analysten hier mit deutlich mehr. So bleibt der Eindruck, dass Tesla auf ganzer Linie enttäuscht hat. Die Aktie reagierte entsprechend auf die Zahlen. Bereits im Handelsverlauf am Mittwoch ging es um 4,8 Prozent abwärts und nachbörslich ließen die Bären die Tesla-Aktie um weitere 4,2 Prozent abstürzen. Der Kurs pendelte sich in den hiesigen Morgenstunden bei rund 232 Dollar ein.

Leider gibt es auch keine Anzeichen für eine Trendwende. Elon Musk sorgt sich darum, dass vor allem die rasant gestiegenen Zinsen die weiteren Verkäufe zurückhalten könnten. In einer Telefonkonferenz nach Vorstellung der Zahlen sprach Musk davon, dass viele Käufer sich ihren Tesla finanzieren würden. Mit höheren Zinsen ist das zu einem teuren Spaß geworden und da nicht wenige Abnehmer von Monatsgehalt zu Monatsgehalt leben würden, könnte sich manch einer die Anschaffung eines funkelnden neuen E-Autos in Zukunft zweimal überlegen.

Gedämpft hat Musk zudem die Erwartungen an den Cybertruck. Zwar wird an Plänen festgehalten, die ersten Exemplare Ende November an Kunden auszuliefern. Die produzierten Stückzahlen dürften sich aber auf eher niedrigem Niveau bewegen. Die Anlaufprobleme in der Produktion scheinen noch nicht überwunden zu sein und erst bis zum Jahr 2025 könnte man wohl eine Kapazität von 250.000 Einheiten jährlich erreichen.

 

Tesla: Die Luft ist raus

 

Dass Tesla derzeit vor so mancher neuen Herausforderung steht, ist keine großartige Neuigkeit. Verändert hat sich aber ganz offensichtlich auch der Blick von Elon Musk selbst, der kaum noch mit Euphorie und fulminanten Zukunftsversprechen auffällt. Stattdessen wird ein eher düsteres Bild für die Zukunft gezeichnet und wirtschaftliche Unsicherheiten machen dem Börsen-Highflyer offenbar immer mehr zu schaffen.

 

Das färbt auf die Anleger ab und von einer Kursrallye ist bei Tesla derzeit nicht mehr allzu viel zu sehen. Mit einem Plus von fast 100 Prozent seit Jahresbeginn gehört der Titel zwar noch klar zu den Top-Performern in einem mehr als schwierigen Börsenjahr. Doch schon seit Wochen fehlt es an neuem Antrieb. Die nun vorgelegten Zahlen dürften die Börsianer eher nicht in freudige Kauflaune versetzen. Hoffnung macht allenfalls noch, dass Elon Musk an den Absatzzahlen für das Gesamtjahr festhält. Schon das erscheint mittlerweile aber einigermaßen ambitioniert.

19.10.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler

 

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